Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

"Ciao Maestro": Die Opernwelt trauert um Franco Zeffirelli

17.Juni 2019

Kaum ein anderer Regisseur hat die italienische Oper so opulent und glanzvoll in Szene gesetzt wie Franco Zeffirelli. Er war undiplomatisch und eigenwillig, manchmal radikal in seinen Ansichten und zornig auf alles, was ihm nicht ins Konzept passte. "Ich war immer schon ein zynischer alter Wolf", bekannte er einmal. Am Samstag ist Zeffirelli, der sich zeitlebens gern als kettenrauchender Dandy gab, nach langer Krankheit im Alter von 96 Jahren gestorben. Obwohl er in Rom lebte, war Zeffirelli stets seiner Geburtsstadt Florenz treu. Hier soll er auch begraben werden.

Schwul, unkonventionell, selbstbewusst: Der impulsive Zeffirelli konnte auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. Schon von Geburt an war Zeffirellis Laufbahn einmalig. "Ich bin als kleiner Bastard zur Welt gekommen. Meine Mutter ist gestorben, als ich sieben Jahre alt war. Sie hat mich sehr geliebt, ihre Liebe hat mein ganzes Leben durchdrungen", so Zeffirelli, der von einer Tante aufgezogen wurde. Er studierte Architektur, leitete eine Studentenbühne, kämpfte ab 1943 als Partisane gegen die deutschen Besatzer. Nur knapp entging er der Erschießung durch die Faschisten. 1952 führte Zeffirelli erstmals an der Mailänder Scala Regie. Internationales Aufsehen erregte er 1958 mit seiner unorthodoxen Interpretation von Verdis Oper "La Traviata", die er 1983 auch verfilmte. Den Durchbruch als Theater-Regisseur schaffte er 1960 mit seiner Inszenierung von Shakespeares "Romeo und Julia". Die Filmversion wurde 1967 einer seiner größten Kinoerfolge. 1973 entstand sein Franz-von-Assisi-Film "Bruder Sonne, Schwester Mond", der im Vatikan hitzige Reaktionen auslöste. 1977 verfilmte er den TV-Vierteiler "Jesus von Nazareth". Zu seinen Erfolgen zählt auch der Film "Der junge Toscanini" (1988) mit Elizabeth Taylor. Die Geschichte seiner Kindheit erzählte er im Film "Tee mit Mussolini" mit Sängerin Cher.

"Ich bin kein Mystiker, ich bin ein Pragmatiker", sagte Zeffirelli einmal über sich. Aber das sollte sich ändern: Nach einem Autounfall im Jahr 1969, bei dem Filmdiva Gina Lollobrigida am Steuer saß, fand er zu tiefer Frömmigkeit und zog gegen die "Sexwelle" im italienischen Kino zu Felde.

An der Wiener Staatsoper gehören einige von Zeffirellis Inszenierungen zum Inventar: Seine "La Boheme" aus 1963 wurde 427 Mal gespielt, seine "Carmen" aus dem Jahr 1978 erlebte 161 Vorstellungen und der "Don Giovanni" hielt sich von 1972 bis 2005.

Zwei Mal wurde Zeffirelli in den Reihen der Forza Italia, der Partei des Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, zum Parlamentarier gewählt. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Zeffirelli zurückgezogen.

In den Fokus rückte er noch mal im Zuge der #MeToo-Debatte, in der ihn Schauspieler Johnathon Schaech mit Vorwürfen konfrontierte.

copyright  2024
26. April 2024