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Surrealer Köpfe-Tausch mit verheerenden Folgen

Von Michael Wruss   26.November 2018

Beinahe surreal, ja skurril mutet Thomas Manns Erzählung "Die vertauschten Köpfe" an, nach der die australische Komponistin Peggy Glanville-Hicks ihre erfolgreichste Oper schuf. Am Samstag hatte dieses Werk in der BlackBox des Musiktheaters seine Europa-Premiere. Es sind die Umstände des Exils und des NS-Terrors, die 1940 diesen Text, in dem es unter anderem um die Wertigkeit von Menschen geht, entstehen ließ.

Schon die Freundschaft Schridamans mit Nanda ist verwerflich, gehören doch beide unterschiedlichen Kasten an. So kann Nanda, der die wunderschöne Sita begehrt, nicht um diese anhalten, weil er ihrer nicht würdig ist. Für seinen Freund dient er als Brautwerber. Aber auch Sita empfindet Neigungen zu beiden. Als sie sich auf einer Wanderung zum Tempel der Göttin Kali verirren, enthauptet sich Schridaman in einem Anfall religiöser Ekstase selbst. Als ihn Nanda entdeckt, befürchtet er, des Mordes bezichtigt zu werden, und nimmt sich auf gleiche Weise das Leben. Verzweifelt will sich Sita umbringen, was Kali verhindert und sie befähigt, die beiden wieder zum Leben zu erwecken. Doch dabei vertauscht sie die Köpfe.

Ohne romantisches Sentiment

Gregor Horres inszeniert diese "indische Legende" ohne große Kommentare und lässt viel Interpretationsspielraum. Jan Bammers hat die ideale Ausstattung geschaffen, die Exotisches andeutet und doch den Blick universell öffnet. Die Musik ist überwiegend tonal, es entsteht eine stimmige Partitur, die Leslie Suganandarajah mit dem Bruckner Orchester ohne romantisches Sentiment fein inszeniert hat und für die Sänger gewichtige Aufgaben bereitstellt. So für Rafael Helbig-Kostka, der als Schridaman imponierte und seinen vielfarbigen Tenor ideal einzusetzen wusste. Das gelang auch Timothy Connor als Nanda, der mit seinem Bariton sowohl große Phrasen zu spannen als auch textdeutlich zu artikulieren versteht. Etelka Sellei war eine ideale Besetzung für die Sita. Auch sie war sowohl sängerisch als auch darstellerisch höchst beeindruckend.

Svenja Isabella Kallweit und Philipp Kranjc waren in den Sprechrollen der Kali und des Guru Kamadamana zu erleben und bildeten mit Sinja Maschke und Hibiki Tsuji den Chor.

Fazit: Eine beeindruckende und musikalisch stimmige Produktion einer echten Opernentdeckung.

Opern-Premiere: "The Transposed Heads" von Peggy Glanville-Hicks, BlackBox Musiktheater, 24.11.

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26. April 2024