Jugend & Beruf

Menü
Facebook Twitter Google+ E-Mail
Ein Produkt der Sonderthemen-Redaktion

Mit intelligent verteilter Arbeitszeit 50.000 neue Jobs schaffen

Tausende weitere Vollzeitjobs wären möglich, könnten Beschäftigte ihre Arbeitszeiten individuell gestalten, denn einige möchten verkürzen, andere jedoch aufstocken, meldet eine Studie.

Von Michaela Schmidinger (Sonderthemen-Redaktion), 03. August 2016 - 00:04 Uhr

Laut der von der Statistik Austria vorliegenden Studie "Arbeitszeiten in Österreich: zwischen Wünschen und Realität" wollen 610.000 Menschen bzw. 17,5 Prozent aller unselbstständig Erwerbstätigen ihre Arbeitszeit verringern. 304.000 Menschen (8,7 Prozent) wollen sie erhöhen.

Insgesamt ergibt sich damit ein Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung im Ausmaß von 50.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Viele Betriebe kennen die Arbeitszeitwünsche der Arbeitskräfte nicht. Im Auftrag der AK Wien wurden jährlich rund 90.000 Haushalte befragt und die Daten von 2006 bis 2014 ausgewertet. Vollzeitarbeitskräfte wollen demnach durchschnittlich um eine Stunde und 48 Minuten pro Woche kürzer, Teilzeitarbeitskräfte um zwei Stunden und 42 Minuten länger arbeiten. Hinter dem Wunsch der Teilzeitkräfte, ihre Arbeitszeit aufzustocken, steckt überwiegend das niedrigere Einkommen.

AK-Präsident Rudi Kaske erklärt: "Es muss etwas zwischen ausufernden Überstunden und Teilzeitfalle geben. Wir brauchen auf der einen Seite intelligente Formen der Arbeitszeitverkürzung und auf der anderen Seite mehr Unterstützung für jene, die ihre Arbeitszeit erhöhen wollen. Arbeitszeit muss intelligenter verteilt werden!" Der Arbeitsdruck nimmt zu. Der technische und organisatorische Wandel führt zu einer Verdichtung der Arbeit, zu mehr Stress und einer höheren seelischen Belastung. Intelligente Formen der Arbeitszeitverkürzung sind auch ein wichtiges Instrument, um eine Frühpension zu verhindern.

"Niemand hat Verständnis für überlange Arbeitszeiten angesichts von fast einer halben Million Menschen, die in Österreich Arbeit suchen", so Kaske. "Die Betriebe sollen ihren Personaleinsatz besser planen und neue Arbeitskräfte einstellen, statt den Menschen dauerhaft Überstunden aufzubürden." Eine Ursache für die langen Arbeitszeiten in Österreich ist das hohe Ausmaß an Überstunden. Eine Umrechnung der geleisteten Überstunden in Arbeitsplätze macht dies deutlich: 2014 wurden insgesamt 269 Millionen Überstunden geleistet. Das ist umgerechnet ein Ausmaß von rund 144.000 Vollzeitarbeitsplätzen. 21 Prozent der Überstunden wurde 2014 nicht bezahlt. Das entspricht umgerechnet 31.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Frauen wird mehr als ein Viertel (26,8 Prozent) der Überstunden nicht bezahlt (Männer: 19 Prozent).

Angesichts des deutlichen Wunsches der Vollzeitarbeitskräfte nach kürzeren Arbeitszeiten kann man davon ausgehen, dass keineswegs alle Überstunden freiwillig geleistet werden.

»zurück zu Jugend & Beruf«