Der Mythos von der Insel der Seligen
Es ist ein Begriff, der in den vergangenen fünf Jahrzehnten nicht nur in Österreich die Runde gemacht hat – ob als Lob oder in der Verneinung als Tadel: "Österreich ist eine Insel der Seligen", soll Papst Paul VI. im November 1971 zu dem auf Vatikanbesuch weilenden Bundespräsidenten Franz Jonas gesagt haben.
Schriftlich ist das nie offiziell geworden, tatsächlich aber muss das Oberhaupt der Katholiken von einer "isola felice", einer glücklichen Insel, gesprochen haben. Gemeint war wohl einerseits die Lage des neutralen Österreich zwischen den verfeindeten Blöcken Ost und West, andererseits aber auch die wirtschaftliche und politische Erfolgsgeschichte, die Konsensdemokratie der einst verfeindeten Lager mit der Sozialpartnerschaft, auf die man in Europa zunehmend aufmerksam wurde.