"Autoritäre Führung": Schwere Vorwürfe gegen KTU-Rektor

Von Martin Dunst   10.Februar 2014

Gespannte Atmosphäre herrscht in den Gängen und Hörsälen der Katholisch-Theologischen Privatuniversität (KTU) an der Linzer Bethlehemstraße. Wie berichtet sind zwei führende Köpfe von ihren Leitungsfunktionen zurückgetreten: der stellvertretende Rektor Michael Rosenberger und die Leiterin des Instituts für Kunstwissenschaft und Philosophie, Monika Leisch-Kiesl. "Ich kann nicht mehr in führender Position arbeiten und die Uni nach außen vertreten", sagte Rosenberger. "Die Gesamtentwicklung, die die KTU in den vergangenen Jahren genommen hat, ist der Auslöser für meinen Rücktritt", ließ Leisch-Kiesl verlauten. Bischof Ludwig Schwarz wird Gespräche mit allen Betroffenen führen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden.

Harmonie ist Vergangenheit

Für Außenstehende kommen diese Misstöne überraschend. Die KTU hat sich einen guten Ruf erworben, das Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie soll im Herbst zur Fakultät erhoben, ein Lehrstuhl für Ethik eingerichtet werden. Was ist also der Auslöser für den Wirbel an der als aufgeschlossen und weltoffen geltenden Bildungseinrichtung?

"Ich musste in den vergangenen zwei Jahren erste Reihe fußfrei zusehen, wie aus einem harmonischen Kollegium ein autoritär geführter Universitätsbetrieb geworden ist", findet Universitätsdozent Artur Boelderl klare Worte und bricht die Mauer des Schweigens. Der Philosoph hat, wie er sagt, "nicht mehr viel zu verlieren". Seine Assistenz-Professur wurde im Vorjahr, nach 18 Jahren, nicht mehr verlängert, obwohl sich Kollegen und 200 Studenten für seinen Verbleib einsetzten, Rektor Ewald Volgger soll keinerlei Gesprächsbereitschaft in diese Richtung gezeigt haben. Boelderl zog vor das Arbeitsgericht. In erster Instanz wurde die Rechtsmeinung der KTU bestätigt, eine Berufung ist anhängig.

"Es gibt Differenzen"

Der ehemalige KTU-Mitarbeiter möchte seine Kritik nicht als persönlichen Feldzug verstanden wissen. "Ich hege keinen Groll gegen die Universität, es geht nicht um meine Person, sondern allgemein um den Stil, der an der KTU eingezogen ist. Rektor Volgger versucht gegen alle Widerstände, seine Linie durchzubringen." Diese Linie bedeute Rückgang des Mitspracherechts, Hinauszögern von Entscheidungen und Diskurs-Verweigerung. "Jede anderslautende Meinung wird als Störung empfunden." Bei Widerspruch argumentiere der Rektor entweder mit: Rom möchte das so! Der Bischof möchte das so! – oder mit: Der Landeshauptmann möchte das so! – ohne je einen Beleg dafür zu präsentieren." Schwere Vorwürfe, die allerdings 1:1 von KTU-Mitarbeitern, die anonym bleiben möchten, bestätigt werden.

Von Rektor Volgger gibt es dazu noch keine persönliche Stellungnahme. "Er ist auswärts im Einsatz", heißt es. Schriftlich teilt Volgger mit: "Im Zuge des strukturellen Aus- und Umbaus der Universität gibt es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der konkreten Gestaltung."