"Es ist eine Arbeit, die auf eine ganz besondere Weise belohnt wird!"
Elementarpädagoge Benjamin Titz sprach mit uns über seine Berufswahl und die Erlebnisse bei der täglichen Arbeit.
Wenn er von "seinen" Kindern erzählt, kommt Benjamin Titz ins Schwärmen. Der 23-Jährige arbeitet schon bald im dritten Jahr als diplomierter Elementarpädagoge im Kindergarten der Pfarrcaritas in Feldkirchen. Wir haben mit ihm über die schönen Seiten seines Berufs, die Herausforderungen und gesellschaftliche Vorurteile gesprochen.
Wie kam es dazu, dass du dich für diesen Berufsweg entschieden hast?
Ich wollte ursprünglich Lehrer werden und habe eine Ausbildung an der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) in Linz gemacht, die einen Grundstein fürs Lehramt bildet.
Die Ausbildung besteht aus den Bereichen Früherziehungspädagogik, Hortpädagogik und Kindergartenpädagogik. Nach der Schule habe ich mich dann dazu entschieden, als Elementarpädagoge zu arbeiten, und im Kindergarten der Pfarrcaritas in Feldkirchen begonnen.
Wie viele Kinder werden bei euch betreut, zu wievielt seid ihr?
Unser Team besteht aus zwölf bis fünfzehn Personen – Pädagogen, Stützkräfte und Assistenten –, die 50 bis 60 Kinder betreuen. Es gibt eine Unterteilung in Regelgruppen und Integrationsgruppen. Die Betreuung beginnt je nach Bedarf um sieben Uhr oder um halb acht und ist in eine Vormittags- und eine Nachmittagsbetreuung gegliedert.
Ich bin der gruppenführende Nachmittagspädagoge und betreue die Kinder vom Mittagessen bis zum Schlussdienst um 17 Uhr.
Was gefällt dir an dieser Arbeit besonders, was ist herausfordernd?
In der Arbeit mit den Kindern gibt es anstrengende und schöne Momente. Die schönen Momente machen die anstrengenden wieder wett. Es wird nie fad und jeder Tag bringt neue Challenges. Schöne Momente sind zum Beispiel, wenn man Fortschritte in der Entwicklung der Kinder sieht. Oder wenn man aus dem Urlaub zurückkommt und hört, dass die Kinder schon nach einem gefragt haben und diese einem gleich aufgeregt entgegenlaufen.
Schwere Tage gibt es auch mal, das ist normal. Ein Problem in diesem Beruf ist natürlich der Personalmangel. Das hat sich gerade in der Corona-Zeit gezeigt. Allgemein sind Sozialberufe chronisch unterbesetzt.
Was gehört alles zu deinen Aufgaben?
Zu meinen Aufgaben gehören Betreuung, Beobachtung, das weiterführende Fördern. Auch Erziehungsarbeit und die Zusammenarbeit mit den Eltern gehören dazu. Transparenz und ein guter Kontakt mit den Eltern sind sehr wichtig. Wir bereiten die Kinder auf die Schule vor und unterstützen sie dabei, spielerisch die Welt zu entdecken.
Begegnest du als Mann in deinem beruflichen Alltag Vorurteilen?
Ich selbst habe es zum Glück nicht erlebt. Ich habe ein super Team hinter mir und die Eltern der Kinder sind mir immer offen und voller Freude begegnet. Das Vorurteil, dass dieser Beruf ein "Frauenberuf" sei, hört man aber leider öfter, das habe ich auch während meiner Schulzeit mitbekommen.
Männer in solchen Berufen werden gedanklich außerdem immer wieder mit dem Thema Missbrauch in Verbindung gebracht. Es schwingt oft eine gewisse Grundskepsis mit. Ein Satz, den ich oft höre, ist: "Das ist ja süß, dass du mit Kindern arbeitest." Das irritiert mich ein wenig, denn schließlich handelt es sich um meinen Beruf, für den ich eine fünfjährige Ausbildung abgeschlossen habe.
Wie können Kinder von männlichen Pädagogen profitieren?
Für die Kinder kann es positiv sein, auch männliche Bezugspersonen zu haben. Besonders für jene, die in ihrem Alltag bzw. in der Familie keine positiv besetzten Männerrollen erleben.
Wieso, denkst du, ergreifen so wenig Männer solche Berufe? Welche Maßnahmen könnten dies ändern?
Hier spielen viele Faktoren mit. Gesellschaftliche Stereotype und Stigmata zum Beispiel, die oft auch in der Schule und in der Ausbildung zum Ausdruck kommen. Die Punkte Bezahlung und geringe Aufstiegschancen hindern auch einige. Manche Menschen vertreten immer noch die Meinung, Männer hätten in diesem Beruf nichts verloren. Gegen solche Denkweisen haben wir uns in der Ausbildung gemeinsam stark gemacht. In meiner Zeit an der BAfEP waren wir 30 Schüler und 600 Schülerinnen. Wir hatten aber eine gute Gemeinschaft und tolle Lehrer, haben auch andere Bildungsanstalten in Österreich besucht. Nach wie vor stehe ich mit vielen Menschen aus dieser Zeit in Kontakt.
Der Austausch miteinander ist wichtig und dass man sich gegenseitig unterstützt. Das sollte auch seitens der Institutionen und Ausbildungsstätten gefördert und die klare Botschaft vermittelt werden: Männer, wir brauchen euch, ihr seid gewollt! Denn Mann kann auch! In dieser Hinsicht hat sich schon viel getan, doch am Ziel sind wir noch lange nicht. Vielleicht gerade mal an der Startlinie.
Was kann man als Erwachsener von den Kindern lernen?
Im Hier und Jetzt zu leben! Kinder leben ganz intensiv im Augenblick. Es gibt im Alltag immer wieder Momente, in denen gefühlt alles schiefläuft, aber im nächsten Augenblick sieht es schon wieder ganz anders aus. Das Leben im Moment verlernen wir Erwachsenen leider irgendwann. Von Kindern können wir eine gewisse Einfachheit und Freiheit lernen. Dass es nicht immer nur um Arbeit, Geld und Machen geht, sondern auch ganz simple Dinge sehr schön sein können. Wenn wir es zulassen.
Hast du Tipps für andere, die einen ähnlichen Berufsweg einschlagen möchten?
Es ist ein super Job! Man sollte sich von Vorurteilen oder möglichen schlechten Erfahrungen in der Ausbildung nicht abhalten lassen. In der Praxis sieht vieles wieder ganz anders aus. Es ist herausfordernd, spannend und eine echt leiwande Arbeit. Mit Menschen zu arbeiten, ist sowieso etwas sehr Besonderes und wird auf eine ganz andere Weise belohnt, als das in anderen Berufen der Fall ist. Einige der Kinder, die ich betreut habe, werden mir immer im Gedächtnis bleiben.