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Unverschämt glücklich

Von Barbara Rohrhofer und Claudia Riedler   19.Oktober 2016

Seit 18 Jahren sind Elisabeth Gatt-Iro (49) und Stefan Gatt (46) ein Liebespaar. Die beiden Linzer leben nicht nur zusammen, sie arbeiten auch gemeinsam als Paartherapeuten, halten Seminare und Vorträge für andere Paare. Sie sind verheiratet (seit 2001) und haben zwei Töchter, Lea (16) und Mia (13).

 

OÖN: Wie und wo haben Sie sich eigentlich kennen gelernt?

Elisabeth: Es war im Wonnemonat Mai 1998. Wir waren beide auf einem Seminar in Waldhausen. Thema: Zärtlichkeit, Sexualität und Aggression. Stefan: Es hat gleich gefunkt, als ich Elisabeth gesehen habe. Nur bei ihr hat es gedauert. Elisabeth: Stimmt nicht. Als du hereingekommen bist, habe ich mir gedacht: Jetzt wird’s interessant. Stefan war aber noch in einer Beziehung. Ich war solo, meine Scheidung war im Jänner 1998. Eigentlich wollte ich zwei Jahre mein Singledasein genießen.

Also war es nicht die erste große Liebe?

Elisabeth: Nein, ich war ja vorher schon einmal verheiratet. Stefan: Die große Liebe kommt auch nicht von alleine, man muss etwas dafür tun.

Wussten Sie beim Kennenlernen genau, was Sie von dieser neuen Liebesbeziehung wollten?

Elisabeth: Ja, da hatte ich eine genaue Vision. Ich wollte eine gleichberechtigte Partnerschaft und einen Mann, der sich mit mir gemeinsam entwickelt. Außerdem wollte ich einen sportlichen Typ. Stefan: Also ich wusste es nicht genau. Elisabeth ist mir passiert, ich war ja zu diesem Zeitpunkt in einer Beziehung. Und eigentlich wollte ich eine Frau mit mindestens 1,70 Metern Körpergröße (Elisabeth ist 1,56 m, Anm.) Elisabeth: Ich wollte auch immer einen Mann, der für mich singt. Und dann sang mir Stefan doch glatt auf den Anrufbeantworter. "No ordinary love" von Sade. Ich war hingerissen.

Wie halten Sie Ihre Beziehung prickelnd?

Stefan: Wir sind gerade dabei, wieder mehr Abenteuer in unser gemeinsames Leben zu bringen. Im Dezember fliegen wir nach Lappland. Elisabeth: Ein schönes Ritual ist unsere Fullmoon-Party in der Badewanne.

Sie haben zwei Töchter. Wie haben die Kinder Ihr Leben verändert?

Stefan: Ich dachte zuerst, jetzt hört das Leben auf. Heute weiß ich, dass das nicht stimmt. Im Gegenteil Elisabeth: Die Kinder bereichern unser Leben. Stefan: Derzeit haben die beiden leider kein Interesse an uns. Das ist im Moment unsere größte Herausforderung. Elisabeth: Es ist sehr wichtig, während der Pubertät der Kinder als Paar in Verbindung zu bleiben.

Inwieweit spielt das Fachwissen über Paarbeziehungen in Ihrer Ehe eine Rolle?

Stefan: Bei unseren Seminaren sind wir nur dann gut, wenn wir authentisch sind, also das leben, wovon wir reden. Elisabeth: Manchmal streiten wir trotzdem und das tut gut, weil man die Energie und Lebendigkeit des anderen spürt. Ich sage dann, dass er mein größter Alptraum ist – obwohl das überhaupt nicht stimmt.

Was regt Sie sonst noch am anderen auf?

Elisabeth: Wenn er nicht redet, alles besser weiß, wenig Zeit hat. Stefan: Wenn sie dominant ist, keine Zeit für mich hat oder in der Küche alles wieder umräumt, was ich gemacht habe.

Und wie kann man sich so einen Streit unter Paartherapeuten vorstellen?

Elisabeth: Früher waren unsere Streitereien ernst. Heute ist es eher lustvoll, man kommt in Kontakt und spürt den anderen. Streiten ist so ähnlich wie ein Großputz.

Sind eigentlich die Probleme bei den meisten Paaren die gleichen?

Stefan: Gleich ist, dass manchmal die Verbindung zueinander verloren geht, das zeigt sich aber ganz unterschiedlich. Elisabeth: Manche streiten dauernd, es kommt zu Verletzungen und Kränkungen, andere gehen fremd oder es wird fad in der Beziehung. Zu uns kommen auch viele, wenn das Nest leer wird, also die Kinder ausziehen.

Was sind die größten Fehler, die Männer in Beziehungen machen?

Stefan: Viele glauben, dass es mit der Hochzeit getan ist. Aber dann beginnt die Abenteuerreise erst. Es braucht Energie und Präsenz. Das Paar muss sich entwickeln und das braucht beide. Weit verbreitet ist auch noch, dass der Mann der Ernährer sein muss. Dieses alte Rollenbild ist wirklich überholt. Und Männer müssen lernen, ihre Gefühle zu zeigen. Elisabeth: Wenn er präsent ist, finde ich das supersexy. Schade, dass sich viele Männer dessen nicht bewusst sind. Wir mögen es, wenn man sich auf uns einlässt. Das öffnet die Frauen - und wirkt auch auf der sexuellen Ebene.

Was machen die Frauen falsch?

Elisabeth: Sie wollen, dass die Männer mehr reden, geben ihnen aber oft nicht den Raum dafür, oder werten sie ab. Das verunsichert die Männer. Typisch weiblich ist auch, den Männern das Gefühl zu geben, dass sie nicht gut genug sind.

Wo seht ihr euch in 20 Jahren?

Elisabeth: Als Vielreisende. Stefan: Ja genau, auf den Lofoten, in Island, beim Sonnenuntergang, am Lagerfeuer, eine Nacht unter Sternen ... Elisabeth: Ich sehe uns aber auch mit anderen Leuten. Wir werden immer noch mit Paaren arbeiten und sind schöne, alte, weise Menschen. Lebendig, lustig, unbeschwert und immer noch verliebt!

Das Paar

Stefan Gatt ist gebürtiger Tiroler und er liebt die Berge. Seit 1998 lebt er in Linz und arbeitet als Trainer für Teams und Führungskräfte. Er ist Abenteurer und Fotograf und war der erste, der mit dem Snowboard vom Mount Everest abgefahren ist.

Sie über ihn: Ich schätze an dir, dass du mit mir in die Berge gehst und ich mich mit dir als Bergführer immer sicher fühle, dass wir gemeinsam wachsen, dass du ein guter Liebhaber bist und dass du mit mir ins Musiktheater gehst, obwohl du kein Opernfan bist.

Elisabeth Gatt-Iro ist gebürtige Linzerin. Sie ist Psychologin und Psychotherapeutin, arbeitet auch als Coach und Supervisorin.

Er über sie: Ich mag an dir, dass du gut aussiehst, deine schönen Augen, dass du liebevoll, intelligent und herzlich bist, mit mir Abenteuer erleben willst, dass wir zwei tolle Töchter haben und die Erziehungsaufgaben gut meistern, viel sportlich miteinander unternehmen …

Gemeinsam arbeiten Elisabeth und Stefan Gatt-Iro seit 2003 mit Paaren nach dem Prinzip der Imago-Therapie. Sie bieten Workshops, Abenteuerseminare und Vorträge. Mehr Infos unter www.challengeoflove.at

 

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26. April 2024