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Wenn die Chemo das Gehirn umnebelt

15.Februar 2020

Termin versäumt, Autoschlüssel verlegt, den Namen eines guten Bekannten vergessen? Wenn solche Denkleistungsstörungen während oder nach einer Chemotherapie auftreten, ist das keine Seltenheit: "80 Prozent aller Brustkrebspatientinnen zeigen unter Chemotherapie eine Abnahme ihrer Denk- und Konzentrationsfähigkeiten", heißt es aus dem Kepler Universitätsklinikum in Linz. Hier geht man nun in einer groß angelegten Studie der Frage nach, ob dem mit körperlichem Training gegengesteuert werden kann.

Unter "Chemobrain" fassen Mediziner jene nebeligen Momente oder Gedächtnislücken zusammen, die als Nebenwirkungen einer Behandlung mit Antikrebsmedikamenten entstehen können. Bei 35 Prozent der betroffenen Patientinnen bleiben diese Einschränkungen über Jahre hinweg bestehen und verringern Lebensqualität und Erwerbsleben.

Wenn die Chemo das Gehirn umnebelt
Team um David Kiesl (li.) und Milan Vosko forscht auf internationalem Niveau

Ursachen noch unklar

Was genau die Störungen verursacht, ist noch nicht klar. Wahrscheinlich kommt eine Mischung mehrerer Faktoren zum Tragen:

Verminderung der Zellbildung im Hippocampus durch Zytostatika;

die Krebserkrankung selbst;

hormonelle Veränderungen;

Schlafstörungen, Schmerzen und Nebenwirkungen von Schmerzmitteln;

traumatisierendes Erlebnis der Diagnose und Behandlung der potenziell tödlichen Krankheit.

Eine gezielte Behandlung gegen die Chemobrain-Effekte passiert noch sehr selten. Ärzte raten zu körperlichem Training und Gehirntraining. Weiters sollen mit dem Anfertigen von Notizzetteln als Gedächtnisstützen und festen Tagesroutinen Stress vermieden sowie ausreichende Ruhezeiten gefördert werden.

Die von der Krebshilfe OÖ geplante Studie an der Universitätsklinik für Hämatologie und Internistische Onkologie und der Klinik für Neurologie 2 am Kepler Universitätsklinikum in Linz soll nun den Einfluss eines speziellen körperlichen Trainings auf die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung zutage fördern. Denn aus früheren Studien gibt es Hinweise, dass sich hochintensives Intervalltraining noch besser als Grundlagen-Ausdauertraining auf den Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit auswirkt. In wenigen Wochen wird mit einem ausgetüftelten Trainingsprogramm im ambulanten Rehazentrum (CardioMed Linz) begonnen. Patientinnen trainieren dort in Gruppen und unter Aufsicht auf Ergometern. Begleitet wird der auf ein Jahr konzipierte Trainingsprozess in den Kliniken für Neurologie, Neuropsychologie und Neuroradiologie mithilfe von bildgebenden Verfahren zur Gehirnuntersuchung. Die Auswirkungen des Trainings auf das Herz werden von der Kardiologie des Kepler Uniklinikums untersucht.

Internationale Zusammenarbeit

Ebenso an Bord sind renommierte Zentren auf diesem Gebiet: die Deutsche Sporthochschule Köln, das Institut für Sportwissenschaft in Graz, die Klinik für Neurologie der Karls-Universität in Prag sowie das Institut für Biochemie der Charité in Berlin. "Das Studiendesign und die Gesamtheit der neurokognitiven Erfassung ist einzigartig", meint Oberarzt Milan Vosko. Univ.-Prof. Clemens Schmitt von der Medizinischen Fakultät der JKU und Vorstand der Universitätsklinik für Hämatologie und Internistischen Onkologie sagt: "Wir hoffen – gemeinsam mit den Patientinnen dieser Studie – Ergebnisse zu erarbeiten, die dann in neue, moderne Behandlungskonzepte direkt am Universitätsklinikum überführt werden können."

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