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"Ich schreibe um mein Leben": US-Autorin Siri Hustvedt wird 65

13.Februar 2020

Hustvedt beschäftigt sich viel mit Neurowissenschaft und Philosophie, vielen Menschen erscheinen ihre Werke auf den ersten Blick schwer zugänglich. "Sie lebt so tief in ihrer Welt der Ideen, dass es schwierig sein kann, mit ihren Gedanken Schritt zu halten", kommentierte der "Guardian". "Aber sie macht das ohne Arroganz, es geht nicht um den Effekt."

Als Studentin hatte eine Lesung das Leben von Hustvedt für immer verändert. Bei der Veranstaltung 1981 im New Yorker Kulturzentrum 92Y lernte sie den Schriftsteller Paul Auster kennen. "Für mich war er der süßeste Typ überhaupt. Er wurde mir als Dichter vorgestellt und ich dachte: Meine Güte, ein wunderschöner Dichter. Alles ging sehr schnell. Noch heute ziehe ich Paul damit auf, dass er ein paar Stunden gebraucht hat. Bei mir hat es nur 30 Sekunden gedauert. Ich war sofort verliebt." Inzwischen ist das Paar seit fast 40 Jahren verheiratet und hat eine gemeinsame Tochter, die als Sängerin und Schauspielerin arbeitet.

Der Weg aus dem Schatten ihres weltweit bekannten Ehemanns war kein leichter, gibt Hustvedt offen zu. "Anfangs fühlte es sich an, als ob die Menschen geradezu über mich drüber trampelten, um zu dem großartigen Mann zu kommen. Ich hatte Fußspuren überall auf meinem Körper." Das Schriftsteller-Paar Auster/Hustvedt wohnt in einem gründlich renovierten und gemütlich eingerichteten Brownstone-Haus im schicken Stadtteil Park Slope in Brooklyn. "Als wir dieses Haus gekauft haben, hat Paul mich angesehen und gesagt: 'Nicht schlecht für ein Dichter-Paar.'"

Geboren wurde Hustvedt am 19. Februar 1955 im nördlichen US-Bundesstaat Minnesota als Tochter norwegischer Einwanderer. "Es war eine sehr ländliche Einwanderergemeinschaft. Wir sind im Winter Snowboard gefahren, und die alten Leute haben alle Norwegisch gesprochen", erinnert sich Hustvedt. "Mein Vater hat bis zum Ende seines Lebens mit einem norwegischen Akzent gesprochen. Wir sind jeden Tag mit dem Schulbus gefahren. Es war das dörfliche Amerika, und ich hatte immer Fantasien, es zu verlassen."

Nach dem Studium geht Hustvedt, die bis heute perfekt Norwegisch spricht, für ihre Doktorarbeit nach New York. "Das war riesig für mich. Furchtbar aufregend. Ich war vorher nur einmal in New York und kannte niemanden." Aber Hustvedt weiß schon, dass sie Schriftstellerin werden will - seit sie mit 13 einen Sommer in Island verbrachte und dort nächtelang las. "Ich habe aus dem Fenster geschaut und gedacht: Wenn es das ist, was Bücher bewirken können, dann will ich das auch machen."

Ihr berühmter Ehemann ist bis heute ihr größter Fan - und immer ihr erster Leser. "Das Großartigste für mich ist zu beobachten, wie sie sich als Schriftstellerin entwickelt", sagte Auster einmal der Deutschen Presse-Agentur. "Sie war schon immer gut, aber sie wird einfach immer besser und besser. Nicht nur ihre Romane, sondern auch ihre Essays. Sie ist wirklich gut im Rennen, und es ist ganz schön aufregend, da Schritt zu halten. Sie ist die Intellektuelle in der Familie, und ich genieße es einfach, ihr Leser zu sein. Es ist eine wahre Freude, mit so einem Genie zusammenzuleben."

Auster sei ein "wunderbarer erster Leser und nicht zu vergessen seit mehr als 30 Jahren mein bester Freund auf der Welt", schwärmte Hustvedt zurück. "Es ist eine wunderbare Zeit, zusammen alt zu sein. Unsere Tochter ist erwachsen und macht sich glücklicherweise großartig, und wir sind hier in unserem Haus und arbeiten so vor uns hin, essen zusammen zu Abend, schauen uns danach Filme an und reden - es ist eine wunderbare, freie Zeit im Leben."

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26. April 2024