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Ewig stark in Stimme und Haltung

22.Juli 2019

"Auch der Zorn über das Unrecht macht die Stimme heiser", hieß es in einem der handverlesenen Gedichte, die Konstantin Wecker Freitagnacht beim finalen Konzert von "Klassik am Dom" 2019 rezitierte.

Doch anders als es Bertolt Brecht in dieser Zeile aus "An die Nachgeborenen" festmachte, war die Stimme des Liedermachers von jener Qualität, mit der der Münchner seit jeher aufhorchen lässt: klar, von Charakter, wie seine Haltung. Auch Weckers Zorn auf all das, was sich gegen seine Werte richtet, hat nicht nachgelassen. Vor gut 2300 Zuhörern auf dem Platz vor dem Linzer Mariendom richtete er das Wort, mit dem er auf vielen Ebenen so blendend umgehen kann, gegen Nationalismus, Machtgeilheit, Fremdenhass und ökonomische sowie ökologische Niedertracht.

Dem Programmtitel "Weltenbrand" entsprechend waren es flammende Appelle für die Humanität, die sich – und das wäre wohl keinem lieber als Wecker selbst – wahrscheinlich noch lange nicht überholen werden. Dabei wählte er einen Weg, der in unserer marktschreierischen, ernsten Welt schon wieder radikal erscheint. Ruhig, spielerisch "schlich" er sich an das Publikum heran, das das Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie zunächst mit zärtlichem Bedacht in Klänge hüllte. Unter dem wissenden Dirigat von Mark Mast öffnete es sinfonische Weiten. Die Melodien atmeten richtiggehend, ein Höhepunkt dabei: Weckers "Schlaflied Nr. 2".

Doch der Klangkörper wusste, bereichert durch Fany Kammerlander (Bass), den Linzer Severin Trogbacher (Gitarre) und Jo Barnikel (Arrangements, Keyboard), wie man für das "Bühnentier" Wecker ebenbürtige musikalische Stürme aufziehen lässt – wie bei der "Ballade vom Puff, das Freiheit heißt" oder "Das macht mir Mut". Am Ende gestand Wecker in von Rilke geliehenen Worten, dass er sich eines noch nicht sicher sei: "Bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang?" Wenn die Suche nach Antwort so ausfällt wie in Linz, darf sie ruhig weitergehen. (nb)

Fazit: Ein Konzert, das Mut macht.

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26. April 2024