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Kopfhörer #60: Beim Kater spielt‘s Granada

Von Reinhold Gruber   03.Dezember 2021

Wer fortgehen und trinken kann, der kann am nächsten Tag auch aufstehen. Eine Lebensweisheit, die man nicht verstehen konnte, als man sie zum ersten Mal anlassbezogen aus berufenem, weil älterem Mund gehört hat.

Der Kater am Morgen, die Nachwehen einer rauschenden Nacht und das pelzige Gefühl auf der Zunge – all das würde man sich liebend gerne ersparen, wenn da nicht das Vorher so lustig und so ausgelassen gewesen wäre. Für alle, die am Tag danach nichts mehr hören wollen, weil selbst die normale Anrede als Schrei empfunden wird und weil die Kopfschmerzen die klare Sicht auf das Heute vernebeln, haben Granada die passende Hymne geschrieben. 

„Armer schwarzer Kater“ aus ihrem aktuellen im Oktober erschienenen Album „Unter Umständen“ ist ein Gute-Laune-Song, der wie die Kopfwehtablette oder ein Glas Aspirin wirkt. „Warum sind statt der Erinnerung nur Schmerzen geblieben“, singen die Grazer und man fühlt sich gleich verstanden. „Gestern hamma glebt, heit samma tot“. Ein Gefühl, das praktisch jeder kennt – und das vielleicht der eine oder andere herbeisehnen würde, weil es mit Fortgehen und Kater-Pflegen danach im  Moment nicht weit her ist. Aber folgenloser ist auf alle Fälle das Hören dieses Songs, der Chancen hat, noch spät auf die ganz persönliche Playlist des Jahres 2021 zu kommen.

Mit „Kokain“ hat Boris Bukowski einen Austro-Pop-Klassiker geschrieben, der allerdings, wie man aus der Geschichte weiß, ein paar Anläufe und entsprechend Zeit gebraucht hat, um auch zum Hit zu werden. Damit ist der Mit-Siebziger nicht alleine geblieben. Warum das wichtig ist? Nun denn, das Indie-Pop-Duo Yukno hat sich das Stück angeeignet und ein Stück weit zu seinem Eigenen gemacht. „Kokain“ ist zwar noch klar erkennbar in der Harmonielinie, aber der Sound ist cool, lässig, hat Lounge-Feeling, ohne dass man sich deshalb gleich dazu ins Sofa fallen lassen müsste. Das Gute: Auch wenn der Sound überzeugt, drängt er den Text nicht in den Hintergrund. Bukowski hat ihn ja geschrieben, weil er für ihn Bedeutung hatte. Yukno haben sich verbeugt und dem Klassiker eine frische Note gegeben.

Ohren spitzen heißt es auch für Souleen feat. Bustafied. Die Oberösterreicher haben mit „Sign“ einen dezenten souligen Song auf den musikalischen Marktplatz geworfen, der wunderbare Stimmung verbreitet und dabei die notwendige Balance hält.  Denn bei Balladen wie dieser ist der Kitschfaktor immer gefährlich hoch. Doch Souleen und Bustafied umschiffen diese Klippe elegant, geben „Sign“ aber doch die notwendige Emotionalität, die gut zur Zeit passt. Wärmste Empfehlung!

Wer es denn doch klassisch weihnachtlich mag, für den gibt es am Ende natürlich den gewohnten Tipp: Wenn Michael Bublè Weihnachtsgeschenke verteilt, dann lässt er sich nicht lumpen. Wobei er seit zehn Jahren ein gutes Geschäft damit macht. Denn „Christmas“ erschien erstmals 2011, heuer in einer „Special Edition“, was 24 Lieder und einen persönlichen Weihnachtsgruß ergibt. Unter den vielen Klassikern, denen er dank ausdrucksstarker Stimme und der guten Balance zwischen Swing und Pop die besondere Note verleiht, stechen immer noch ein paar Lieder heraus. „White Christmas“ zum Beispiel, das im Duett mit Shania Twain wirklich Spaß macht und nebenbei nicht diesen Beigeschmack von Kekserlduft und Kerzenscheint hat.

Und wer muss natürlich auch Weihnachten wünschen? Klar. Ed Sheeran. Er tut dies gemeinsam mit Elton John und zelebriert  generationenübergreifend mit Glockenklang „Merry Christmas“. Nett, aber wohl nicht in der Lage, in der Liga der Klassiker dauerhaft seinen Platz zu finden. Aber wer weiß schon, was in ein paar Jahren ist...

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26. April 2024