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"Sucht hat einen Boden, auf dem sie sprießt"

07.Dezember 2019

Es ist längst etabliert und ein fixer Bestandteil in der heimischen Gesundheitslandschaft: Das "Institut Suchtprävention" von pro mente OÖ mit seinem 31-köpfigen Team rund um den Leiter Christoph Lagemann feiert heuer sein 25-jähriges Bestehen. In ihrer druckfrischen Programmübersicht präsentiert die Institution beachtliche 80 Projekte, die in fast alle Lebensbereiche hineinspielen: Familie, Kindergarten, Schule, Jugendzentren, Betriebe. 10 Millionen Mal erreichten die Suchtexperten im vergangenen Vierteljahrhundert Oberösterreicher. Immer steht der Mensch und nicht die Erkrankung im Mittelpunkt. "Das ist die Champions League der Suchtprävention", sagt Gernot Koren, Geschäftsführer von pro mente OÖ.

Sucht hat immer Ursachen

"Als Psychotherapeut weiß ich: Sucht hat einen Boden, auf dem sie sprießt", sagt Lagemann. Angeregt durch ein Schweizer Vorbild begab sich der Therapeut bereits vor 25 Jahren auf Ursachensuche, warum Menschen Drogen nehmen, rauchen, Alkohol trinken oder krankhaft spielen. "Sucht hat immer Ursachen. Das habe ich damals schon intuitiv gespürt. Und mittlerweile hat uns die Forschung Recht gegeben", so der Experte, der sich mit seinen Mitarbeitern sehr an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Während vor der Gründung des "Instituts für Suchtprävention" vor allem Drogen im Fokus standen, kristallisierten sich schnell auch andere Bereiche heraus: Wie geht man am besten mit unserer Kulturdroge Alkohol um? Wie hält man die Jungen davon ab, zur Zigarette zu greifen? Was bewegt junge Mädchen dazu, sich zu Tode zu hungern? "Wir waren in Österreich die ersten, die in Prävention investiert haben. Geld kam damals von den Politikern Josef Pühringer und Josef Ackerl", ist der Pionier noch heute für die monitären Vorschusslorbeeren dankbar. Denn: "Ein Politiker, der in Prävention investiert, wird die Früchte nicht ernten." Diese Früchte können sich übrigens sehen lassen: Vorzeitig wurden in Oberösterreich zum Beispiel die Ziele beim Alkohol- und Zigaretten-Konsum – besonders bei Jugendlichen – erreicht.

Gefahren rechtzeitig erkennen

"Menschen werden dort abgeholt, wo sie sind. Christoph Lagemann und das Institut Suchtprävention sind auch Impulsgeber, wenn sich neue Gefahrenpotentiale ergeben", sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander. Immerhin 1,5 Millionen Euro buttert das Gesundheitsressort des Landes Oberösterreich jährlich in die Institution.

Das Geld fließt zum Beispiel in den Bereich Digitalisierung. Einerseits machen sich die Suchtexperten die neuen Medien zu Nutze. So erreichen sie junge Menschen etwa über Youtube oder bieten Lehrlingen eine App an, die ihnen zu einem besseren Leben verhelfen und sie gleichzeitig von Zigaretten und anderen Suchtmitteln fernhalten soll.

Andererseits sind Lagemann und sein Team mit immer mehr Jugendlichen konfrontiert, die sich nächtelang in Egoshooter-Spielen auf dem Computer verlieren oder deren Leben nur noch in den Sozialen Netzwerken stattzufinden scheint. "Es geht darum, digitale Kompetenz zu erlangen. Ich plädiere dafür, dass sich der Mensch einmischt. Es kann nicht so sein, dass wir uns von Firmen im Silicon Valley diktieren lassen, was wir brauchen", so Lagemann. (dh)

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