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"Sekundäres Ertrinken" kann erst Stunden nach dem Badeunfall passieren

Von Dietlind Hebestreit   27.Juni 2017

Im Netz schlägt derzeit eine Geschichte hohe Wellen, laut der ein Kind in den USA Stunden nach einem scheinbar harmlosen Badeunfall im Bett gestorben ist. Genannt wird dieses Phänomen, bei dem vorerst keine Symptome zu erkennen waren, im Internet "sekundäres Ertrinken". "Das heißt nicht mehr so, gibt es aber wirklich", sagt Oberarzt Martin Wald.

Der Leiter der neonatologischen Intensivstation am Klinikum Wels-Grieskirchen erklärt: "Wenn der Mensch bei einem Badeunfall Wasser in die Lunge bekommt, kann es sein, dass er praktisch keine Symptome zeigt. Die Flüssigkeit kann aber auch noch nach Stunden – bis zu einem Tag – dort ein Ödem bilden."

Diese Flüssigkeitsansammlung führt zu einer Störung des Gleichgewichts in der Lunge, Sauerstoff kann schlechter aufgenommen und Kohlendioxid schwieriger abgegeben werden. "Der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das kann im schlimmsten Fall bis zum Tod führen", sagt der Kinderarzt. Betroffen können Menschen aller Altersgruppen sein.

Unbedingt ins Krankenhaus

Allen Eltern rät er dringend, ihr Kind nach einem Badeunfall auch dann ins Krankenhaus zu bringen, wenn es keine oder kaum Symptome wie Husten, Atemnot oder Rasselgeräusche gibt. Ein weiteres Alarmsignal sei, wenn das Kind, nachdem es aus dem Wasser gezogen wurde, sich verändert oder ruhiger ist. Diese neurologischen Symptome können bis zur Bewusstlosigkeit reichen.

Was geschieht mit einem Kind nach einem Badeunfall? "Es sollte mindestens acht Stunden in einer Klinik überwacht werden, auch wenn es keine Symptome zeigt", sagt Wald. Gemessen wird dort die Sauerstoffsättigung mit einem Pulsoximeter-Clip am Finger sowie die Blutgase. "Am Ende der Überwachung sollte sicherheitshalber noch ein Röntgenbild von der Lunge gemacht werden", rät der Mediziner. Anlaufstellen sind alle Kinderabteilungen in Krankenhäusern. Bei schwerwiegenden Fällen ist das Kepler Universitäts Klinikum, Med Campus IV zuständig. Bei leichten Fällen kann es ausreichen, den Patienten mit Sauerstoff zu versorgen und den Körper das Problem selbst regulieren zu lassen. Bei einem massiven Sauerstoffmangel kann es notwendig sein, zu intubieren – also über den Mund einen Schlauch in die Lunge einzuführen.

Auch mit dem Begriff "trockenes Ertrinken" hat der Mediziner keine Freude. Dabei ist gemeint, dass sich beim Untertauchen der Kehlkopfdeckel als Schutzreflex verschließt. So dringt zwar kein Wasser in die Lunge; allerdings sind die Sauerstoffreserven gering und es kann zu einem Mangel im Körper kommen.

Kinder immer im Auge haben!

Beim Ertrinken gibt es zwei Häufungen: im nicht schwimmfähigen Kleinkindalter und bei Teenagern, wobei hier oft Mutproben und Alkohol im Spiel sind.

"Pools sind eine große Freude, aber auch eine große Gefahr. Man muss lückenlos auf kleine Kinder aufpassen. Das Ertrinken kann lautlos ablaufen", warnt Mediziner Martin Wald.

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26. April 2024