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Die mit dem Jeep urlauben

Von Klaus Buttinger   25.November 2017

Helmut Falb (70 plus) schien einen gut ausgetüftelten Plan im Kopf gehabt zu haben, als er über die Zeit nach seiner Pensionierung nachdachte. Indiz dafür: Fünf Jahre vor Ruhestandsantritt kaufte er sich einen Jeep. Während dieses Zeitraums wollte er sich mit dem Suzuki Grand Vitara so richtig anfreunden, ihm das Nagelneue austreiben, damit dann das Abenteuer ohne Reue über Dellen oder Kratzer beginnen konnte. "Meine erste Jeep-Reise war eine Alpenüberquerung auf alten Militärstraßen", erzählt der Leondinger. Das war vor zwölf Jahren und seither hält ihn der Jeep-Virus gefangen. Er unternahm allein oder mit seiner Frau Brigitte etliche Reisen: nach Kroatien, Albanien, Rumänien, durch die Türkei, auf die Inseln Sardinien, Korsika, quer durch Finnland zum Nordkap oder mit dem Leih-Jeep durch Kanada.

Ebenfalls mit fremdem Gerät, diesmal einem Toyota 4 x 4 Runner (V8, Automatik, Getriebeuntersetzung, Sperren), war Helmut heuer im September in Georgien unterwegs. Gemeinsam mit seiner Co-Pilotin Brigitte ging es von der Hauptstadt Tiflis aus zuerst nach Süden an die Grenze Aserbaidschans, dann nach Norden, Richtung Russland. In Tiflis, das Marco Polo im 13. Jahrhundert als "herrliche Stadt" pries, fand sich eine Gruppe von neun Reiseteilnehmern und vier Autos zusammen. Hans Hainer Buhr von "Kaukasus Reisen" fungierte als Reiseleiter für den neuntägigen Trip und organisierte lokale Guides und Übersetzer.

Falb
 Brigitte und Helmut Falb aus Leonding  

Maldediven? Lieber Mongolei!

Besichtigungen kombiniert mit anspruchsvollen Fahretappen, das bedeutet Urlaub für das Paar. "Wenn ich die Wahl hätte zwischen Malediven per Flieger oder Mongolei offroad, würde ich die Mongolei wählen", sagt Helmut. "Ich auch", sekundiert Brigitte, die anfänglich keine große Freude mit dem Gehoppel über Stock und Stein hatte. Mittlerweile sitzt sie selbst am Steuer und genießt das auch.

Dort, wo Touristen scharenweise dem Selfie-Rausch erliegen, wird man die Jeep-Fahrer nicht zu Gesicht bekommen. Der Antrieb zum Jeep-Fahren war, "dorthin zu kommen, wo die anderen nicht sind", sagt Helmut. Seine Touren plant er mit Hilfe von Karten und Google Earth, sucht die kleinen Straßen. Abseits der Hauptverkehrsadern komme man viel besser mit den Einheimischen zusammen und könne die Landschaft intensiver genießen, meint er. Wobei dies manchmal emotional werden kann.

Am Fuße des Kasbeks, dem mit 5033 Meter dritthöchsten Berg Georgiens, gedachten die Falbs dem hier vor zwei Jahren erfrorenen Linzer Alpinisten Edi Koblmüller, den Helmut während einer Jeep-Safari in der Sahara kennen- und schätzen gelernt hatte.

Georgien – noch ein Geheimtipp

Insgesamt waren die Leondinger von Georgien überrascht. "Ein schönes Land", sagt Brigitte. Die Leute seien trotz ihrer relativen Armut sehr gastfreundlich. Ihre Hoffnung auf ein Stück vom Kuchen hängt am Tourismus, obwohl das Land nicht eben zu den Top-Destinationen zählt. Für Weitwanderer, Reiter, Mountainbiker und Offroader auf Motorrad oder im Jeep dürfte Georgien noch ein Geheimtipp sein. "Trotz Armut wird viel in Gästehäuser investiert", erzählt Helmut. Die Zimmer seien allesamt sehr annehmbar gewesen – mit WC und Bad "halt ohne Fernseher".

"Und plötzlich haben wir da mitten im Hochland von Tuschetien, das den Schäfern und ihren Herden gehört, ein Schild gesehen mit der Aufschrift ,herzlich willkommen‘", berichtet Helmut. Wie sich herausstellte, sprach die Dame, die hier lebte, nahezu perfekt Deutsch. Sie betreibt eine Bäckerei, mit der sie die ganze Region mit Brot versorgt, unterstützt von der Initiative "Brot für die Welt".

"Georgien liegt mir seither am Herzen", sagt Helmut und "sattelt" schon wieder den Jeep.

Zur Person

Namen: Brigitte und Helmut Falb aus Leonding

Beruf: Pensionisten, beide waren früher im Vertrieb tätig

Internet: Unter kaukasus-reisen.de firmiert ein spezialisiertes deutsch-georgisches Reisebüro für allerlei Trips
Im www.offroad-forum finden sich ein Reisebericht und Fotos der Georgien-Tour

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26. April 2024