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"Ein Kind zu verlieren, lässt einen nie mehr ganz los"

Von René Laglstorfer   05.Dezember 2020

Elisabeth S. aus Rottenegg weiß, wie sich pure Verzweiflung, unendliche Trauer, aber auch grenzenlose Hilfsbereitschaft anfühlen. Wenn die 67-jährige Mühlviertlerin heute einen Christkindl-Bericht liest, muss sie mit Tränen in den Augen daran denken, wie die Weihnachtsaktion der OÖNachrichten ihrer eigenen Familie vor mehr als 30 Jahren völlig überraschend unter die Arme gegriffen hat. Damals stand die mobile Krankenschwester nach einer Scheidung und dem Tod ihrer schwerkranken Tochter Sabine (12) alleine mit zwei kleinen Kindern da. "Wir haben in dem Jahr wirklich die Hölle durchgemacht", sagt Elisabeth.

Alles beginnt mit der Geburt ihrer ersten Tochter 1976. Sabine ist ein gesundes und aufgewecktes Kind. Doch mit vier Jahren bekommt sie immer öfter Hustenanfälle. "Sie hat in der Nacht oft eine Stunde durchgehustet. Ich habe einen Kinderarzt nach dem anderen aufgesucht und bin als überängstliche Mutter hingestellt worden", erinnert sich Elisabeth.

"Ein Kind zu verlieren, lässt einen nie mehr ganz los"
Sabine hatte ein kurzes, aber erfüllendes Leben, sagt ihre Mutter Elisabeth.

Kurz vor Sabines Schuleintritt entdeckt ein Mediziner der Barmherzigen Schwestern in Linz die Ursache für die chronischen Hustenanfälle bei dem Mädchen: zystische Fibrose.

"Mama, muss ich sterben?"

Die angeborene Stoffwechselerkrankung verstopft mit der Zeit lebenswichtige Organe und ist bis heute unheilbar. "Anfangs sind wir gut mit der Krankheit zurechtgekommen", sagt Elisabeth. Doch als ihre älteste Tochter zehn Jahre alt wird, verschlechtert sich ihr Zustand trotz Physiotherapie und Inhalieren rapide. Sabine wird von Linz ins AKH nach Wien geschickt, um sie bestmöglich zu behandeln. In dieser Zeit geht Elisabeths Ehe in die Brüche. Ihr Mann kommt mit der Erkrankung der gemeinsamen Tochter nicht zurecht.

Im Alter von elf Jahren versagt Sabines Bauchspeicheldrüse. "Sie ist zwei Monate auf der Intensivstation gelegen und ich bin zwischen meinen beiden Töchtern in Oberösterreich und Sabine in Wien hin- und hergependelt", sagt die dreifache Mutter. "Es war ein Kampf, den wir geführt haben. Sabine hat so viel Kraft zum Atmen gebraucht."

Irgendwann wissen auch die Ärzte nicht mehr weiter. "Das einzige, das wir noch tun können, ist transplantieren", sagen sie der geschockten Mutter. Ihr ist bewusst, dass Organverpflanzungen damals noch in den Kinderschuhen stecken. Erst vier Jahre zuvor, 1984, ist in Wien Österreichs erste Herztransplantation geglückt.

"Das ist vom Christkindl"

"Mama, muss ich sterben?", fragt Sabine ihre Mutter. "So etwas zerreißt einem das Herz", erinnert sie sich. Zusätzliche Sorgen bereitet der Alleinerzieherin, dass sich die damalige Krankenkasse weigert, die enormen Kosten für die Transplantation zu übernehmen. "Sie haben mir gesagt, ich soll mir Sponsoren suchen. Ich wollte schon unsere Wohnung verkaufen, die mir nach der Scheidung zugesprochen wurde, und hätte alles gegeben, damit Sabine wieder gesund wird." Nach langen Verhandlungen ist Elisabeth zumindest diese Sorge los.

Ende Oktober 1988 erhält ihre zwölfjährige Tochter Herz und Lunge transplantiert. "Am Anfang hat es gut ausgeschaut. Doch nach zwei Wochen hat Sabine gesagt, dass sie weniger Luft kriegt." Am 19. November 1988 stirbt Tochter Sabine mit nur zwölf Jahren.

Heute wäre Sabine 44 Jahre

In dieser schweren Zeit drückt eine Nachbarin Elisabeth ein Kuvert mit 5000 Schilling in die Hand. "Wie komme ich denn dazu?", fragt die Mühlviertlerin verdutzt. "Das ist vom Christkindl." Ohne ihr Wissen, haben ihre Nachbarn im damaligen Wohnort Gramastetten die OÖN-Weihnachtsaktion um Hilfe gebeten. "Ich bin wirklich völlig erstaunt und überrascht gewesen", sagt Elisabeth, die über Jahre mit hohen Ausgaben für die vielen Fahrten nach Wien und schließlich mit den Begräbniskosten für ihre Tochter konfrontiert war.

Heute wäre Sabine 44 Jahre alt und hätte wohl wie ihre jüngeren Schwestern Doris (40) und Julia (39) eine eigene Familie. "Ein Kind zu verlieren, lässt einen nie mehr ganz los und schweißt einen noch enger mit den Enkelkindern zusammen", sagt Elisabeth. Sie ist inzwischen vierfache Oma und denkt bis heute dankbar ans Christkindl zurück.

OÖN-Christkindl: Helfen Sie beim Helfen

Für viele Oberösterreicher ist Weihnachten kein Fest der Freude – wenn plötzliche Todesfälle, schlimme Diagnosen und dazu noch finanzielle Nöte das Leben belasten. Diesen Menschen reicht das OÖN-Christkindl die Hand und hilft ihnen, wieder auf die Beine zu kommen. Wenn auch Sie die größte Spendenaktion des Landes unterstützen möchten, dann spenden Sie bitte an das Christkindl-Konto AT94 2032 0000 0011 1790

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