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"Plötzlich war mein Terminkalender leer"

LINZ. Ein Manager berichtet, wie es ihm nach dem Jobverlust ging – und wie er mit 58 Jahren den Weg zurück suchte.

Plötzliche Tagesfreizeit, kein strukturierter Arbeitstag mehr – das macht vorher Vielbeschäftigten zu schaffen Bild: Colourbox

Peter Haempel wurde völlig überrascht. Der damals 58-jährige Landeschef wurde von seinem deutschen Vorgesetzten vor vollendete Tatsachen gestellt. Der internationale Vorstand des Farbenherstellers sehe in Europa kein Wachstumspotenzial. Die Organisation werde daher gestrafft, Österreich komme unter Schweizer Führung.

"Da ich nicht das erste Mal vor einem Jobwechsel stand, war ich zuerst gefasst", sagt Haempel über die ersten Tage. Allerdings traf ihn das Aus erstmals erzwungenermaßen. "Der Schock kam mit der kurzfristigen Freistellung und dem Verlust meiner Aufgabe. Ich war mehr als zehn Jahre lang für 170 Mitarbeiter verantwortlich, bin in aller Früh Richtung Flughäfen gefahren, war viel unterwegs. Plötzlich war mein Terminkalender leer", berichtet der Thalheimer.

Vor Nachbarn versteckt

"Mir hat der geregelte Arbeitstag gefehlt, und bald hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte nicht, dass mich die Nachbarn um acht oder neun Uhr noch zu Hause sehen", sagt der verheiratete Mann offen. Über sein Ausstiegsszenario hatte er noch verhandeln können – und eine sogenannte Outplacement-Beratung herausgeschlagen. "Ich hab das gekannt, weil ich es für Mitarbeiter von mir schon in Erwägung gezogen hatte."

Jetzt konnte der frühere Länderverantwortliche die Dienstleistung selbst nutzen. "Als Erstes habe ich psychologische Unterstützung bekommen. Denn anders als ich das selbst wahrhaben wollte, habe ich das nicht verarbeitet." Dabei dominierte das Gefühl, eine schwere Niederlage erlitten zu haben, vor der Zukunftsangst. "Mit dem Start der Jobsuche hatte ich wieder ein Ziel und einen geregelten Ablauf, weil ich regelmäßig das Haus verließ."

Der vormals Vielbeschäftigte hat in seiner Karriere nach eigener Einschätzung das Netzwerken sehr vernachlässigt. "Ich habe nicht von Null begonnen. Aber systematisch habe ich meine Kontakte erst wieder gepflegt, als ich auf Jobsuche war. Das hat aber gut funktioniert und zu einem Schneeball-System geführt."

Haempels Tipp für Betroffene: "Ich habe hinterfragt, was will ich wirklich? Ich bin heute weniger fremdbestimmt als früher. Heute geht es mir besser als im alten Job." Der heute 61-Jährige startete im Oktober 2010 – sieben Monate nach seinem Kündigungsgespräch – beim Bauchemie-Anbieter Murexin in Wiener Neustadt.

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Artikel Sigrid Brandstätter 25. Januar 2014 - 00:04 Uhr
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