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Alexa, Feministin

Von Martina Mara   02.März 2019

Sie organisieren Termine. Erstellen To-do-Listen. Bestellen auf Zuruf Toilettenpapier, schalten das Licht ein oder spielen stoisch selbst 25 Mal hintereinander "Backe, backe Kuchen" vor, wenn die Kinder es anschaffen. Digitale Assistenten gehören im Consumer-Bereich wahrscheinlich zu den erfolgreichsten technologischen Entwicklungen der vergangenen Jahre.

Eigentlich müsste es aber heißen: Assistentinnen. Ist es Ihnen schon einmal aufgefallen? Fast alle populären digitalen Diener präsentieren sich im Default-Modus nämlich als weibliche Charaktere, mit Frauenstimmen. Das war in den 1980ern beim Computerassistenzsystem im Raumschiff Enterprise schon so und setzt sich mit den Alexas, Cortanas und Siris in unseren Wohnzimmern und Handys fort. Ausnahmen sind IBMs "Watson" oder "Einstein" von Salesforce. Aber gut, die unterstützen ja auch bei wichtigen Business-Entscheidungen, anstatt niedere Alltagsbedürfnisse einer breiten Nutzerschaft zu erfüllen.

Hersteller von Sprachassistenzsystemen stehen bereits seit längerem in der Kritik, mit geschlechtsspezifischen Technikdesigns tradierte Rollenmuster einzuzementieren. Alexa als allzeit verfügbare Wunscherfüllerin, das lernen schon Kleinkinder als Modell. Warum heißt sie nicht Alex oder Sepp oder Kunibert? Oder ist einfach geschlechtsneutral gestaltet? Fragt man Alexa selbst, warum so viele Sprachassistenten weiblich sind, kommt nur ein "Ich bin mir leider nicht sicher" als Antwort. Ihre Hersteller bei Amazon wissen dazu etwas mehr. Sie berufen sich auf Studien, in denen weibliche Computerstimmen als sympathischer, weniger dominant und fürsorglicher eingestuft wurden als männliche. Um diese Wirkung, die unter anderem eben gerade auch mit erlernten Stereotypen zu tun haben dürfte, abzuschwächen, braucht es wahrscheinlich noch sehr viele Papamonate.

Zumindest ein paar sexistische Klischees haben die Hersteller in letzter Zeit aus dem Konversationsprogramm ihrer virtuellen Roboterinnen gelöscht. Fragte man Alexa noch vor gut einem Jahr, ob sie Sex wolle, gab ihre Programmierung folgende Antwort vor: "Ich bin nicht diese Art von Assistentin". Was natürlich implizierte, dass da eine andere Art von Assistentinnen existiere, die Sex nicht ablehnen würden. Mittlerweile geben Alexa und Siri aber auch Widerworte, beschreiben sich selbst etwa als "Frauenpower aus der Steckdose" oder sagen auf Nachfrage: "Ja, ich bin Feministin. Ich bin für die Gleichberechtigung der Geschlechter." Mit Blick auf den Weltfrauentag nächste Woche ist das zumindest ein Anfang. Erklärungsbedarf zur Frage, warum Computerprogramme überhaupt ein Geschlecht haben sollen, bleibt aber.

Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. E-Mail: mara@nachrichten.at

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