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Super-GAU in Tschernobyl

Von Heidi Riepl   25.April 2015

  • Atomkatastrophe: Vor fast 29 Jahren passierte das bislang schwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie – ein Gebiet von 155.000 Quadratkilometern wurde radioaktiv verseucht.

Der Super-GAU

Am 26. April 1986 um exakt 01.36 Uhr passierte es: Der Reaktor vier des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl explodierte. Eine gewaltige radioaktive Wolke zog bis nach Westeuropa. Der radioaktive Fallout verseuchte ein Gebiet von mehr als 155.000 Quadratkilometern. In Österreich sind 13 Prozent der Fläche betroffen – vor allem Teile des Salzkammerguts, die Hohen und Niederen Tauern.

Tagelang versuchten die sowjetischen Behörden diese Atomkatastrophe zu vertuschen. Als dann aber schon das Ausland auf die radioaktive Wolke aufmerksam wurde, mussten sie das bislang schwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie doch zugeben.

„Es war eine Havarie in Tschernobyl“, schrieb die sowjetische Nachrichtenagentur TASS am 29. April in einer kleinen 23-Zeilen-Meldung. Der Brand im Reaktor war bis dahin noch immer nicht unter Kontrolle.

Die Todeszone

Erst weitere Tage später wurden dann aus der Region Tschernobyl 151.000 Menschen evakuiert, weitere 210.000 mussten in den darauffolgenden Jahren ihre Heimat verlassen. Ein Gebiet mit dem Radius von 30 Kilometern wurde zum Sperrgebiet, zur sogenannten „Todeszone“, erklärt. Um den zerstörten Reaktorblock wurde ein Sarkophag aus Beton und Stahl gebaut.

Offiziell hat das Atom-Unglück nur 31 Tote gefordert. Das sind die, die unmittelbar nach dem Unglück starben. Die wahre Zahl der Tschernobyl-Opfer kann allerdings nur geschätzt werden. Je nachdem, wie weit Spätfolgen einbezogen werden, schwanken die Schätzungen zwischen 35.000 und 200.000 Todesfällen. In der Ukraine und in Weißrussland ist die Häufigkeit von Krebserkrankungen und Behinderungen noch immer höher als der weltweite Durchschnitt. Hinzu kommt eine neue Form von Immunschwäche, die von Experten als „Tschernobyl-Aids“ bezeichnet wird.

Auf staatliche Hilfe mussten die vielen Tschernobyl-Opfer aber meist vergeblich warten. Sie wurden oft nur notdürftig in Baracken untergebracht. Vor allem die alten Menschen sind daher längst wieder in ihre alten Häuser in der Todeszone zurückgekehrt – illegal natürlich.

Die ukrainische Führung missbrauchte die Tschernobyl-Katastrophe jahrelang, um westliche Hilfsgelder zu erpressen. Erst 14 Jahre nach dem Reaktorunglück konnte sich Kiew zu einer völligen Stilllegung der Atomanlage durchringen: Milliarden-Kredite aus dem Westen, die vor allem für den Bau von zwei neuen Atomkraftwerken verwendet werden, hatten den Abschied schlussendlich leicht gemacht.

Auch für den Sarkophag, der längst Risse aufweist, benötigt die Ukraine wieder Milliarden-Hilfen von der internationalen Staatengemeinschaft. 2,2 Milliarden Euro soll die neue Schutzhülle kosten, die bis Ende 2017 fertig werden soll.

Obwohl die Ukraine im Moment andere Sorgen hat und die Menschen die Katastrophe zu vergessen beginnen, bleibt die radioaktive Gefahr: Bis die von Plutonium verseuchten Gebiete wieder bewohnbar sind, dauert es laut Experten 241.000 Jahre.

Das Jahr 1986

Tschernobyl

Das geschah im Jahr 1986

 

  • 1. Jänner: Portugal und Spanien treten der Europäischen Gemeinschaft bei.
     
  • 28. Jänner: Die US-Raumfähre Challenger auf ihrer Mission STS-51-L bricht kurz nach dem Start auseinander. Alle sieben Astronauten kommen ums Leben.
     
  • 19. Februar: Die Sowjetunion schießt das Kernmodul der Raumstation „Mir“ in die Erdumlaufbahn.
     
  • 28. Februar: Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme fällt einem Attentat zum Opfer.
     
  • 5. April: Der mutmaßlich von Libyern verübte Bombenanschlag auf die West-Berliner Diskothek La Belle gilt als Auslöser für die US-Luftangriffe auf libysche Städte.
     
  • 16. Oktober: Reinhold Messner hat als erster Mensch alle 14 Achttausender erstiegen.
     
  • 19. Dezember: Der sowjetische Regimekritiker Andrei Sacharow wird von der sowjetischen Regierung rehabilitiert und darf aus der Verbannung nach Moskau zurückkehren.
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26. April 2024