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Depressionen kann man wegtrainieren

Von Barbara Rohrhofer   22.August 2018

Helfen soll die Methode bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und schwer behandelbaren Depressionen. "Der Patient sitzt vor dem Computer. Über Elektroden, die auf seinem Kopf befestigt werden, werden Hirnströme abgelesen und an den Computer weitergeleitet. Ein spezielles Programm übersetzt die Gehirnströme in bewegte Linien und Bilder. Die Aufgabe für den Patienten: Durch das permanente Feedback über den Computer lernt der Patient, seine Gehirnströme selbst zu steuern. Dadurch soll es möglich werden, ein gewünschtes Verhalten zu verstärken oder zu verändern", beschreibt Primar Christoph Silberbauer, Leiter der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Salzkammergutklinikum Vöcklabruck die Methode, die er seit kurzem bei stationären Patienten anwendet.

Das Beeinflussen der eigenen Hirnwellen wird von den Betroffenen anfänglich als sehr schwierig beschrieben. Durch kontinuierliches Üben und Ausprobieren würde das aber immer besser gelingen, erklärt Silberbauer.

20 bis 40 Sitzungen notwendig

"Um Erfolge zu sehen, sind 20 bis 40 Sitzungen notwendig. Eine Sitzung dauert etwa 45 Minuten", sagt der Experte. Wie so oft im Leben gilt auch für das Neurofeedback: Nur Übung macht den Meister. Ein Patentrezept, um die eigenen Gehirnströme zu kontrollieren, gibt es nicht. Jeder muss seine individuelle Strategie finden, nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Oft vergehen bis dahin viele Sitzungen und selbst später funktioniert es einmal mehr, einmal weniger gut.

Im Prinzip handelt es sich bei dem Verfahren um eine Variante des Biofeedbacks, das in der Therapie stressbedingter Krankheiten schon seit langem wissenschaftlich anerkannt ist. Beim Biofeedback werden physiologische Vorgänge wie Durchblutung, Herzfrequenz oder Muskelspannung gemessen und optisch oder akustisch an den Patienten zurückgemeldet.

Biofeedback für das Gehirn

Der Patient erkennt beispielsweise angesichts seiner ansteigenden Herzfrequenz, dass er momentan unter Druck steht, und lernt gleichzeitig, wie er seinen rasenden Puls willentlich wieder beruhigen kann. Neurofeedback ist so etwas wie Biofeedback für das Gehirn. Wegbereiter der Methode war Barry Sterman, mittlerweile emeritierter Professor an der University of California in Los Angeles. Ende der 1960er Jahre machte der Schlafforscher bei EEG-Messungen an Katzen eine interessante Entdeckung: Über einem bestimmten Hirnbereich, dem "sensomotorischen Cortex", beobachtete er ein bis dahin unbekanntes Hirnstrommuster mit Frequenzen zwischen 12 und 15 Hertz. Sensomotorischer Rhythmus (SMR) nannte Sterman daher diese Wellen, die immer dann auftraten, wenn die Vierbeiner zwar entspannt, aber doch vollkommen wach waren.

Als er die Katzen in solchen Momenten jedes Mal mit Leckerbissen belohnte, begannen sie, verstärkt SMRs zu produzieren. Durch dieses Konditionierungsexperiment bewies Sterman, dass es grundsätzlich möglich ist, die eigenen Hirnstrommuster gezielt zu verändern. Mittlerweile gibt es auch wissenschaftliche Untersuchungen, welche die Wirkung von Neurofeedback bestätigen:

Wirksam bei ADHS-Patienten

Eine aktuelle Studie etwa ergab, dass die Neurofeedback-Therapie einen positiven Langzeiteffekt auf ADHS-Patienten hat. Auch die Hyperaktivität und Impulsivität der Kinder verringerte sich, berichtet ein internationales Forscherteam aus Deutschland, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten.

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