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Braunau: Eine Stadt mit Geschichte schaut in die Zukunft

Von Von Christoph Kotanko und Monika Raschhofer   16.Dezember 2011

Zuerst muss man sagen, was Braunau nicht ist. Es ist nicht „die Hitlerstadt“. Dass der spätere Diktator 1889 in einem schmalen Altbau in der Salzburger Vorstadt geboren wurde, war Zufall, bedingt durch den Beruf des Vaters. Zollbeamte wurden in der Monarchie oft versetzt. Hitler hätte auch in Galizien oder sonst wo im Kaiserreich geboren werden können.

Braunau war nicht seine „Bestimmung“, wie er in „Mein Kampf“ flunkerte. Es ist ein Zufallsgeburtsort – auch wenn das die NS-Geschichtsfälscher anders darstellten.

Wer Braunau auf Hitler reduziert, folgt anhaltend der Nazi-Propaganda.

Der Name kommt auch nicht von „brauner Au“, sondern vom mittelalterlichen „Prounaw“, anno 1110 erstmals urkundlich erwähnt. Jahrhundertelang gehörte Braunau, wie das ganze Innviertel, zu Bayern. 1779 kam es an die Habsburger.

Kleingewerbe hat Kummer

Braunau stellt sich offensiv, etwa bei den Zeitgeschichte-Tagen, seiner wechselhaften Geschichte. Diese prägt bis heute das Stadtbild.

Manches ist zur Last geworden. Im historischen Zentrum rund um den Stadtplatz stehen viele Lokale leer.

Ich kann mich an das rege Leben in den Läden der gotischen Häuser erinnern, an den Duft frisch gemahlenen Kaffees beim „Meinl-Mohren“, die Köstlichkeiten beim Konditor, die liebevoll dekorierten Auslagen der Fachgeschäfte für Spielzeug oder „Galanteriewaren“. Das Kleingewerbe ist den modernen Einkaufszentren am Stadtrand gewichen. Dort locken Shops aller Preisklassen sowie große Supermärkte mit Gratis-Parkplätzen.

Die Wiederbelebung der Innenstadt ist eine der großen Herausforderungen für die Stadtpolitik. Eine zweite ist die bessere Verkehrsanbindung der Innstadt. Das kann freilich nicht der Gemeinderat entscheiden. Da sind der Bund und das Land (Straßenbau) sowie die ÖBB gefordert.

In wenigen Jahren wird es zur absurden Situation kommen, dass auf bayrischer Seite die Autobahn A 94 bis Simbach führt – auf österreichischer Seite jedoch keine entsprechende Fortsetzung existiert.

Diese Vernachlässigung ist umso ärgerlicher, als die Braunauer durch Fleiß, Geschick und Glück gute wirtschaftliche Perspektiven haben.

Braunau ist eine Schulstadt und bietet für viele Berufe eine hervorragende Ausbildung (was fehlt, ist eine Fachhochschule). Qualifizierte Arbeitsplätze offeriert die örtliche Industrie. Sie boomt, auch in Krisenzeiten. Die börsenotierte AMAG z. B. wird bis 2015 rund 400 Millionen Euro investieren, davon 180 Millionen in den Bau eines Walzwerks in Ranshofen.

Zur wirtschaftlichen kommt die kulturelle Bedeutung. Braunau-Ranshofen wird ein wichtiger Schauplatz der oberösterreichisch-bayrischen Landesausstellung (von April bis November 2012) sein.

Gelungene Erneuerung

Eine Landesausstellung kann kulturelle und touristische Impulse geben, die jahrelang anhalten. Die Besucher werden die idyllische Altstadt, aber auch das prachtvolle Umland erleben. Haselbach ist das Musterbeispiel für gelungene Dorferneuerung. Das Naturschutzgebiet Unterer Inn mit seinen stillen Buchten ist ein fantastisches Ausflugsziel, ein Paradies zu jeder Jahreszeit – einer meiner Lieblingsplätze in Braunaus Umgebung.

Abends sollten Anhänger der Kleinkunst das Gugg besuchen, Braunaus schräges Kulturzentrum im Gebäude des Ex-Feuerwehrausrüsters Gugg & Söhne. Sein so kritisches wie enthusiastisches Publikum schätzen Sänger und Kabarettisten aus allen Himmelsrichtungen. Nirgendwo in Österreich sei das Publikum derart anspruchsvoll, meint der Extremschrammler Roland Neuwirth: „Das Stammpublikum im Gugg kennt alles, kann alles vergleichen.“ Lisa Fitz, Maschek, Andrea Händler, Roland Düringer, Salsabands und Science Busters – die Liste gelungener Gastspiele ist lang. Fehlt nur noch Herbert Grönemeyer, der singt: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“

 

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