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"Lehrlinge sind nicht faul oder böse, nur anders"

LINZ. Mehr Sozialtrainings für Lehrlinge und Ausbildner würden das Miteinander-Arbeiten vereinfachen.

Gemeinsames Training von Lehrlingen und Ausbildnern im Tourismus – Begegnung "auf Augenhöhe". Bild: Cityfoto/Pelzl

45 Lehrlinge aus Oberösterreichs Tourismus zählen zu den Privilegierten: Sie dürfen in der überbetrieblichen Ausbildungsinitiative "Heartbeat gastro" für Lehrlinge und Ausbildner mitmachen. In den drei Jahren der Lehrzeit bekommen beide Seiten (!) Schulungen in sozialen Kompetenzen, die Lehrlinge werden im Auftreten geschult und üben Selbstreflexion. Die Chefs rüsten sich mit pädagogischem und didaktischem Werkzeug. Dadurch können Konflikte vermieden und das Miteinander-Arbeiten verbessert werden.

Oft jammern Betriebe, dass sie nicht genug "passende" Lehrlinge finden, die Jungen wenig leistungsbereit seien und grundlegende Umgangsformen nicht beherrschten. Dem entgegnet Lehrlings-Trainer Gerold Schneebauer von Heartbeat: "Das ist eine Herausforderung für alle Betriebe. Aber die Lehrlinge sind nicht faul oder böse, sie sind anders als wir Ältere." Heutzutage funktioniere es nicht mehr, etwas nur zu befehlen. "Man muss den Sinn erklären, warum etwas so gemacht wird."

Ein häufiger Konfliktherd ist der angeblich mangelnde Respekt der Jungen gegenüber den Älteren. "Respekt passiert heute nicht mehr über Funktion und Wissen, sondern über eine menschliche Behandlung der Lehrlinge", so Schneebauer.

Das bestätigen auch andere Lehrlingsexperten. "Die Jugend heute ist kritischer, hinterfragt mehr. Sie ist nicht schlechter, hat nur andere Prioritäten", sagt einer.

Oberösterreichs Betriebe nehmen im Bundesländervergleich überproportional viel Geld für Zusatzausbildungen ihrer Lehrlinge in die Hand – auch für Weiterbildungen, die die soziale Kompetenz von Ausbildnern und Lehrlingen erhöhen. Rund 200 Bildungsanbieter kämpfen hier um Aufträge. "Wir sehen, dass dieser Bereich wichtiger wird, aber es gibt Luft nach oben in der Inanspruchnahme solcher Kurse", sagt Friedrich Dallamaßl, Lehrlingsstellenleiter der WKOÖ. Er weiß, dass es viele Ausbildner mit "gutem Gespür" für die Jungen gibt. Dennoch würden Kurse im professionellen Umgang mit den Lehrlingen helfen. "Wir müssen die Lehrlinge auf Augenhöhe behandeln und sie zur Selbstverantwortung erziehen", sagt Schneebauer.

Beispiel Tourismus

Ein Beispiel, wie Lehrlinge und Ausbildner in einer überbetrieblichen Initiative in Persönlichkeitstrainings geschult und gecoacht werden, ist "Heartbeat gastro", mit der die Wirtekooperationen KultiWirte, Hotspots und BÖG kooperieren. "Das stärkt auch das positive Image der Unternehmen als Ausbildungsbetriebe", sagt Wirtschaftslandesrat Michael Strugl, der die Aktion finanziell unterstützt. Gerade im Tourismus sei das sehr wichtig, denn "wir haben ein Riesenlehrlingsproblem", weiß Hotellerie-Obmann Gerold Royda.

Viele Gastro-Betriebe finden keine Lehrlinge, weil das Image des Berufs unattraktiv ist. Die Lehrlingszahlen sind hier in den vergangenen Jahren gesunken. Royda sieht die überbetriebliche Weiterbildung von Chefs und Lehrlingen jedenfalls als "Meilenstein, der hoffentlich oft in ganz Österreich kopiert wird."

 

Meinungen

„Wir sehen, dass pädagogisch-didaktische Schulungen für Ausbildner wichtiger werden. Hier gibt es Luft nach oben bei der Inanspruchnahme von Kursen.“
Friedrich Dallamaßl,
Lehrlingsstellenleiter WKOÖ

„Respekt funktioniert in der Generation Y der Lehrlinge nicht mehr über Funktion und Wissen, sondern über menschliche Behandlung.“
Gerold Schneebauer, Geschäftsführer Heartbeat

„Wir haben im Tourismus ein Riesenlehrlingsproblem. Deshalb ist ‘Heartbeat Gastro’ ein Meilenstein und wird hoffentlich oft kopiert.“
Gerold Royda, Obmann Hotellerie in Oberösterreich

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Artikel Ulrike Rubasch 03. Oktober 2015 - 00:04 Uhr
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