Wirbel an Linzer Theologie-Uni: Führungskräfte treten zurück
LINZ. Unruhe herrscht an der Katholisch-Theologischen Privat-Universität (KTU) Linz. Mit dem stellvertretenden Rektor Michael Rosenberger und der Leiterin des Instituts für Kunstwissenschaft und Philosophie, Monika Leisch-Kiesl, haben zwei ranghohe Mitarbeiter ihre Führungspositionen zurückgelegt.
"Es gab interne Spannungen darüber, welche die nächsten Schritte in der Entwicklung der Universität sind", sagt Rosenberger.
Die Universität befindet sich im Umbruch: Das Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie soll im Herbst zur Fakultät erhoben und das KTU-Statut geändert werden. Ein Lehrstuhl für Ethik ist in Planung. "Es geht nicht um die großen Linien, sondern darum, wie die Schritte umgesetzt werden sollen", sagt Rosenberger. "Auch um interne Prozesse, wie man zu Entscheidungen gelangt."
Diese Meinungsverschiedenheiten waren für ihn so schwerwiegend, dass er zurücktrat: "Ich kann nicht mehr an führender Position arbeiten und die Uni nach außen vertreten." Rosenberger, der von 2006 bis 2010 selbst zwei Funktionsperioden lang Rektor war, ortet allgemeine Unruhe an der Universität: "Ich bin sicher nicht der Einzige, der damit Schwierigkeiten hat, wie’s läuft."
Bischof sucht das Gespräch
Monika Leischl-Kiesl ist mit der Situation ebenfalls unzufrieden. Sie will keine Details nennen. Nur so viel: "Die Gesamtentwicklung, die die KTU in den vergangenen Jahren genommen hat, ist der Auslöser für meinen Rücktritt."
Rektor Ewald Volgger, der für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, hat die Rücktrittserklärungen an Bischof Ludwig Schwarz weitergeleitet. Dieser ist in Personalfragen letztverantwortlich, weil die KTU der Diözese gehört. Er habe noch keine Entscheidung gefällt, sagt Sprecherin Gabriele Eder-Cakl: "Er will im Gespräch mit den beiden nach einer konstruktiven Lösung suchen."
In derartigen Fällen treten ja leider meistens die Falschen zurück.
Worüber hat Bischof Ludwig Schwarz "noch keine Entscheidung gefällt"?
Ob die beiden zurücktreten?
Mit dem Verlassen von Michael Rosenberger und Monika Leisch-Kiesl wurde ein sichtbares Zeichen an der KTU gesetzt. Ein Zeichen, dass die Frage stellt: was passiert dort genau? Wie sieht es mit Informationen diesbezüglich aus? Die Stimmung an der Universität scheint ja nicht sehr gut zu sein, weshalb wird dies von der Kirche/Bischof unterstützt? Mich würden auch Informationen zum thematisierten Statut interessieren und wie dort kommuniziert bzw. nicht kommuniziert wird? Und mit Informationen meinen ich keine Stellungnahme des Rektors, sondern eine journalistisch-objektive Auseinandersetzung.
Das IKP unter Leitung von Monika Leisch-Kiesl war immer ein Ort der konstruktiven Disskusion, ein Ort wo eine diskursive Auseinandersetztung mit Bildender Kunst gefordert und gefördert wurde. Vielleicht kann mit dem Schritt von Monika Leisch-Kiesl und Michael Rosenberger dieser Status wieder herbeigeführt werden. Zu wünschen wäre es!
Na da werden sich Frau Prof. Leisch-Kiesl und Herr Prof. Rosenberger aber freuen, wenn sie beim Bischof antanzen und seinen "konstruktiven Vorschlägen" lauschen dürfen. Wahrscheinlich weiß aber der gute Glaubensmann selbst noch gar nichts von den ihm bevorstehenden Gesprächen (so die beiden überhaupt ihrerseits noch bereit sein sollten, solchen beizuwohnen) - er wird sie auch nicht suchen... Wer so stramme Vertreter wie Herrn Rektor Volgger ihres Amtes walten weiß, der wird sich nicht die Mühe machen, sich mit solch "Profanem" wie einem Ort hochqualifiziertester geistes- und kulturwissenschaftlicher Auseinandersetzung - der die KTU in ihrer positiven Entwicklung in den letzten Jahren zweifelsfrei war - auseinander zu setzen.
Schade! V.a. auch aus der Sicht einer zwangsweise in Wien domestizierten Linzerin. Wieder ein Hoffnungsschimmer weniger - ein Hoffnungsschimmer v.a. für die "Institution Kirche", der somit also nicht nur das Fußvolk, sondern auch ihre besten Köpfe den Rücken kehrt.
Da ich noch etliche Prüfungen abzulegen habe, möchte ich diesen Leserbrief anonym veröffentlichen.
Als Studierende habe ich wenig Einblick in die Uni-Politik, aber ich konnte doch einige Veränderungen bemerken. War die KTU vorher geprägt von kollegialen Miteinander, gemeinsamen Lehren, Lernen und Forschen, so habe ich nun den Eindruck, dass weder die Bedürfnisse Studierender noch wissenschaftlicher Fortschritt oder die Reputation der Uni im Zentrum des Interesses der (verbleibenden) Leitung stehen, sondern hauptsächlich persönlicher Machtausbau
Anders ist es mir nicht erklärbar, warum geschätzte, fachlich kompetente und wissenschaftlich hochqualifizierte Mitarbeiter (nationale und internationale Preise, Gastvorträge und Publiaktionen, Habilitationsschrift …) des Hauses hinaus komplimentiert werden. Sind sie vielleicht einfach zu hoch qualifiziert für einige Professoren, denen eben diese Qualifikationen im Lebenslauf fehlen?
Keine Frage: so manche Entscheidung von Prof. Leisch-Kiesl und Prof. Rosenberger wurde von Seiten der Studierenden kritisiert, dennoch war mit ihnen ein Diskurs möglich. Argumente wurden gehört, bedacht und in der Kommunikation und Entscheidungsfindung Demokratie und gegenseitiger Respekt gewährt.
Für mich stellt es sich so dar, dass wenn einem die konstruktiven Argumente ausgehen oder man vielleicht auch einfach keine hat, jene hinausgemobbt werden die welche haben und sich couragiert einsetzten für Studierende, qualitative Forschung, die Reputation der Universität und ein kollegiales Miteinander, wie es einer Katholisch-theologischen Universität angemessen ist.
Mein Dank und meine Hochachtung gilt also Prof. Leisch-Kiesl und Prof. Rosenberger für ihr Engagement, ihr Herzblut, das sie in ihrer Ämter gesteckt haben und die Art und Weise, wie sie nach außen und nach innen in Lehre und Uni-Alltag Christ-Sein gelebt haben und leben.
Da ich noch etliche Prüfungen abzulegen habe, möchte ich diesen Leserbrief anonym veröffentlichen.
Als Studierende habe ich wenig Einblick in die Uni-Politik, aber ich konnte doch einige Veränderungen bemerken. War die KTU vorher geprägt von kollegialen Miteinander, gemeinsamen Lehren, Lernen und Forschen, so habe ich nun den Eindruck, dass weder die Bedürfnisse Studierender noch wissenschaftlicher Fortschritt oder die Reputation der Uni im Zentrum des Interesses der (verbleibenden) Leitung stehen, sondern hauptsächlich persönlicher Machtausbau
Anders ist es mir nicht erklärbar, warum geschätzte, fachlich kompetente und wissenschaftlich hochqualifizierte Mitarbeiter (nationale und internationale Preise, Gastvorträge und Publiaktionen, Habilitationsschrift …) des Hauses hinaus komplimentiert werden. Sind sie vielleicht einfach zu hoch qualifiziert für einige Professoren, denen eben diese Qualifikationen im Lebenslauf fehlen?
In jahrelanger Arbeit haben Monika Leisch-Kiesl und ihre MitarbeiterInnen das Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie zu einem Lehrbetrieb aufgebaut, welcher den Vergleich mit den "großen" Instituten in Wien und Salzburg etwa, nicht zu scheuen braucht. Mit ihrem Einsatz und ihrer Kompetenz ist ein Ort entstanden, an welchem zeitgenössische Kunst mit fundiertem philosophischen Zugang erforscht werden kann - ein wissenschaftliches Unternehmen, das im deutschsprachigen Gebiet konkurrenzlos ist. Der Rücktritt von Monika Leisch-Kiesl ist der traurige Endpunkt ihres Kampfes gegen die zur Zeit an der KTU scheinbar übermächtigen reaktionären Kräfte, welche die Zukunft dieses Institutes gefährden und die Lehre ad absurdum führen wollen. Hut ab vor Monika Leisch-Kiesl und Michael Rosenberger, die durch ihren Rücktritt die Probleme öffentlich machen. Hoffentlich kann so eine positive Wende herbeigeführt werden! Ich wünsche es dem IKP, den vielen Studierenden und Linz als Universitätsstadt!