"Leider gibt es zu viele dumme Hundebesitzer"

Von Ulrike Griessl   03.Oktober 2017

"Rottweiler biss zu: Kind auf Intensivstation". Schlagzeilen wie diese verbreiten in beinahe regelmäßigen Abständen Angst und Schrecken vor großen Hunderassen und werfen jedes Mal die Frage auf: Wie kann es sein, dass Besitzer großer Hunde ihre Tiere so gar nicht im Griff haben? Extrem betroffen, aber auch wütend ist die Kirchschlagerin Inge Eberstaller nach jedem Bericht über Bissattacken, so auch nach dem Angriff eines Rottweilers auf ein neunjähriges Mädchen vergangene Woche in Königswiesen (Bezirk Freistadt).

Die Präsidentin des Österreichischen Dobermannklubs ist seit vielen Jahren Hundetrainerin und Wertungsrichterin bei internationalen Hundewettbewerben für die Rassen Dobermann und Rottweiler und verurteilt verantwortungslose Hundehalter scharf. Im Gespräch mit den OÖN erklärt Eberstaller unter anderem, warum es grob fahrlässig ist, ein Kind mit einem großen, schweren Hund (Molosser) unbeaufsichtigt zu lassen.

 

Warum sitzen Hundebesitzer immer wieder dem Irrtum auf, ihr Hund sei völlig harmlos?

In ihrer grenzenlosen Liebe zu ihren Hunden verlieren leider viele Leute einen realistischen Blick darauf, dass jeder Hund unter gewissen Umständen zubeißen kann. Nur so kann ich mir erklären, dass es immer wieder zu Bissattacken kommt. Mich ärgern diese dummen Hundebesitzer ungemein, denn es wäre nicht nötig, dass Menschen zu Schaden kommen.

Sind Rottweiler grundsätzlich gefährliche Hunde?

Nein, bei richtiger Haltung nicht. Das Problem ist, dass Hunde dieser Rasse bis zu 60 Kilogramm wiegen und schon deshalb eine Gefahr für ein Kind darstellen. Es kann schon zu Verletzungen führen, wenn ein Rottweiler seine schweren Pfoten tollpatschig auf ein Kleinkind legt. Aber auch ältere, schwache Personen können so einen massiven Hund unmöglich im Griff haben.

Können Sie erklären, warum es auch beim Spiel mit vertrauten Hunden immer wieder zu Bissattacken kommt?

Das kann recht schnell geschehen. So zum Beispiel, wenn das Spiel mit der Zeit immer ausgelassener wird und der schwere Hund dabei ohne böse Absicht auf das Kind springt und es damit so erschreckt, dass es aufschreit und davonläuft. In dieser Situation kann es passieren, dass der Hund seinen Wehrtrieb reaktiviert, dem Kind nachläuft und es packt. Vor allem jungen Hunden darf man in solchen Situationen nie vollkommen vertrauen, auch wenn sie zuvor noch nie zugebissen haben.

Und wenn ein Rottweiler zupackt, kommt es so gut wie immer zu schweren Verletzungen, oder?

Genau. Denn molossoide Rassen wie der Rottweiler haben eine unglaubliche Kraft im Fang, sie zwicken nicht, sondern drücken ihr Kiefer bis zum Knochen zusammen. Dadurch kommt es immer zu schweren Verletzungen. Manchmal schütteln sie die vermeintliche Beute auch noch. Das macht alles noch schlimmer. Ein Rottweiler ist nun einmal kein Malteser oder Chihuahua.

Sollten also Familien mit Kleinkindern generell keine großen Hunde halten?

Nein, der Ansicht bin ich nicht. Ich hatte ja auch Familie und zum Teil drei, vier Dobermänner auf einmal. Man muss sich aber bewusst sein, dass für Hunde ebenso wie für Kinder niemals der Vertrauensgrundsatz gilt. Es kann also immer zu gefährlichen Situationen kommen. Deshalb darf man Hunde mit Kindern niemals unbeaufsichtigt lassen. Ich würde mir wünschen, dass alle Hundehalter die Körpersprache ihres Hundes verstehen lernen, denn nur so können sie rechtzeitig erkennen, wann ihr Tier in einen unsicheren, wehrhaften Triebbereich kommt und schlimme Vorfälle vermeiden.

 

Der Rottweiler

Herkunft: Bereits in der Römerzeit wurden Rottweiler gehalten. Die Tiere zogen mit den römischen Legionen über die Alpen, beschützten die Menschen und trieben das Vieh.

Optik: großer, stämmiger Hund mit viel Kraft, Wendigkeit und Ausdauer

Verhalten: Bei guter Führung ist der Rottweiler ein selbstsicherer und unerschrockener Hund. Er gilt als arbeitsfreudig, gehorsam und anhänglich.

Die Erziehung muss einfühlsam und konsequent sein. Der Hund muss von Anfang an wissen, dass er gehorchen muss. Er ist kein Hund für Anfänger.