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Meyer: "Im Nachhinein ist man immer gescheiter"

Von Peter Grubmüller   15.Mai 2019

"Wir bekommen 68 Millionen Euro an Steuermitteln im Jahr nicht nur von Wienern, sondern von allen Österreichern", sagt Staatsopern-Direktor Dominique Meyer und begründet damit, warum das Haus am Ring sein 150-jähriges Jubiläum ab 18. Mai mit groß inszenierten Übertragungen in allen Landeshauptstädten feiert. In Linz werden 13 Opern- und Ballett-Produktionen unter anderem mit Anna Netrebko, Juan Diego Flórez, Ildebrando D’Arcangelo und Elina Garanca auf einer 15-Quadratmeter-Leinwand im Donaupark vor dem Brucknerhaus zu erleben sein. Mit den OÖN hat der 2020 scheidende 63-jährige Franzose eine persönliche Staatsopern-Bilanz gezogen.

OÖNachrichten: In welchen Momenten überfällt Sie die Wehmut, dass Ihre Arbeit in Wien 2020 vorbei sein wird?

Dominique Meyer: Im Moment gar nicht, weil alle meine Hirnzellen auf dieses Jubiläum konzentriert sind. Es gibt gar keinen Platz für andere Gedanken. Andererseits hatten und haben die meisten auf der Welt gar nicht die Chance und Freude, die Staatsoper zu leiten. 2020 werde ich das zehn Jahre lang gemacht haben – und Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für mich bedeutet. Natürlich wäre ich gerne auch noch länger geblieben.

Warum wurde Ihr Vertrag nicht verlängert?

Es wurde eben vom Kulturminister (2016 von Thomas Drozda/SPÖ, Anm.) eine andere Entscheidung getroffen, in Österreich ist das so. Das war offenbar eine sehr persönliche Entscheidung, die werde ich nicht kommentieren. Ich habe jetzt noch zwei Monate Betrieb und 2020 weitere 300 Vorstellungen, die werde ich noch genießen.

Welche Spuren hat bei Ihnen der jüngst aufgedeckte Missbrauchsskandal der Staatsopern-Ballettakademie bei Ihnen hinterlassen?

Das war wahrscheinlich das Schlimmste, was ich in meiner bisherigen Amtszeit erlebt habe, obwohl ich keine Liste der schrecklichsten Erfahrungen führe. Wenn ein Problem kommt, muss es gelöst werden – das war ein sehr ernstes Problem. Und manchmal gibt es einen Anlass, um Sachen zu verbessern – das war so ein Anlass.

Was würden Sie im Lichte Ihrer Erfahrungen in der Staatsoper heute anders machen?

Zwei Beispiele: In Vorbereitung auf Wien habe ich viele Sänger in einem Theater in Antwerpen mit mehr als 2000 Sitzplätzen gehört, also größer als die Staatsoper. Was ich nicht sofort kapiert habe, war die besondere Akustik des Hauses. Also hab’ ich am Anfang Entscheidungen bei Sängern getroffen, die ich heute nicht mehr treffen würde. Zweitens: Bei der Vorbereitung des Spielplans hab’ ich analysiert, welche Lücken es gab. Weil so gut wie nie Janacek gespielt wurde, habe ich einen konzentrierten Janacek-Zyklus programmiert. So etwas würde ich auch nicht mehr tun, sondern das Angebot mischen. Vielleicht hätte ich mit den zeitgenössischen Stücken von Péter Eötvös oder Thomas Adés auch früher anfangen sollen. Im Nachhinein ist man immer gescheiter.

Werden Sie die Staatsoper auch nach Ihrer Amtszeit besuchen?

Nein, das glaube ich nicht.

Warum nicht?

Das ist sehr persönlich. Es war eine schöne Periode meines Lebens, aber die ist 2020 vorbei.

150 Jahre Staatsoper – Übertragungen im Donaupark

18. Mai, 17 Uhr: Zauberflöte für Kinder (Mozart). Dirigent: S. Ozawa
18. Mai, 19.30 Uhr: Il barbiere di Siviglia (Rossini), D: E. Pidó, live
19. Mai: 16.30 Uhr: Hänsel und Gretel (Humperdinck), D: C. Thielemann
19. Mai, 19 Uhr: Le Corsaire (Ballett: Legris, Adam), D: Ovsyankov.
20. Mai, 19 Uhr: Anna Bolena (G. Donizetti), D: E. Pidó.
21. Mai, 18.30 Uhr: Der Rosenkavalier (R. Strauss), D: Kleiber.
22. Mai, 19 Uhr: Dantons Tod (G. v. Einem), D: M. Boder, live
23. Mai, 19 Uhr: Schwanensee (Ballett von Nurejew/Tschaikowsky), D: Ingram.
24. Mai, 19 Uhr: Andrea Chénier (Giordano), D: M. Armiliato, live
25. Mai, 16 Uhr: Zauberflöte fürKinder (Mozart).
25. Mai, 17.30 Uhr: Die Frau ohne Schatten (R. Strauss), D: Thielemann), live
26. Mai, 17 Uhr: Hänsel und Gretel (Humperdinck)
26. Mai, 20.30 Uhr: Jubiläumskonzert vor der Oper, D: M. Armiliato, live

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26. April 2024