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Ioan Holender: "Oper im Fernsehen ist immer fad"

Von Julia Evers   27.August 2016

Für sein Magazin "KulTOUR" reist der ehemalige Staatsopern-Direktor Ioan Holender (81) nach England zum Glyndebourne-Festival, wo Oper und Schafe seit jeher zusammengehören. Zu sehen gibt es das Erlebte am 3. September um 18.50 Uhr auf ServusTV.

 

OÖN: Sie waren auf dem Glyndebourne-Opernfestival in England, wo das Picknick zwischen grasenden Schafen genauso dazugehört wie hochwertige Musikdarbietungen. Kann Oper in jedem Kontext stattfinden?

Holender: Offenbar ja, das hat Glyndebourne bewiesen. Es gilt als qualitativ eines der besten Opernfestivals der Welt, doch die Umgebung ist rustikal. Entstanden ist das aus der Privatinitiative eines Mannes, der das für seine Frau – sie war nicht die Netrebko von damals, aber eine überdurchschnittliche gute Sängerin – gegründet hat. Das Festival findet noch immer ohne Subventionen statt, auf sehr, sehr hohem Niveau.

Wenn Sie Kultur und Oper ins Fernsehen bringen – wen wollen Sie damit erreichen?

Jene, die keine Opernenthusiasten sind. Ich versuche Neugierde zu entfachen bei jenen, die es nicht interessiert.

Wie ist Ihre Opern-Begeisterung entfacht worden?

Spät, relativ spät, erst mit 16, 17. Durch das Stadttheater in Temeswar, wo ich gelebt habe und wo man Schauspiel und Oper abwechselnd gespielt hat. Aber jetzt muss ich relativieren, Fernsehen gab es damals Gott sei Dank noch nicht, also war das lebendige Theater sehr wichtig. Mich hat der Operngott spät, aber doch sehr stark gepackt. "La Traviata" war die erste Oper, die ich in meinem Leben gehört und gesehen habe. Die Oper hat eine Sinnlichkeit, die spricht die Seele an, nicht den Verstand.

Sie sagen, "TV gab’s noch nicht, Gott sei Dank" – und Sie arbeiten selbst fürs Fernsehen: Wie stehen Sie zu dem Medium?

Ich bin nicht der Meinung, wie die ORF-Leitung des wiedergewählten Herrn, dass nur die Dümmsten der Dümmsten fernsehen. Das ist das Hauptproblem der Macher, dass sie von so etwas ausgehen. Wäre es nicht so miserabel, was man uns da vorführt, könnte es auch seine guten Seiten haben. Ich bin auch absolut nicht der Meinung, dass das Fernsehen das lebendige Erlebnis im Theater oder in der Oper ersetzen kann. Oper im Fernsehen ist immer fad, das ist nicht übertragbar mit technischen Mitteln. Drei Stunden eine Richard-Strauss-Oper, da schaut ja kein Mensch mehr zu.

Es heißt, dass es manchmal nicht leicht ist, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Welche Eigenschaften haben Sie in Ihrem Leben besonders weit gebracht?

Ich habe bei meinem Studium an der Technischen Universität eines gelernt – dass der schnellste Weg zwischen zwei Punkten die gerade Linie ist. Ich habe eine Abneigung gegen alle, die um den Brei herumreden. Angeblich war in diesen zwei Jahrzehnten in der Oper das am meisten gebrauchte Wort von mir "schneller". Also die großen Umarmungen, Bussi-Bussi so wie in Wien – ich bin kein Freund dieser Kultur der Zusammenarbeit. Ich habe keine große Sympathie oder gar Respekt für die sogenannte Wiener Gesellschaft. Menschen, die sich wichtiger machen als sie sind. Ja, dazu gehört zum Großteil auch diese unselige Opernball-Veranstaltung.

Diese unselige Opernball-Veranstaltung, was müsste denn passieren, dass Sie da noch einmal hingehen?

Warum soll ich da hingehen, es freut sich eh keiner, wenn ich hingehe (lacht)! Ich verstehe den Sinn des Ganzen nicht. Aber ich habe verloren, er findet weiter statt, alle freuen sich, und somit ist es wurscht, was ich darüber denke.

Sie waren in Ihrer Jugend Tennistrainer. Mit wem würden Sie denn gerne noch Tennis spielen?

Ich bin schon sehr froh, wenn ich mit denen weiterspielen kann, mit denen ich jetzt spiele – mit meinen alten Fußball-Freunden wie Prohaska. Älter als ich ist niemand mehr dort.

 

 

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