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Der Genuss des Einfachen

Von Roswitha Fitzinger   16.Februar 2019

Nach 4,2 Kilometern links, so lautet die schriftliche Wegbeschreibung. Doch außer einem Stapel Bauholz neben einem Rohbau ist im Schwarz der Nacht nichts auszumachen. Auch der Pfeil des Navigationsgerätes ist verwirrt, bewegt sich nervös hin und her. Dank der mitgelieferten Telefonnummer wird die Unterkunft schließlich doch gefunden. Das Ziel lag zwar direkt vor der Nase, aber etwas versteckt hinter einer Kurve. Licht dringt durch die kleinen Fenster des Holzhauses, als warte jemand im Inneren. Es ist wohlige Wärme, die die Gäste nach einer dreistündigen Autofahrt empfängt. Der Tisch ist gedeckt, als hätte jemand gekocht. Im weiteren Sinne ist das auch der Fall. Zucchinisuppe, Wildragout mit Semmelknödel, Raunasalat mit frischem Kren stehen auf der Speisekarte bzw. auf den Gläser-Etiketten im Kühlschrank.

Einzigartig Wohnen

Der Stadl in Altenbach ist eines von insgesamt elf Häusern der Familie Silly im Raum Oberhaag (Bezirk Leibnitz), ganz im Süden der Steiermark, direkt an Slowenien grenzend. Jedes der Ferienhäuser ist anders, und doch ist eine Linie unverkennbar: die Lage mitten in der Natur, ob von Weinreben oder Obstbäumen umgeben, die Architektur, die sich daran anpasst und in der Altes und Neues verschmilzt. Gleiches gilt für das Interieur, in dem Glas, Holz, Stein und Leinen den Ton angeben.

Der Genuss des Einfachen
"Wir wollen weg vom Überfluss und bieten das Wesentliche, aber das muss ehrlich und gut sein. Das gilt sowohl fürs Essen als auch fürs Trinken und Wohnen.“ Dietmar Silly, Erfinder von PuresLeben

"Wir wollen weg vom Überfluss und bieten das Wesentliche, aber das muss ehrlich und gut sein. Das gilt sowohl fürs Essen als auch fürs Trinken und Wohnen", erklärt Dietmar Silly das Konzept von PuresLeben, das sich dem Luxus des Einfachen verschrieben hat. Alles hier sei auf Weniges reduziert, aber der Gast habe alles, was er braucht. "Was er nicht hat, braucht er auch nicht", meint der gelernte Kellermeister selbstbewusst. Gemeinsam mit seinem Bruder Gerald führt er das Familienunternehmen, das dazugehörige Weingut besteht bereits in vierter Generation.

Der nächste Tag enthüllt zunächst die Pracht der Winterlandschaft, das Panorama besonders in Szene gesetzt durch die große Glasfront im Wohnbereich. Aufgrund der Hanglage schweift der Blick ganz automatisch über die Baumwipfel hinweg, die einem zu Füßen liegen. Ins Land einischaun, nennt sich das wohl.

Es ist ein Land, in dem Besucher vorwiegend im Sommer und Herbst, höchstens noch im Frühjahr urlauben, sich dann von Buschenschank zu Buschenschank treiben lassen, in die Pedale treten, die Wanderschuhe schnüren oder in einem Heißluftballon die Lüfte befahren, aber im Winter? Keinen Plan zu haben und sich treiben zu lassen, ist ein guter Plan. Das Glück geht – wie im aktuellen Fall – mit einem Adriatief einher. Es hat Schnee gebracht und den Turnauberg in eine 15 Zentimeter dicke weiße Decke gehüllt.

Der Genuss des Einfachen
Auf den zahlreichen Wanderwegen lässt sich auch im Winter hervorragend die Natur genießen.

Der Drang, Winterluft zu schnuppern, ist unwiderstehlich. Es wird drauflos marschiert, auf gut Glück die erste Abzweigung in einen Waldweg genommen. Andere waren auch schon da, Fußspuren von Zwei- und Vierbeinern weisen den Weg, der bei einer Buschenschank endet. Die hält Winterpause, wie ihr Besitzer erklärt. Doch das macht nichts. Die beiden Langhaar-Miezen auf den Fensterbänken scheinen die Ruhe auch zu genießen – und die Sonne, der sie ihre niedlichen Gesichter entgegenhalten.

Frühstück aus dem Glas

Die Luft ist klar, die Sicht auch. Im Gegensatz zu den tierischen Genossen wollen die Zweibeiner ihre Augen vor der sanften Hügellandschaft nicht verschließen. Eine Wandermarkierung weist den Weg weiter den Berg hinauf in Richtung slowenische Grenze. Bis die ersten Grenzschilder auftauchen, ist es nicht weit. Doch weil sich irgendwann der Magen geräuschvoll bemerkbar macht, ist der Rückweg die bessere Option. Das Frühstück wartet. Hausgemachter Joghurt, selbstgemachte Marmelade, frische Bauernbutter, Schinkenspeck und Wurst und frischer Apfelsaft von der Silly-Landwirtschaft, Hart- und Weichkäse von der Hofkäserei, Milch und Honig – alles verpackt in Gläsern. Frisches Brot und Gebäck haben unsichtbare und geräuschlose Geister bereits frühmorgens an der Haustür hinterlegt. Alles Teil des Konzepts.

Der Genuss des Einfachen
Das Frühstücksgebäck wird jeden Morgen frisch geliefert.

"Die Gäste können den Luxus genießen, der mit den Lebensmitteln und Weinen aus eigenem Anbau auch unserer Familie gegönnt ist", sagt Dietmar Silly. Er hat vor zehn Jahren das erste Ferienhaus gebaut. Es war sein eigenes. Weil jedoch die Zeit fehlte, um es ausreichend zu nutzen, startete er den Versuch, es zu vermieten. Wider Erwarten fand das hochwertige und auch hochpreisige Urlaubsdomizil seine Klientel. Aus der Not entstand eine Geschäftsidee. Jahr für Jahr kam ein weiteres Ferienhaus hinzu. Maximal 15 sollen es werden. "Ich habe von meinen Gästen gelernt, mich an ihren Bedürfnissen und meinen Vorlieben für Essen, Trinken und Wohnen orientiert", sagt er.

Rückzug in die Stille

Die aktuellen Gäste genießen derweil die Ruhe im Stadl, der zwar mit Fernseher, WLAN und Radio ausgestattet ist, doch die Gerätschaften haben Sendepause. Lediglich ein Specht arbeitet sich an einem Baumstamm ab und durchbricht die Stille mit seinem Tock-Tock. Die Sauna im Freien hat derweil die nötige Hitze, um ins Schwitzen zu geraten. Kein Saunameister, der sich an halblustigen Witzen versucht, keine Mitschwitzer, deren Ausdünstungen woanders als auf dem eigenen Handtuch landen – nur Stille und Weitblick. Der wohltuende Rückzug gipfelt in einem Besuch der vorab gebuchten Masseurin, die auf klassische oder tibetanisch steirische Art dem Körper Gutes tut.

Der Genuss des Einfachen
Behaglichkeit auf höchstem Niveau

Mit einem Besuch des Hausherrn müssen die Gäste hingegen nicht rechnen. Das ist Absicht. "Sie wollen und sollen ihre Ruhe haben", sagt dieser. Für Wünsche und Fragen gibt es eine Mobilnummer. Gast und Gastgeber bleiben sich dennoch nicht fremd. Zum gegenseitigen Kennenlernen wird samstags zu einem Gästeabend in einem weiteren Silly-Domizil geladen. Dort werkt Christopher Silly, 23-jähriger Spross des Hausherrn. Er ist der, der die Gäste kulinarisch versorgt – generell, und speziell für diesen Abend hat er ein achtgängiges Menü vorbereitet, mit allem, was der eigene Garten und die Region so hergeben. Der Genuss manifestiert sich auch hier in einer Reduktion auf das Einfache, beginnend mit Leinsamenchips mit Knoblauchsahne, einem Sauerteigbrot mit Süßrahmbutter, alles selbst gemacht. Bei Rollgerste mit Schmalz und einem von Papa Silly erlegtem Hirschkalb, das mit Kartoffelpüree samt Wacholderstaub verfeinert wurde, und den dazu passenden Silly-Weinen lernen sich die Hausgäste kennen, tauschen sich aus über ihre jeweiligen Unterkünfte und Aktivitäten. Der Abend endet mit einem auf dem Holzofen zubereiteten Kaiserschmarrn samt Zwetschkenröster, bevor alle wieder den Rückzug in ihre kuscheligen Höhlen antreten, die man gerade angefangen hat zu vermissen.

 

Tipps und Wissenswertes

 

Zwei Kategorien: Der Gast kann bei den Ferienhäusern von PuresLeben aus zwei Kategorien wählen. Die neun Premiumhäuser (mit Sauna, Pool, Naturbiotop) unterscheiden sich von den Lagenhäusern (2) hinsichtlich ihrer Größe, Ausstattung. Ob Sommer oder Winter, der Preis pro Person und Nacht ist gleich: Premiumhäuser ab 200 Euro, Lagenhäuser um 150 Euro, jeweils mit Frühstück. In der Nebensaison sind Abendessen und die Getränke (inklusive Wein) inkludiert.

Kontakt: Telefon: 03452/74 102, Mobil: 0664/21 55 044, www.puresleben.at, E-Mail: info@puresleben.at
Genussreiche Umgebung: Die Gölles-Manufaktur für Brände und Essig in Riegersburg, www.goelles.at
Schokoladenmanufaktur Zotter, ebenfalls in Riegersburg, www.zotter.at
Schinkenmanufaktur Vulcano in Auersbach, www.vulcano.at

 

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27. April 2024