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Die großen und kleinen Flops im Internet

Von Von Klaus Buttinger   10.August 2010

2003 ging die virtuelle Welt des Second Life (SL) online. Damit wurde vom US-Programmierer Linden Lab in San Francisco ein Hype losgetreten, der seinesgleichen sucht. 2006 erreichte der Boom Europa. Internet und Zeitungen waren voll der Berichte über das Zweitleben, obwohl es teuer war, pixelte und ruckelte. Wer etwas auf sich hielt – und das waren nicht nur Private –, ließ es sich etliche Linden-Dollar kosten, in der Spielewelt ansässig zu werden. Firmenbüros (Adidas, IBM) und Botschaften siedelten sich an, Wahlkämpfe (u. a. Hillary Clinton) wurden ausgefochten und Demonstrationen (etwa gegen die Front National) abgehalten. Der Springer-Verlag gab sogar im SL eine Wochenzeitung heraus.

Avatar oder Real Life?

So schnell, wie die zweite Welt wuchs, schrumpfte sie. Von einem geriatrischen SL kann zwar keine Rede sein, ziehen doch heutzutage vor allem erotische und pornografische Inhalte Mitspieler an, doch die breitenwirksame Attraktivität ist gebrochen. Ein Drittel der Mitarbeiter wurden abgebaut. Bran-cheninsider meinen, dass viele SL-Bewohner über kurz oder lang mitbekamen, dass das zweite Leben auch nicht viel aufregender ist als das erste, außer man glaubt tatsächlich an seinen Avatar.

Eine der ersten großen Niederlagen im Internet trägt den Namen Napster. Die erfolgreiche Musiktauschbörse erreichte 2001 ihren Höhepunkt. Mehr als 80 Millionen Menschen nutzten das servergestützte Peer-to-Peer-System, um Musikdateien hinauf- und herunterzuladen. Gratis, versteht sich. Das war der Musikindustrie mit ihrer Anwaltstruppe von der RIAA (Recording Industry Association of America) klarerweise ein riesiger Dorn im Portemonnaie. Napster wurde mit Klagen überzogen, an Bertelsmann verkauft und schließlich abgedreht.

Während der Boomtage im Internet sah man viele kommen und gehen. Allein die Herde der Internet-Provider – wer mag sich noch an Yline oder CyberTron erinnern? – war gewaltig. Wenige sind übrig geblieben im Geschäft um die Anbindung ans Web.

Geschichte sind auch die gehypten Pink-Slip-Partys, die zu Hochzeiten des IT-Booms zu realen Personal-Tauschbörsen werden sollten, aber nur kurz durch die Geschichte tanzten.

Empfindlich erwischt hat es auch so manchen großen Fisch im Haifischbecken der IT. Microsoft musste mit dem gefloppten Betriebssystem Windows Vista nicht wenige Schuppen lassen. Klar, dass der Spott dazukam. Vista soll sogar firmenintern unter der kecken Verballhornung „XP Millennium Edition“ bezeichnet worden sein.

Heute spielt sich der Kampf um Marktanteile vordergründig in den sozialen Netzwerken ab. Die Big Player im Verdrängungskampf heißen Facebook, MySpace (s. u.), Xing oder Twitter. Momentan scheint entschieden zu sein, dass Facebook MySpace abgefangen hat.

Wer zwitschert weiter?

Ansonsten ist der Kampf noch offen. Eine Prophezeiung für den Ausgang gibt es allerdings. Psychologin Tracy Alloway von der University of Stirling in Schottland meint: Facebook mache seine Nutzer klüger, der Mikroblogging-Dienst Twitter hingegen dümmer. Während Facebook das Arbeitsgedächtnis erweitere und deshalb auch die Intelligenz fördere, bewirke Twitter das Gegenteil. Man wird sehen, ob tatsächlich der Klügere gewinnt.

Themen, die auch noch gehypt wurden, waren Bundestrojaner und Bürgerkarte. Um beide ist es ruhig geworden. Gut so.

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