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"Volksmusik ist Bio-Musik – weil’s nicht verkünstelt und verdorben ist"

Von Julia Evers   17.Dezember 2018

Ein Leben voller Landler – schon bei den ersten Erinnerungen an Musik. "Ich war drei oder vier Jahre alt, mein Vater ist am Cembalo gesessen und hat den Steinhauser Landler gespielt, immer und immer wieder."

Viele Jahre später war es ebenfalls der Landler, oder eigentlich gleich 1250 davon, die Volker Derschmidt (84) besonders stolz machen. Die hat er im Werk "Der Landler", das der Volksmusikforscher gemeinsam mit Walter Deutsch verfasste, gesammelt, analysiert und erklärt – inklusive Noten, Texten und Schrittfolgen.

Dass Derschmidts Leben voll von Musik sein würde, hat sich von Anfang an angekündigt. Als zweites von acht Kindern des Volkskultur-Experten Hermann Derschmidt wurde er kurz nach seinem Bruder Walther im Jahr 1934 geboren. "Reich waren wir auf keinen Fall, es war ein karges Leben", erinnert sich Derschmidt. Aber: "Irgendwie ist es sich ausgegangen, dass jeder von uns nicht nur ein, sondern sogar mehrere Instrumente gelernt hat." Im konkreten Fall des Volker Derschmidt bedeutet das, dass er weiß, wie er Geige, Bratsche, Blockflöte ("aber mehr als nur Hänschen-Klein"), Querflöte, Oboe, Bassgeige, Gitarre und Schwegelpfeifen die richtigen Töne entlockt.

Das Üben im Hause Derschmidt in der Welser Innenstadtwohnung war eine streng organisierte Angelegenheit: "Der Vater hat da einen richtigen Stundenplan aufgestellt, wer wann wo was üben darf – oder muss", sagt er und lacht. Schnell waren die Geschwister auch in der vom Vater gegründeten "Welser Rud" engagiert. "Lange Jahre hatten wir zweimal in der Woche Chorprobe und einmal in der Woche Tanzprobe, es hat ja fast nichts anderes gegeben nach dem Krieg", sagt Derschmidt. Die Berufswahl wurde dem Vater von fünf Kindern denkbar leicht gemacht: "Der erste Derschmidt, von dem es Kunde gibt, der Ururgroßvater, war schon Lehrer, dann alle durch, von uns acht Geschwistern sind sieben Lehrer geworden, die achte ist immerhin mit einem Lehrer verheiratet." Von 1983 bis 2000 unterrichtete er Volksmusikkunde am Brucknerkonservatorium. Für den Verfasser der "Mostschädel-Tanzheftln" fast "ein bisserl spät gekommen" ist die Möglichkeit, sich bis zu seiner Pensionierung 1995 als Leiter des Volksliedarchivs um die Bewahrung und Aufarbeitung heimischer Vermächtnisse zu kümmern.

Einst "Quereinsteiger in die Computerei", verbringt er heute im umgebauten Bauernhof in Fallsbach viel Zeit vor dem Kastl und schreibt über Volksmusik-Theorie. Was ihm indes sehr fehlt, ist sein geliebtes Volleyball. Selbst nach einer Herzoperation ließ er es sich nicht nehmen, wöchentlich zu trainieren, doch seit einem Sturz samt Wirbelverletzung vor zwei Jahren ist damit Schluss. Es bleibt auf jeden Fall die Volksmusik. "Volksmusik ist Bio-Musik – weil‘s nicht verkünstelt und verdorben ist."

 

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50 potenzielle Ikonen der Volkskultur haben die OÖNachrichten-Leser und Leserinnen in den vergangenen Wochen auf unserer Website www.nachrichten.at/ikone mit ausführlichen Begründungen nominiert.

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So funktioniert die Wahl: Bis zum 8. Februar 2019 stehen die 15 Finalisten auf nachrichten.at zur Wahl. Jeder Mausklick zählt als eine Stimme. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar in den OÖN präsentiert. Auch die Zweit- und Drittplatzierten dieser Publikumswahl werden prämiert.

Der Zwischenstand ist auf nachrichten.at/ikone jederzeit transparent abrufbar.

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