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Augenblicklich krank

02.Dezember 2011

Minuten sind entscheidend

Bei Gefäßverschlüssen entscheiden Minuten über Blindheit oder eine zurück gewonnene Sehfähigkeit. Deshalb muss bei jedem Verdacht auf ein solches Problem, dem zum Beispiel ein Zentralarterienverschluss oder eine Netzhautablösung zugrunde liegen kann, sofort ein Transport ins Spital organisiert werden.

Wenn Mücken tanzen

Auch wenn plötzlich viele kleine „Mouches“ vor dem Auge zu tanzen scheinen, Blitze in der Dämmerung, aufsteigender Rauch oder Russregen sowie zunehmende Schatten das Sehen behindern, kann dies auf eine beginnende Netzhautablösung hinweisen. „Große Gebiete, die sehr schnell grau oder schwarz werden, auftretende Balken und sektorförmige Ausfälle deuten auf eine Blutung oder ein entsprechendes Gefäßproblem hin“, erklärt Lampl.

Gefäßverschluss im Auge

„Die moderne Medizin kann heutzutage ähnlich wie beim Schlaganfall oder Herzinfarkt auch beim akuten Gefäßverschluss im Auge eine Auflösung des Thrombus durchzuführen“, sagt Primar Dr. Lampl. „Dafür ist aber ein rasches Handeln sehr wichtig, um die Sehkraft zu erhalten.“

Hinweis auf Tumor

Nicht alle Phänomene, die wir visuell wahrnehmen, finden wirklich im Auge statt. So können kleine Gesichtsfeldausfälle und Flimmern vor den Augen, besonders, wenn es sich im Sehzentrum abspielt, ein Symptom von Durchblutungsstörungen im Hirn sein. Migräne zum Beispiel führt in etwa zehn Prozent der Anfälle zu einer im Auge wahrnehmbaren Aura.

Gesichtsfeldausfälle

Werden Bereiche des Gesichtsfeldes auf einmal schwarz, grau, verwischt oder gar verzerrt wahrgenommen, ist die Ursache dafür ein Skotom. Die Gesichtsfeldausfälle kommen vor allem durch Hirnblutung oder durch Schlaganfälle vor. Sie sind für die meisten der Betroffenen sehr belastend, vor allem auch durch die zahlreichen Sehstörungen, die sich im Alltag zeigen. Augenleiden wie Grauer und Grüner Star können sich auch in Gesichtsfeldausfällen zeigen. „Hinter solchen Symptomen können auch Hirntumoren stecken“, so Lampl.

Kopfarbeit fürs Sehen

Das Abbild unserer Umwelt auf der Netzhaut ist voller Mängel. Erst eine anschließende „Bildbearbeitung" durch Hirnprozesse sorgt für die leistungsfähige visuelle Wahrnehmung, die wir gewöhnlich allein unseren Augen zuschreiben. Die Netzhaut ist eigentlich entwicklungsgeschichtlich bereits ein Stück Gehirn, es befindet sich pro Auge unter anderem 120 Millionen Sehzellen. Diese übertragen den Lichteinduck in elektrische Impulse, die sie über den Sehnerv (eine Million Nervenfasern) ins Gehirn weitersenden. Tatsächlich sehen wir nicht mit den Augen, sondern mit der Sehrrinde, die sich im Hinterkopf befindet. Bestimmte Sehstörungen finden eben nicht im Auge, sondern im Gehirn statt, wie das klassische Augenflimmern bei der Migräne.

Schwarz vor Augen

Erst sehen wir Sterne, dann wird uns schwarz vor Augen. Diese Symptome sind typisch für die „orthostatische Dysregulation“, ein plötzlichen Blutdruckabfall infolge eines zu schnellen Wechsels der Körperlage. Zum Beispiel, wenn wir im Bett liegen und ruckartig aufstehen wollen. Betroffen sind häufig große, hagere Menschen, Untrainierte, Schwangere, Jugendliche im Wachstumsschub und Senioren. Weshalb aber wird uns ausgerechnet schwarz vor Augen? Wenn die Sehzellen zu wenig Sauerstoff bekommen, werden sie quasi wie eine Lampe ausgeknipst. Das wirkt wie die Abwesenheit von Licht und erzeugt den Eindruck „dunkel“ oder „schwarz“. Vor diesem kurzzeitigen „Erblinden“ durchlaufen die Sehzellen im Auge eine kurze Phase hoher Aktivität. Diese Aktivität macht sich im Gehirn durch Licht bemerkbar - wir sehen flackernde Sternchen.
Der häufigste Grund für eine Ohnmacht bei ansonst gesunden Menschen ist eine Fehlsteuerung in der Weitstellung der Blutgefäße (vasovagale Synkope). In Folge einer psychischen Belastungssituation (Angst, Schmerz oder Stress) wird oft eine Kettenreaktion ausgelöst, an deren Ende auch ein Blutdruckabfall steht. Diese Art von Synkopen kündigt sich meist Sekunden zuvor durch Alarmsignale wie Schwankschwindel, Verschwommensehen, Tunnelblick, Übelkeit, Herzklopfen oder Schwitzen an.

Doppelt sehen

Doppelbilder sind alles andere als harmlos. Dabei werden die vom linken und rechten Auge wahrgenommenen Bilder im Gehirn nicht zu einem räumlichen Bild zusammengefügt. Drei Hirnnerven und zwölf Augenmuskeln sind normalerweise für das räumliche Sehen verantwortlich. Doppeltsehen (Diplopie) kann zahlreiche Ursachen haben: Erkrankungen und Störungen der Augenmuskeln; Verletzungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen. und Tumoren in Auge und Gehirn. Auch bei angeborenem und bei erworben Schielen (Strabismus) kommt es typischerweise zu Doppelbildern.

Zu tief ins Glas geschaut

Bei starker Müdigkeit aber auch Alkoholgenuss, beziehungsweise Alkoholmissbrauch können die Augenmuskeln nachlassen und man sieht vorübergehend doppelt. Da Doppeltsehen Zeichen einer ernsten Erkrankung im Auge oder im Gehirn sein kann, muss die Ursache ärztlich abgeklärt werden.

Sehnerventzündung

Schmerz hinter dem Auge, der sich bei Augenbewegungen oder Druck auf den Augapfel verstärkt, rasche, meist einseitige Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung, blinde Stelle in der Mitte eines Auges, erheblich gestörtes Farbsehen, nebelartiger Schleier vor den Augen – diese Symptome sind ein Anzeichen für eine Sehnerventzündung. Die Entzündung ist entweder im Auge (Papillitis) oder hinter dem Auge (Retrobulbärneuritis) oder mit Beteiligung der Netzhaut in der Umgebung der Papille (Neuroretinitis). Meist bleibt die eigentliche Ursache unklar. „Die Sehnerventzündung kann jedoch im Rahmen von Autoimmun- und Systemerkrankungen, Infektionen oder Vergiftungen auftreten. „Bei 75 Prozent der Sehnerventzündungen bleibt die Ursache ungeklärt, mit Ausnahme der Retrobulbärneuritis: Sie ist in 30 Prozent Frühsymptom der Multiplen Sklerose“, sagt Primar Lampl.

Elisabeth Dietz-Buchner
Dezember 2011

Foto: Bilderbox

 

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