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Dieser Weg wird kein leichter sein

01.August 2015

Groß war die Erleichterung bei den Veranstaltern der heutigen Union-Leichtathletik-Gala in Linz, als am Dienstag Kira Grünberg ihren Start bestätigte. Nach einem Bänderriss im Knöchel wollte die 21-jährige Tirolerin, die zu den größten heimischen Leichtathletik-Hoffnungen zählte, bei diesem Meeting einen Anlauf auf das Limit für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking unternehmen. Die Latte lag nicht weit von ihrem österreichischen Rekord (4,45 m) auf 4,50 Meter. Seit Grünbergs schweren Trainingsunfall am Donnerstag in Innsbruck ist dieses Limit Utopie und jede Rekordjagd völlig nebensächlich geworden. Gestern bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. Die junge Tirolerin ist querschnittsgelähmt und wird laut den Aussagen ihrer Ärzte nicht mehr auf die Beine kommen. Der Weg zurück ins Leben wird härter sein als jeder Wettkampf, den Kira Grünberg bisher bestritten hat.

Lebensrettende Operation

In einem Communique der Traumatologischen Intensivstation der Universitätsklinik Innsbruck hieß es Freitag früh, dass bei Grünberg ein Bruch der Halswirbelsäule festgestellt worden sei. Nachdem bereits vor der Operation eine Querschnittslähmung diagnostiziert worden war, musste sie zur Stabilisierung der Halswirbelsäule und zur Vermeidung weiterer Schäden sofort von einem Team der Unfallchirurgie operiert werden. Primäres Ziel der Operation sei "der Erhalt der Lebensfunktionen" gewesen. Grünberg liegt derzeit auf der Traumatologischen Intensivstation. Über den weiteren Verlauf werden erst die Untersuchungen in den kommenden Wochen Aufschluss geben.

Das Schicksal der jungen Sportlerin ist nicht nur für die heimische Sportszene ein Schock, er bewegt das ganze Land. Hannes Gruber, Sportdirektor des Leichtathletik-Verbandes, spricht das aus, was viele denken beziehungsweise hoffen. "Die Auswirkung für unsere Leichtathletik ist vollkommen sekundär. Jetzt geht es nur um Kira. Wir hoffen, dass sich ihr Zustand entgegen der Prognose noch bessern wird."

Ihre Eltern waren dabei

Passiert ist der Trainingsunfall in der Innsbrucker WBU-Halle. Augenzeugen waren ihr Vater und Trainer Frithjof Grünberg sowie ihre Mutter. Angeblich war die 21-Jährige nach dem fatalen Sturz ansprechbar, man wusste aber sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Grünberg spürte ihre Beine nicht mehr. Der Wunsch der schwer geschockten Familie, mit der Veröffentlichung der Diagnose noch bis nach dem Wochenende zu warten, ging wegen einer Indiskretion des Leichtathletik-Präsidenten Ralph Vallon nicht in Erfüllung. "Er hat die Familie damit in eine unfassbar unangenehme Situation gebracht", sagt Thomas Herzog, Grünbergs Manager.

Linz will ein Zeichen setzen

Betroffen vom fatalen Unfall der Stabhochspringerin zeigen sich auch die Organisatoren der heutigen Union-Leichtathletik-Gala in Linz. "Das ist ein schwerer Schock für uns, da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagt Oberösterreichs Leichtathletik-Präsident Hubert Lang. Das Linzer Meeting soll in erster Linie eine Leistungsschau der österreichischen Leichtathletik sein. Für Grünbergs Weggefährten – viele von ihnen haben im Juni bei den Europäischen Olympischen Spielen in Baku mit der Tirolerin im Teambewerb die Silbermedaille gewonnen – wird es nicht einfach sein, sich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Lang: "Wir werden sicher ein gemeinsames Zeichen setzen und versuchen, für Kira eine moralische Stütze zu sein." Mut, Kampfgeist und Ehrgeiz haben die Sportlerin Kira Grünberg ausgezeichnet. Seit Donnerstag ist in ihrem Leben nichts mehr so, wie es früher war. Hoffentlich hat sie ihre Tugenden behalten. Sie wird sie brauchen, um ihr wichtigstes Comeback zu meistern. (chz)

 

„Es war ein ganz normales Training“

Das Stabhochspringen zählt in der Leichtathletik zu den riskantesten Sportarten, bei Grünbergs Trainingsunfall gab es allerdings eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände. „Es war ein ganz normales Training, einer der Anfangssprünge. Kira hat nur acht Schritte gemacht. Bei einem Sprung in den Rekordbereich wären es 16“, sagt ihr Trainer Thomas Herzog. ÖLV-Trainer Herwig Grünsteidl spricht auch von umfassbarem Pech. „Da sind sicher unglückliche Umstände zusammengekommen. Es ist ein Jammer. Den Sprung hat Kira sicher x-tausend mal schon gemacht.“ Die Tirolerin war bei ihrem Trainingssprung kopfüber in den Einstichkasten für den Stab gestürzt.
Die Polizei Innsbruck hat ihre Erhebungen noch nicht vollständig abgeschlossen, es weise aber nichts auf ein technisches Gebrechen hin. Der Betrieb in der Halle läuft weiter.

 

Reaktionen

„Da muss bei Kira wirklich alles ganz blöd zusammengekommen sein. Ich bin auch schon in den Einstichkasten gefallen, aber noch nie mit dem Kopf voraus. Sie hat sicher schon tausend Sprünge gemacht und weiß, wie und wann sie was machen muss. Das ist ein extremer Wahnsinn, ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen.“
Dominik Distelberger, Zehnkämpfer

„Bei bestimmten Verletzungen oder missglückten Landungen auf dem Hinterkopf kann es sogar sein, dass ein Helm die Sache noch schlimmer macht. Vielleicht führt dieser furchtbare Fall zu der Entwicklung, die Härte oder die Beschaffenheit des Einstichkastens zu überdenken.“
Herbert Czingon, Schweizer Stabhochsprung-Trainer

„Schreckliche Nachricht! Ich wünsche ihr und ihrer Familie die nötige Kraft und Unterstützung.“
Raphael Holzdeppe, deutscher Stabhochspringer via Twitter

„An Tagen wie diesen versetzt es mich in eine Schockstarre! Wie grausam kann Sport eigentlich sein?“
Anna Fenninger, Ski-Gesamtweltcupsiegerin via Facebook

„Schreckliche Nachricht – unfassbar! Mir fehlen die Worte. Alles, alles gute Kira, viel Kraft auf deinem weiteren Weg.“
Lisa Zaiser, Linzer Top-Schwimmerin via Facebook

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