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Joyce Didonato betörte in "Les Troyens"

Von Michael Wruss   16.Oktober 2018

Es war zweifelsohne der große Abend der Joyce Didonato, die am Sonntag erstmals an der Staatsoper eine Premiere sang und gleichzeitig ihr persönliches Debüt als Didon in Hector Berlioz’ letzter Oper "Les Troyens" gab. Unglaublich, wie intensiv sie musikalische Emotionen in Gesten und Klang umsetzen kann, wie sie egal ob als unendlich Liebende und vom Volk Geliebte vor Glück auf Wolke sieben schwebt, oder in einer Mischung aus Hass, Zorn und enttäuschter Verzweiflung resignierend den einzigen Ausweg im Selbstmord zelebriert. Dabei wirkt nichts aufgesetzt oder übertrieben, sondern ist Leidenschaft pur.

Nicht minder bejubelt wurde Dirigent Alain Atinoglu, der mit dem Staatsopernorchester die Partitur ausgereizt und dabei unglaubliche Steigerungen evoziert hat. Dabei stand Berlioz’ phänomenale Orchestration im Mittelpunkt einer Musik, die sich mehr an der traditionellen Grande Opéra mit ihren Arien und ausgiebigen Balletteinlagen orientiert, als tatsächlich modern zu sein. Ein motivisch-thematisch roter Faden ist dabei kaum zu entdecken und lässt manches scheinbar abrupt aufeinanderfolgen, ohne dabei einer großen Form gehorchen zu wollen. Dennoch ergeben sich zwingende Momente packender Dramatik. Die in Wien zum vierten Mal nach London, Mailand und San Francisco gezeigte Produktion von David McVicar bietet keine Interpretation an, sondern beweist lediglich, dass dieses Monsterwerk von gut fünf Stunden aufführbar ist. Ein wenig Zeitgeist schwebt in der Ausstattung von Es Devlin mit, die durchaus subtile Anspielungen aufweist, aber dennoch nicht erklärt, warum die Handlung in die Entstehungszeit der Oper, die Zeit Napoleons III., verlegt ist. Aus dem insgesamt hervorragenden Ensemble und dem fulminant agierenden Staatsopernchor stach Brandon Jovanovich als strahlender höhensicherer Enée heraus, gefolgt von Monika Bohinec, die als Cassandre eingesprungen die ersten beiden Akte mehr als nur beachtlich rettete. Der Didonato durchaus gewachsen die junge ungarische Mezzosopranistin Szilvia Vörös als Anna, überzeugend auch Jongmin Park als Narbal.

Fazit: Ein musikalisch fulminanter Abend in einer etwas angestaubten szenischen Umsetzung

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