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Auf den Spuren der Inkas

Von David Jungwirth   06.Oktober 2012

Hast du schon Machu Picchu gesehen?“ ist oft die erste Frage, wenn ich vom Aufenthalt in Peru erzähle. Es gibt mehrere Wege, die Touristenattraktion zu bewundern: Üblich ist die einfache Variante – mit dem Zug zum Fuß des Berges, mit dem Bus hinauf und dann eine geführte Tour durch die Ruinen der Inkastadt. Wir entschieden uns für eine fünftägige Wanderung, die uns durch wunderschöne Landschaften über 4600 Meter hohe Berge führt.

Nach fünfstündiger Busfahrt von Cusco nach Sayllapata starten wir in Begleitung des Führers Hernan gegen 10 Uhr morgens mit dem Treck. Gemeinsam mit drei Brasilianern und zwei Amerikanerinnen. Uns stehen Transportpferde und Campingausrüstung zur Verfügung. Wir beladen die kleinen, stämmigen Tiere mit schwerem Gepäck. Unruhig reißt sich ein Maultier los, wirft das Gepäck ab und bricht aus. Herbeigeeilte Männer helfen, das Tier zu beruhigen.

Spannung und Euphorie in der Gruppe – jeder blickt erwartungsvoll zu der vor uns liegenden Bergkette. In Gedanken gehe ich den Inhalt des Rucksackes durch. Es ist nicht leicht, für drei Klimazonen und jedes Wetter die Ausrüstung einzupacken, leicht soll es auch sein.

In der Ferne leuchten schneebedeckte Gletscher in der Sonne. Der Pfad schlängelt sich durch enge Täler, waldige Hügel und steinige Felsen. Das Wandern fällt leicht, weil wir uns auf flachen Wegen ins Innere des Gebirges vorarbeiten. In der Stille der Gebirgslandschaft taucht vor uns eine Staubwolke auf. Bagger und Baumaschinen planieren lautstark einen Zufahrtsweg. Ein Luxusresort wird gebaut – inmitten der Einöde.

Auf 3700 Metern Seehöhe schlagen wir in Soraypampa unser Nachtlager auf. Planen schützen unsere Zelte vor Wind und Wetter. Der „Ort“ besteht nur aus den Hütten von drei Familien.

Reitausflug in den Bergen

Wir mieten uns von den Dorfbewohnern Pferde. Pferde trifft in Peru nicht ganz zu – meist sind es Mulis und Maultiere. Diese sind kleiner, zäher und besser für die raue Berggegend geeignet. Über Stock und Stein reiten wir zu einer Lamaherde. Alpacas sind eine in Peru als Haustiere gezüchtete, kleinere Lama-Spezies mit wärmerer Wolle und besser schmeckendem Fleisch. Wir reiten durch einen eiskalten Gletscherbach, aus dem unsere Reittiere Wasser trinken. Legen uns danach bald schlafen, da es durch nicht vorhandene Elektrizität ohnehin kein Licht gibt – und wir für den morgigen anstrengenden Neun-Stunden-Marsch ausgeruht sein wollen.

Die Nacht war eisig kalt, unser Tag beginnt um halb sechs Uhr früh: zusammenpacken, Frühstück, Pferde beladen und los geht’s. Hernan erklärt uns eine Inka-Tradition: Bei Beginn des Anstieges nimmt jeder Bergsteiger aus dem Gebirgsbach einen schönen Stein mit. Dieser wird dann am Gipfel der Pachamama, der Göttin Mutter Erde, geopfert. Im Bach suche ich nach einigen schönen, kleinen Steinen – nur nicht zu schwer, jedes Übergewicht würde beim Gehen anstrengen. Ein steiler Anstieg führt uns durch die zweite Klimazone unserer Wanderung: Die Vegetation wird immer spärlicher. Auch der fehlende Sauerstoff in der Luft macht sich bemerkbar. Wir verlangsamen das Tempo, nur gelegentliche Pausen ermöglichen ein Weitergehen. In Peru gibt es ein Allheilmittel gegen Höhenkrankheit, Schwäche oder Hunger: die Blätter der Coca-Pflanze. „Kommt, nehmt auch ein wenig von den Blättern – die geben euch neue Kraft.“ Hernan reicht uns Coca-Blätter. Wir kauen die Mischung. Der Mund fühlt sich taub an, wir spüren neue Energie. Das Atmen fällt mir wieder leichter, die beginnenden Kopfschmerzen sind wie weggeblasen. 4629 Meter über dem Meeresspiegel verrät das Schild auf dem Salkantay-Pass.

Wir starten um fünf Uhr morgens. Abgründe, hohe, steile Berggipfel, vor uns liegt Machu Picchu. Täglich dürfen 2500 Personen hier herauf. Noch vor dem Sonnenaufgang wollten wir auf dem Berg sein – um den Touristenströmen zu entkommen. Leider funktioniert der Plan nicht, denn diese Idee hatte auch die Hälfte der anderen Besucher. Mit hochmodernen Scannern und Computeranlagen werden unsere personalisierten Tickets, Reisepässe und Studentenausweise kontrolliert. Tourismus.

Alter Gipfel: Machu Picchu (übersetzt: Alter Gipfel) ist eine gut erhaltene Ruinenstadt in Peru. Die Inkas erbauten die Stadt im 15. Jahrhundert in 2360 Metern Höhe auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Berges gleichen Namens (Machu Picchu). Die Stadt umfasste 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen gelegen und mit Treppen verbunden waren.

Lederhose: David Jungwirth und Helmut Steiner reisen ein Jahr lang in Lederhosen um die Welt.

Weitere Reiseberichte, Fotos und Videos finden Sie im Internet unter lederhosening.com

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26. April 2024