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Achtung: Giftige Beziehung!

Von Barbara Rohrhofer   16.September 2020

Die Sehnsucht nach engen Freunden ist fast so alt wie die Menschheit selbst. "Wer gute Freunde hat, ist auch wirklich glücklicher. Das müssen auch gar nicht so viele sein", sagt der Linzer Psychiater Werner Schöny, Ehrenpräsident von "pro mente". "Eine Handvoll reicht schon. Für 50 Freunde hätte man ja sowieso nicht die Kapazitäten, denn Freundschaften kosten ja auch Zeit, weil sie gepflegt werden wollen."

Freunde können unseren Alltag erhellen, sind manchmal Entwicklungshelfer, wichtige Ratgeber und oft sogar Retter in der Not. Wenn wir Glück haben, begleiten sie uns von der Jugend bis ins Erwachsenenalter.

"Es gibt aber auch Freunde, die einem ganz und gar nicht guttun. Das erkennt man vor allem daran, dass es einem nach einem Treffen viel schlechter geht als vorher. Man fühlt sich ausgelaugt, müde und leer. Früher hat man zu diesen Menschen ,Energieräuber‘ gesagt, heute bezeichnet man diese Beziehungen oft als toxische, also giftige Verbindungen", sagt die Linzer Psychologin Isabella Woldrich. Getarnt seien diese Krafträuber oft als hilfsbedürftige Mitmenschen oder aber als sehr unterhaltsame Gesprächspartner. "Doch sie nutzen die Geduld und Hilfsbereitschaft ihrer Zuhörer schamlos aus, reden nur über sich selbst, wissen alles besser, machen alle anderen schlecht, erzählen Vertrauliches weiter oder fragen das Gegenüber niemals, wie es ihm geht. Oder sie sind auf alles neidisch, was man tut oder hat."

Wenn man bemerkt, dass man eine toxische Freundschaft führt – und das passiert laut Psychologin Isabella Woldrich jedem Menschen mindestens einmal im Leben – solle man schleunigst versuchen, sich davon zu lösen. "Oft funktioniert das natürlich nicht, weil der Betreffende vielleicht Teil des Freundeskreises ist. Dann rate ich dazu, ein mentales Schutzschild aufzubauen und die Person, die einem nicht gut tut, freundlich in die Schranken zu weisen und darauf zu achten, so wenig Berührungspunkte wie möglich zu haben." Ein Ausreden der Probleme habe bei toxischen Beziehungen oft keinen Sinn. "Sonst wären sie ja nicht giftig!"

1 Raus auf der Opferrolle! Wenn jemand immer wieder toxische Freundschaften führt und sich stets als Opfer in Beziehungen sieht, sollte er sein Verhalten analysieren und reflektieren. "Es hat grundsätzlich mit einem selbst zu tun, wenn man immer wieder in die gleiche Falle tappt", analysiert die Psychologin. Der Schlüssel, mit Widrigkeiten umzugehen, liege in uns selbst. Auch bei toxischen Beziehungen brauche es immer einen, der es zulässt, und einen, der es tut. Vielfach seien die Gründe dafür in der Kindheit der Betroffenen zu suchen. Denn da prägen sich Urvertrauen und Selbstwertgefühl aus.

2 Welche Typen können toxisch sein? Da gibt es verschiedene Varianten: Das können einerseits Menschen sein, die sich stets als Opfer sehen und vom Gegenüber eine Sonderbehandlung verlangen, oder Typen, die vermeintlich über alles Bescheid wissen und immer Recht haben. Wieder andere arbeiten mit Schuldgefühlen und versuchen damit, andere zu manipulieren. "Wie gesagt, kommt es natürlich immer auf die Reaktionen des Gegenübers an und wie nahe einem der andere damit kommt."

3 Zeit für Neues: Es kann schwer sein, eine Beziehung zu beenden, auch wenn sie noch so schlecht sein mag. "Man kann das als Lernprozess sehen. "Vielleicht muss man sich von der Idee des ,Best friend forever‘ verabschieden. Besser ist es, Freunde für jede Lebenslage zu haben; einen für Reisen, einen zum Probleme-Wälzen und einen, mit der man Spaß haben kann."

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26. April 2024