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Thomas Baum: Zusammenleben im Hause Franckstraße 137

Von Silvia Nagl   10.Mai 2011

OÖN: Warum der Titel „Franckstraße 137“?

Baum: Die Franckstraße ist in Linz ja bekannt als eine Straße, in der viele Migranten leben. Ich hatte eine Zeitlang mein Büro im so genannten Linzer Neustadtviertel, also in Franckstraßen-Nähe. Einige der im Stück vorkommenden Geschichten habe ich tatsächlich so erlebt. Wer darf wann Lärm machen, wer ist verantwortlich für die Müllentsorgung? – Solche Debatten gab es damals auch in dem Haus, in dem ich mein Büro hatte. Die Hausnummer 137 aber ist fiktiv, so lang ist die Franckstraße gar nicht.

OÖN: Sie bringen auch politische Debatten mit ein?

Baum: Ja, natürlich findet auch die gegenwärtige Asyldebatte Platz. Und da werde ich zunehmend wütender, wenn sich eine Regierung Integration auf die Fahnen heftet, und dann werden um 5 Uhr früh Familien aus ihren Wohnungen geholt und abgeschoben. Wie soll Integration passieren, wenn Asylpolitik Integration ständig unterwandert?

OÖN: Das klingt aber jetzt um einiges ernster, als es im Stück ist?

Baum: Diese Themen sind selbstverständlich mit großer Ernsthaftigkeit besetzt. Ich habe mich aber entschieden, die Form der Groteske dafür zu wählen. Und diese Thematik auch in einen Kontext mit schwarzem Humor zu setzen.

OÖN: Es ist Ihr fünftes Stück, das im Theater Phönix gezeigt wird. Eva Hosemann inszeniert zum fünften Mal im Theater Phönix – und zum ersten Mal ein Stück von Thomas Baum.

Baum: Darüber freue ich mich sehr. Es war auch mein Wunsch, dass Eva Hosemann mein Stück zur Uraufführung bringt. Ich war gestern bei der Probe, und nein, ich sage nichts: Lassen Sie sich überraschen!

OÖN: Es ist ein Auftragswerk: Normalerweise ist es so, dass ein Theater vorgibt, für wie viele Schauspieler das Stück sein soll. Sie haben aber mehr Rollen geschrieben, als das Phönix Schauspieler im Ensemble hat?

Baum: Natürlich werden Rahmenbedingungen vorher abgesprochen. Aber dann kann es schon passieren, dass sich beim Schreiben neue Situationen ergeben, und als Autor hoffe ich eben, dass ich die Zuständigen im Theaterhaus von der Notwendigkeit, wie in diesem Fall, von mehr Personen überzeugen kann.

OÖN: Ist es ein Zufall, dass gerade am Tage der Uraufführung der Song Contest in Düsseldorf stattfindet und eine Ihrer Stückfiguren einmal Song-Contest-Teilnehmer war?

Baum: Ich könnte jetzt sagen, das war genau so geplant. Aber nein, es war nicht so. Das ist wirklich ein Zufall, aber ein sehr schöner!

OÖN: Es gibt auch Musik in diesem Stück?

Baum: Ja, es wurde extra ein Song für das Ensemble von Armin Lehner komponiert. Und der klingt so gut, dass sich dieses Team durchaus im kommenden Jahr für den Song Contest bewerben könnte!

OÖN: Sie arbeiten bei Ihren Figuren auch sehr mit Klischees?

Baum: Die Figuren werden über das Klischee eingeführt, aber im Verlauf des Stückes kann man auch andere Facetten von ihnen kennenlernen. Das ist für mich auch einer der wesentlichen Punkte der Migrationsproblematik, dass wir meist an den oberflächlichen Bildern hängenbleiben. Die Leute aber haben nun einmal verschiedene Möglichkeiten, ihre Probleme zu bewältigen, weil sie alle andere kulturelle Hintergründe haben.

 

Infos zum Stück „Franckstraße 137“ im Theater Phönix

Eva Hosemann, Intendantin am Stuttgarter Theater rampe, führt Regie: „Es geht auch um das Lachen und den humorvollen Umgang mit Klischees.“ Es spielen: Matthias Hack, Theo Helm, Ferdinand Kopeinig, Judith Richter und Lisa Fuchs. Gäste: C.C. Weinberger (u.a. Filme „Indien“ und „Komm süßer Tod“, TV-Produktionen „Tatort“, „Soko Donau“ u.a.), Gisela Salcher (u.a. Burgtheater Wien) und Yowga Hölzl-Gruber (u.a. Schauspielhaus Salzburg).
Uraufführung: 12. Mai, 19.30 Uhr; 0732/666 500.
Es wird ermäßigte Vorstellungen für Phönix-Nachbarn, ebenfalls ein Viertel mit hohem Migrantenanteil, geben.

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26. April 2024