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Krebs: Hohe Überlebenschancen in Österreich

01.Februar 2018

Die Diagnose Krebs ist für Betroffene – und das sind pro Jahr 39.000 Österreicher – ein Schock. Diese sehr schwere Erkrankung ist nach wie vor mit großen Ängsten, Unsicherheiten und vielen Fragen verbunden: Warum ich? Werde ich die Operation gut überstehen? Verliere ich bei der Chemotherapie die Haare? Und: Werde ich überleben?

Eine beruhigende Antwort liefert die Statistik: Wer in Österreich ins Krankenhaus kommt, hat gute Chancen, diese schwere Erkrankung zu überleben und wieder gesund zu werden. Das ist nicht an allen Orten in Europa gleich: Die Überlebensraten sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. In Österreich leben rund 61 Prozent der Betroffenen länger als fünf Jahre. Bessere Chancen haben nur die Patienten in Schweden, Island und Finnland. Zum Vergleich: In Großbritannien, das von Gesundheitsökonomen und manchen Gesundheitspolitikern aufgrund seines staatlichen Gesundheitssystems oft hochgelobt wird, beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate von Krebspatienten "nur" 49 Prozent. Faktum ist, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen der Finanzierung des Gesundheitswesens und den Heilungschancen gibt, wie folgendes Beispiel zeigt.

Österreich gibt im Jahr pro Person rund 200 Euro für Krebs, Polen nur 50 Cent aus. Die Folge: In Österreich lag die Krebssterblichkeit laut OECD-Bericht im Jahr 2013 bei etwa 240 Todesfällen pro 100.000 Einwohner, in Polen waren es etwa 300 Todesfälle.

Zahl der Krebsfälle nimmt zu

"Zwischen 1995 und 2012 ist die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen weltweit um 30 Prozent gestiegen. Krebs ist die zweithäufigste Todesursache mit etwa 25 Prozent. Europaweit haben die Krebs-Todesfälle um elf Prozent zugenommen. In Österreich stieg die Zahl der Neuerkrankungen um 15 Prozent, die Krebs-Todesfälle blieben stabil", sagt Thomas Hofmarcher vom Institut für Gesundheitsökonomie IHE mit Sitz in Schweden.

Experten sehen es als große Errungenschaft, dass viele Fragen rund um Krebserkrankungen in den vergangenen Jahren gelöst werden konnten. Neue Medikamente machen ein viel längeres Überleben als noch vor wenigen Jahren möglich. Allerdings gibt es nach wie vor ungeklärte Themen, da Krebs eine sehr komplexe Erkrankung ist. "Die Medizin hat bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Das war erstens die ,zielgerichtete Therapie’, bei der es gelungen ist, einzelne Ziele bei Krebserkrankungen zu identifizieren, die wir wiederum ganz spezifisch mit Arzneimitteln ansprechen können", sagt Onkologe Christoph Zielinski, Leiter des Krebszentrums an der MedUni in Wien. "Der zweite Punkt ist die Immuntherapie zur Überwindung der Strategie von Tumoren, der körpereigenen Immunabwehr zu entkommen."

Große Hoffnungen werden derzeit in die so genannte "CAR-T-Zelltechnologie" gesetzt, bei der Immunzellen des Patienten gewonnen, gentechnisch "scharf" gemacht und dann den Patienten wieder zurückgegeben werden. Die Therapie scheint zum Beispiel bei bestimmten Leukämieerkrankungen wirklich gute Ergebnisse zu bringen.

Hohe Kosten, hohe Heilungsrate

Die Vielzahl an neuen Krebsmedikamenten, vor allem die neuartige Immuntherapie, werde zu einer deutlichen Kostensteigerung führen, schätzt Zielinski.

"Aber man muss das in Relation setzen zu den vielen gewonnenen Lebensjahren, die den Patienten dadurch gegeben werden können. Wir heilen heute 80 Prozent der Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium. Das war vor einigen Jahren noch nicht möglich. Bei Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium gelingt es uns, den Zustand der Betroffenen oft über Jahre hinweg stabil zu halten. Wir werden überhaupt immer mehr bisher unheilbare Krebsleiden in längerfristig chronische Erkrankungen überführen können", sagt der Experte.

Auf die hohen Kosten der neuen Therapien angesprochen, meint Zielinski, dass er den Eindruck habe, dass es Zeichen gebe, dass es von Seiten der Pharmaindustrie zu einer Preisdämpfung kommen werde. (bar)

 

Erfolge und Probleme

Lungenkrebs: Keine andere Krebserkrankung ist tödlicher als das Lungenkarzinom. Jährlich werden weltweit 1,8 Millionen Neudiagnosen gestellt; 1,6 Millionen Menschen sterben jährlich daran. Langfristig hilft nur ein Rauchstopp.

Bauchspeicheldrüsenkrebs: In Zahlen gefasst handelt es sich beim Pankreaskarzinom zwar nicht um eine der häufigsten Krebserkrankungen, doch wird seit Jahrzehnten ein kontinuierlicher, deutlicher Zuwachs registriert. In Österreich gibt es pro Jahr 1500 bis 1600 Neudiagnosen. Für 2020 werden rund 2000 pro Jahr prognostiziert. Pankreaskarzinome machen nur vier Prozent der Krebserkrankungen aus, sind aber schon die dritthäufigste Krebs-Todesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt hier nur rund fünf Prozent.

Früherkennung neu: Der größte Fortschritt wurde hier in den vergangenen Jahren beim Lungenkarzinom gemacht. Ein Screeningprogramm mittels niedrig dosierter Computertomografie kann bei starken Rauchern Leben retten, weil bei dieser Untersuchung Karzinome in einem sehr frühen Stadium erkannt werden.

Darmspiegelung: Nicht neu, aber etabliert. Die Darmspiegelung hat in Deutschland von 2008 bis 2011 vermutlich 25.000 Darmkrebs-Todesfälle verhindert.

 

Weltkrebstag: Viele Aktionen im Land
KUK-Onkologie-Chef Michael Fridrik

Weltkrebstag: Viele Aktionen im Land

 

Ordensklinikum: Heute, 1. Februar, hat das Ordensklinikum Elisabethinen in Linz einen ganzen Vormittag diesem Thema gewidmet. Von 9 bis 13 Uhr finden Vorträge statt. Zusätzlich gibt’s Informationen und Beratung zu den Themen komplementäre Therapien, Ernährungsberatung und Selbsthilfegruppen. "Die Behandlung von Tumorerkrankungen konnte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert werden. Die neuen Therapien können meist ambulant oder tagesklinisch durchgeführt werden. Auch Nebenwirkungen werden verringert. Dies steigert die Lebensqualität", sagt Onkologin Sigrid Machherndl-Spandl, die um 10 Uhr über diese Therapien referieren wird.

4. Linzer Krebskongress: "Was Sie über Krebs wissen sollten..." So lautet der Titel des 4. Linzer Krebskongresses im Ausbildungszentrum am Med Campus V in Linz am Samstag, 3. Februar, von 10 bis 16.30 Uhr. Organisiert wird die Veranstaltung vom Tumor-Zentrum des Kepler-Uni-Klinikums (KUK). Die Themenpalette ist vielfältig. In Vorträgen werden folgende Fragen beantwortet: Bei welchen neurologischen Störungen muss man an einen Hirntumor denken? Wie erkenne ich Hautkrebs? Warum gehen bei der Chemotherapie die Haare aus? Knoten in der Brust – ticken Frauen und Männer unterschiedlich? Kann man Brustkrebs unter kosmetischen Gesichtspunkten operieren? Methadon und Cannabis in der Krebstherapie – Fluch oder Segen? Palliativmedizin – einfühlsame Hilfe? Welche Rolle spielen die Gene bei der Krebsentstehung? Lungenkrebs – gibt es neue Therapien?

 

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26. April 2024