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Harte Zeiten für die sanfte Medizin

Von Barbara Rohrhofer und Claudia Riedler   05.Dezember 2018

"Unseren Patienten sollen ausschließlich nachvollziehbare und wissenschaftsbasierte Heilverfahren angeboten werden", betonte Rektor Markus Müller. Auch an der Universität Graz finden "bis auf weiteres keine Homöopathie-Vorlesungen statt". In Linz geht man andere Wege, auch weil die Veranstaltung bei den Studierenden sehr gefragt sei, sagt Andrea Olschewski, Vizerektorin für Medizin in Linz. "Wir bieten ein Wahlmodul Komplementärmedizin im Medizinstudium der JKU an – allerdings mit einem anderen Fokus. In diesem Modul werden Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Komplementärmedizin im Verhältnis zur Schulmedizin behandelt. Es geht dabei um eine kritische Auseinandersetzung mit dem gesamten Thema."

"Wir wehren uns vehement dagegen, wenn uns der Vorwurf gemacht wird, dass wir unseren Patienten lebenswichtige, schulmedizinische Behandlungen vorenthalten würden. In Österreich sind alle Homöopathen studierte Mediziner", sagt Bernard Zauner, Vizepräsident der Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie (ÄKH). Zauner ist Allgemeinmediziner, Kurarzt und Homöopath und betreibt seit 18 Jahren eine Wahlarztpraxis in Bad Schallerbach.

"Das würde man nicht so lange machen können, wenn Homöopathie keinerlei Wirkung hätte", sagt er und verweist auf wissenschaftliche Arbeiten aus Schweden, die die Wirkung dieser Heilmethode sehr wohl untermauern würden.

Pro & Contra: Ist Homöopathie wrksam?

Die Europäische Akademie der Wissenschaften – ein Gegner der Homöopathie – erklärt hingegen, dass es keinen wissenschaftlich fundierten und reproduzierbaren Hinweis dafür gebe, dass homöopathische Produkte – über den Placeboeffekt hinaus – bei irgendeiner Erkrankung wirksam seien. Im Gegenteil könnten sie sogar schädlich sein, wenn durch ihre Verabreichung eine spezifische Therapie verzögert oder gar unterlassen werde.

Auch innerhalb der Ärzteschaft ist das Thema "Homöopathie" und auch das Diplom der Ärztekammer mehr als umstritten. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer Oberösterreich, steht aber zum Diplom. "Ich finde es wichtig, dass die Homöopathie in den Händen von Schulmedizinern ist. Hier ist das Wissen vorhanden, in welchen Fällen sie eingesetzt werden kann und wann man besser die Schulmedizin anwendet", sagt der Pathologe. Außerdem sollten sich Ärztinnen und Ärzte mit der Homöopathie auskennen, wenn sie danach gefragt werden. Denn: Die Nachfrage nach Globuli und Co. besteht. Seit 1983 gelten die homöopathischen Medikamente als offizielle Arzneimittel und unterliegen dem Arzneimittelgesetz.

"Es gibt viele Menschen, die Interesse an Homöopathie haben, die sich allerdings nicht auf Globuli beschränkt, sondern eine komplementärmedizinische Richtung ist, die im Bereich der Selbstmedikation einen hohen Stellenwert hat", sagt Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich. Das von der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz geforderte Verkaufsverbot in Apotheken hält sie für völlig überzogen.

In Deutschland, wo verschiedene Krankenkassen für Homöopathie bezahlen, hat Ärztin Natalie Grams gefordert, diese Vorgangsweise zu beenden.

Das Brisante daran: Medizinerin Natalie Grams war jahrelang selbst Homöopathin, bis sie zum Schluss kam, damit endgültig Schluss zu machen und darüber ein homöopathie-kritisches Buch zu schreiben mit dem Titel "Homöopathie neu gedacht – Was Patienten wirklich hilft." Ihr Fazit: "Alle Krankheiten, die mit Homöopathie vergehen, wären auch ohne sie vergangen. Oft werden damit Bagatellen behandelt – Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Bauchweh oder Unwohlsein. Und siehe da: Nach einer gewissen Zeit sind die Beschwerden weg, und wir neigen dazu, das den Mittelchen zuzuschreiben. Was wir dabei vergessen: Nicht die Kügelchen ermöglichen die Heilung, sondern die Abwehrkräfte unseres Körpers, seine Kraft, sich selbst zu heilen", sagte die Medizinerin in einem Interview mit der deutschen Zeitschrift "Stern".

Was ist Homöopathie?

Die Homöopathie ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, die auf den Vorstellungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann beruht. Er veröffentlichte seine Ideen ab 1796.

Die Methode basiert auf dem sogenannten Ähnlichkeitsprinzip. Die Krankheitssymptome sollen mit einer Substanz bekämpft werden, die möglichst ähnliche Symptome verursache. Zur Herstellung der homöopathischen Mittel werden die Grundsubstanzen „potenziert“, also verdünnt.

Hohe Bekanntheit: Die Homöopathie ist jene komplementärmedizinische Heilmethode, die am bekanntesten ist und auch am häufigsten angewendet wird. Sie liegt damit deutlich vor der Akupunktur und vor der Therapie mit Naturheilmitteln/Hausmitteln oder Tees. Das ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK.
Die häufigsten Anwendungsgebiete für Homöopathie sind grippale Infekte, Husten und Schnupfen sowie die Stärkung der Abwehrkräfte. Behandelt wird meist die ganze Familie. Bei kranken Kindern greift man vor allem bei Erkältungen, Zahnungsbeschwerden, zur Stärkung des Immunsystems sowie bei Unruhezuständen und Schlafproblemen zu homöopathischen Arzneimitteln. Das ergab die GfK-Umfrage.

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