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Heilig auf der Sonnenseite

Von Monika Hoeksema   25.Oktober 2019

Johanns Tag beginnt frühmorgens mit einem Blick auf sein aktuelles Werk. Nach einer Tasse Kaffee geht’s an die Arbeit. Meist sind es Auftragsarbeiten, nur Einzelstücke, nie Kopien, teils Altäre und Grabkreuze. Jetzt im Herbst und Winter fertigt er viele Krippenfiguren und Larven, also hölzerne Masken. Die kommen am 6. Dezember zum Einsatz, wenn der Nikolaus mit den Engerln die Kinder beschenkt und die zotteligen Krampusse in großer Anzahl im Defereggental ihr Unwesen treiben. Gruselig sind die Masken, selbst wenn sie nur an der Wand hängen.

"100 Jahre zurück waren die Larven einfacher und kleiner", erklärt der 60-Jährige. Mit der Zeit seien sie eben immer brutaler, extremer geworden. Gefertigt sind sie aus Zirbenholz, weil das besonders leicht ist. Mit einer Maske aus Linde zum Beispiel hätte der Krampus das doppelte Gewicht zu tragen. Allein in Osttirol gibt es mehr als 100 Maskenschnitzer. Jeder hat eine andere Handschrift. Und einige haben es von Johann gelernt.

Er selbst hat es von seinem Vater. Der war nicht nur Landwirt, sondern, seit ihn ein Unfall in den Rollstuhl zwang, auch leidenschaftlicher Krippenbauer. Seine Ausbildung hat der Sohn dann im Lechtal absolviert, als Holz- und Steinbildhauer. Dabei lernte er auch das Vergolden und Restaurieren. Seine Malereien haben bei der Aufnahmeprüfung überzeugt. Sein Vorbild ist bis heute der österreichische Bildhauer Josef Bachlechner der Jüngere, dessen Motive aus Bronze und Stein vor allem religiös motiviert sind.

Von der Piste zum Schnitzkurs

Weil Johann meist Krippen und Krippenfiguren schnitzt, ist er manchmal auch auf einem Weihnachtsmarkt, jedoch weniger um sie zu verkaufen, als sie auszustellen. In wenigen Wochen, am 24. November beispielsweise, findet in der Wiener Peterskirche eine Krippenschau statt. Auch die Heinzelmännchenkrippe in Köln hat er schon bestückt, andere lebensgroße Figuren standen und stehen in Hamburg und Berlin. "Fast in jedem Bundesland in Deutschland", sagt er, "und auch in Italien."

Wer mag, der kann sich auch zum Schnitzkurs bei ihm anmelden: "Ich muss es nur früh genug wissen." So toben sich nicht wenige Wintersportler im Defereggental am Vormittag auf der Piste in St. Jakob und am Nachmittag mit dem Schnitzeisen in der warmen Werkstatt aus. Honigwarmer Zirbenduft erfüllt die Räume, in denen Anfänger ebenso wie gelernte Möbeltischler konzentriert schnitzen, modellieren, färben, beizen. Und am Ende fährt dann eine kleine Figur mit nach Hause, vielleicht ein Bär oder ein Adler, oder vielleicht das Christkind. Denn der Herrgott ist ja eigentlich überall zu Haus’.

Info: Holzbildhauer Johann Planer, Görtschach 54, 9962 St. Veit in Defereggen, Tel. 0043/4879/440, info@herrgottschnitzer.info www.herrgottschnitzer.info

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