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Chronischer Stau in Beinen und Armen

Von Claudia Riedler   20.Juni 2018

S schwere Beine, oft extreme Schwellungen, angespanntes und verhärtetes Gewebe: Rund 200.000 Menschen in Österreich sind von einem Lymphödem betroffen. 90 Prozent sind Frauen. Dabei ist das Lymphsystem an einer oder mehren Stellen beschädigt. Der Leidensdruck der Patientinnen und Patienten ist groß – besonders im Sommer.

Die Ursache dafür ist unterschiedlich: Bei etwa zehn Prozent ist es angeboren, man spricht von einem primären Lymphödem. "Die Symptome können bereits kurz nach der Geburt auftreten, aber auch erstmals im Kleinkindalter, in der Pubertät oder erst beim Erwachsenen", sagt Susan Schlums, Physiotherapeutin in Tumeltsham und Landesstellenleiterin Lymph-Liga Oberösterreich. "Das sekundäre Lymphödem entsteht meist nach schweren Operationen, etwa nach einer Brustkrebsbehandlung" Auch nach einer Therapie anderer Krebserkrankungen, etwa im Kopf-Hals-Bereich oder in der Beckenregion, ist das Risiko für ein Lymphödem hoch.

Unterschied zum Lipödem

Grund dafür: Werden in diesen Arealen mehrere zentrale Lymphknoten entfernt oder geschädigt, kann die Lymphflüssigkeit aus dem betroffenen Gewebe nicht mehr abtransportiert werden. Im Unterschied zum Lymphödem ist ein Lipödem eine chronische Erkrankung, die durch eine Fettverteilungsstörung gekennzeichnet ist. Unbehandelt kann allerdings ein Lymphödem dazu kommen.

Lymphödeme können unterschiedlich belastend sein. "Es gibt verschiedene Stadien dieser chronischen Erkrankung. Anfangs spürt man etwa müde, schwere Beine, die Beschwerden werden stärker im Laufe des Tages, über Nacht verschwinden sie aber wieder. Ab Stadium zwei bleiben die Schwellungen durch die Einlagerung der Gewebsflüssigkeit bestehen. Der Patient verliert zunehmend die Konturen", erklärt Schlums, die als Physiotherapeutin zahlreiche Lymphödem-Patienten behandelt. Die Lebensqualität leide oft sehr. "Bei Hitze die Kompressionsversorgung zu tragen ist nicht immer lustig. Auch Schuhe oder Bekleidung zu kaufen ist oft schwierig, weil man unterschiedliche Größen braucht". sagt Schlums.

Die konservative Behandlung besteht aus fünf Säulen, das sind Hautpflege, manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Sport und Bewegung und die Schulung zur Selbsttherapie.

"Es ist wichtig, auch mit der Kompressionsversorgung Sport zu betreiben. Je mehr Gewicht, umso mehr Probleme machen die Ödeme", sagt Schlums. Es gebe hier auch immer wieder Neuerungen, wie etwa ein spezieller BH für Brustödeme oder auch ein maßgefertigter Strumpf für die Nacht.

Mit neuen Verfahren der Mikrochirurgie können neuerdings erworbene Ödeme erfolgreich behandelt werden. Die Herausforderung dabei ist, dass die Größe der Lymphgefäße unter 0,7 Millimeter beträgt. Neue Entwicklungen in der Supermikrochirurgie machen nun aber chirurgische Nähte im Bereich von 0,3 bis 0,8 Millimeter möglich. Dazu kommen besonders leistungsfähige Mikroskope.

"Das Nahtmaterial ist dünner als ein Haar und die Nadel so fein, dass man sie mit freiem Auge gerade noch erkennen kann", sagt Christine Radtke, Expertin für Lymphchirurgie an der MedUni Wien. Auch wenn dieser Eingriff noch wenig bekannt sei, sei sie überzeugt, dass er sich lohnt. "Die Betroffenen beschreiben danach eine schnelle Schmerzlinderung und Verbesserung im Alltag."

Ein Lymphödem ist nicht heilbar, je früher es aber behandelt wird, desto höher sind die Chancen, die Symptome einzudämmen. "Wenn man es früh erkennt, kann man das Lymphödem auf ein erträgliches Stadium zurückbringen", sagt Schlums.

Mehr Infos gibt es unter www.lymphoedem.at

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26. April 2024