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Im Gewittersturm zur letzten Ruhestätte

Von Markus Staudinger   04.Juli 2014

Der Zorn kanalisierte sich auf eine Person: Obersthofmeister Alfred Fürst von Montenuovo.

"Noch niemals hat Wien eine solche Würdelosigkeit, eine solche Verletzung der Rücksichten, welche einem für Kaiser und Reich gefallenen Erzherzog-Thronfolger gebühren, erlebt", echauffierten sich die Zeitungen über die kargen, offiziellen Trauerfeierlichkeiten für Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie. Per Funktion verantwortlich dafür zeichnete Fürst Montenuovo.

Am 4. Juli 1914, einem Samstag, fand die letzte Reise des ermordeten Thronfolger-Ehepaares im Schloss Artstetten unweit von Melk ihr Ende. Eine Beisetzung in der Kapuzinergruft war Sophie ja verwehrt: Die einstige Gräfin Chotek galt dem Hause Habsburg als nicht standesgemäß.

Gewaltiges Gewitter

Die Überführung der Leichen von Wien nach Artstetten verlief turbulent. Per Bahn waren die Särge in der Nacht auf den 4. Juli am Bahnhof Pöchlarn eingetroffen. Kurz darauf brach ein gewaltiges Gewitter los. Die Särge wurden "im strömenden Regen auswaggoniert", berichteten die Sonntagszeitungen. "Blitze zuckten auf, die sekundenlang den ganzen Ort mit grellem, fahlem Licht beleuchteten."

Per Fähre setzte man um vier Uhr morgens ans nördliche Donauufer über. Das Gewitter hatte aufgehört, der Regen nicht, als der Kondukt bei Tageslicht das Schloss Artstetten erreichte.

Der Kaiser blieb in Wien

Um Punkt 12 Uhr mittags sanken die Särge dort in die Gruft. Die Beisetzung fand in kleinem Kreis statt. Die Kinder der Ermordeten – Sophie (13), Max (12) und Ernst (11) – schritten im Trauerzug "stumm und tränenlos" , gefolgt vom ranghöchsten Vertreter des Hauses Habsburg, Erzherzog Karl (ab 1916 Kaiser). Der amtierende Monarch, Kaiser Franz Joseph, war in Wien geblieben.

Waren es ausschließlich die Standesdünkel gegen die "nicht ebenbürtige" Sophie und das Intrigenspiel Montenuovos, die die verschämten Trauerfeierlichkeiten bedingten, wie 1914 die vorherrschende Meinung war?

Mit dem späteren Gesamtblick des Historikers beurteilt Manfried Rauchensteiner das etwas differenzierter: "Auch das Ministerium des Äußeren wird in die Verantwortung mit einzubinden sein", schreibt er. Denn es wollte in der aufdräuenden Krise "weder den Zaren noch den britischen König oder den französischen Staatspräsidenten in Wien haben."

Was bei einem Begräbnis mit vollem Pomp und Trara aber wohl der Fall gewesen wäre.

Lesen Sie hier die Ausgabe der Linzer Tagespost vom 4. Juli 1904

(zum Download anklicken)

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