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Peter Handke bestreitet, jugoslawische Staatsbürgerschaft zu haben

Von nachrichten.at/apa   08.November 2019

Das sagte Handke dem Belgrader Boulevardblatt "Vecernje novosti". Auf die Frage, ob er nun den Verlust seiner österreichischen Staatsbürgerschaft befürchte, erwiderte er nur: "Wer sagt das?"

Video: Wirbel um Pas von Handke

Das US-Onlinemagazin "The Intercept" hatte zuvor berichtet, dass dem österreichischen Schriftsteller im Jahre 1999 ein jugoslawischer Pass ausgestellt worden war. Ein Foto des Dokuments ist seit Längerem auf der Website des Handke-Archivs der Österreichischen Nationalbibliothek online einzusehen, wurde nach dem Bericht aber für kurze Zeit entfernt.

Peter Handke Reisepass
Peter Handkes jugoslawischer Reisepass

Der Pass wurde am 15. Juni 1999 von der damaligen jugoslawischen Botschaft in Wien ausgestellt und war bis Mitte 2009 gültig.

Von der Belgrader Tageszeitung wurde in ihrer Freitagausgabe die Frage, wie es möglich war, einen Pass ohne die Staatsbürgerschaft Jugoslawiens zu erhalten, nicht geklärt. Serbien ist seit 2006 die Rechtsnachfolgerin der einstigen Bundesrepublik Jugoslawien bzw. des Staatenbundes Serbien-Montenegro.

Serbiens Innenministerium ohne Auskunft 

Vom serbischen Innenministerium war am Freitag keine konkrete Auskunft zur eventuellen jugoslawischen Staatsbürgerschaft von Peter Handke zu erhalten. Solche Daten könne man im Einklang mit dem Gesetz zum Datenschutz nicht zustellen, hieß es auf eine Anfrage.

Das Innenministerium verwies in seiner schriftlichen Antwort gleichzeitig daraufhin, dass "genaue Daten schwer festzustellen wären, da ein Großteil der Dokumentation im Laufe des (NATO-, Anm.) Bombardements 1999 , als das Gebäude des Bundesinnenministeriums zerstört worden war", vernichtet worden sei.

Die NATO-Luftangriffe gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien dauerten vom 24. März bis 10. Juni 1999. Der Pass an Handke wurde am 15. Juni von der jugoslawischen Botschaft in Wien ausgestellt.

Kollegen kritisieren "Anti-Handke-Propaganda"

Mehrere österreichische Schriftsteller kritisieren in einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief die "Anti-Handke-Propaganda" der vergangenen Tage und Wochen. Unterzeichnet wurde der Brief von den Autoren Daniel Wisser, Doron Rabinovici, Julya Rabinowich und IG-Autorinnen Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss. Auch der Germanist und Bachmannpreis-Juror Klaus Kastberger hat unterschrieben.

"Die Kritik an Peter Handke hat längst den Boden vertretbarer Auseinandersetzungen unter den Füßen verloren, sie besteht nur noch aus Hass, Missgunst, Unterstellungen, Verzerrungen und ähnlichem mehr, sie ist zu einer Anti-Handke-Propaganda verkommen, der jedes Mittel Recht ist, um gegen Peter Handke Recht zu behalten", heißt es in dem Schreiben, an dessen Ende weitere Autoren dazu aufgerufen werden, sich dem Protest anzuschließen.

"Es ist bestürzend, welcher Hass sich über einen Autor und sein Lebenswerk ergießt, der konsequent und radikal ohne erkennbaren Vorteil für sich selbst, vielmehr sogar noch zum eigenen Schaden, die Autonomie seiner schriftstellerischen Existenz gegen die an ihn und alle anderen Schriftsteller/innen gerichteten Erwartungshaltungen behauptet", so die Autoren weiter. Die "Anti-Handke-Propaganda" rechne nicht nur mit Handke ab, "sie rechnet mit jedem störenden Einfluss in öffentlichen Auseinandersetzungen von Autorenseite ab".

Man habe sich in der Vergangenheit "nicht mit unseren ausgebürgerten Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern solidarisiert, um jetzt eine angezettelte Ausbürgerungsdebatte um Peter Handke bei uns stillschweigend zu übergehen", so das Fazit der Unterstützer, die die Rolle Medien kritisieren. "Der Wille zum Totalitarismus selbst bei sich für liberal haltenden Medien ist nur noch erschreckend."

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07. Mai 2024