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Zwischen Innovation und Unfreiheit

Von Dietmar Mascher, 20. Mai 2019, 00:04 Uhr
Zwischen Innovation und Unfreiheit
Bild: dm

Für Wirtschaftstreibende ist Singapur fast paradiesisch, die Lebensqualität ist hoch. Aber es gibt auch eine Kehrseite

Rudolf Amerstorfer ist wahrscheinlich jener Österreicher mit der größten Singapur-Erfahrung. Seit mehr als 30 Jahren leitet der 68-jährige Oberösterreicher die Niederlassung der Laakirchener Miba in Singapur, 1979 war er das erste Mal hier: "Ich habe gesehen, wie aus dem großen Dorf eine pulsierende Stadt geworden ist. Seit ich hier bin, hat sich die Einwohnerzahl von 2,4 auf 5,8 Millionen mehr als verdoppelt. Wo früher Wasser war oder Fischerdörfer standen, landen heute Flugzeuge oder stehen große Bauten."

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zählt zu den höchsten der Welt und liegt auch über Österreich. Es gibt praktisch keine Arbeitslosigkeit. Es fehlen die Fachkräfte, aber zusätzliche Leute werden kaum ins Land gelassen.

Amerstorfer wohnt gerne hier, wie 800 andere Österreicher auch, die es vorwiegend aus beruflichen Gründen hierher verschlagen hat. Firmen wie Rosenbauer, Doppelmayr, aber auch IT-Spezialisten machen hier gute Geschäfte. Wer sich auf der Halbinsel Sentosa zwischen Sandstränden, Universal- Studios und Urwald vergnügt, bewegt sich mit Doppelmayr-Seilbahnen fort. Mit denen fahren Erholungshungrige und Heiratswillige oft mehrfach im Kreis und zahlen dafür viel Geld. Insgesamt 1,5 Millionen Personen sind es im Jahr.

Kreditkarte statt E-Card

Es verwundert nicht, dass sich Singapur so gut entwickelt hat. Schließlich hat das Land geografisch eine gute Lage, von den Engländern das Rechtssystem übernommen und bietet daher hohe Rechtssicherheit. Es gilt als nicht korrupt, Englisch ist die Umgangssprache. Die Universitäten zählen zu den besten Asiens. Die Unternehmen zahlen maximal 17 Prozent Körperschaftsteuer, Privatpersonen maximal 22 Prozent Einkommensteuer. Die Beschäftigten haben keine Sozialversicherung, müssen aber mit ihren Dienstgebern je 20 Prozent des Einkommens ansparen, das später für die Pension verwendet werden muss. Während der Ansparzeit darf man das Geld nur für Krankenhauskosten verwenden. Und die seien hoch. "Statt der E-Card braucht man beim Arztbesuch zunächst die Kreditkarte", sagt Amerstorfer. Die hohen Immobilienpreise tragen auch dazu bei, dass zwar netto mehr vom Lohn bleibt, aber die Lebenshaltungskosten hoch sind.

Guter Boden für Start-ups

Singapur habe Hongkong den Rang als Messestadt abgelaufen, investiere viel in den Ausbau hochwertiger Tourismuseinrichtungen und habe auch den Ruf abgelegt, Zentrum für billige Fälschungen zu sein, sagt Österreichs Wirtschaftsdelegierter David Bachmann beim Besuch einer Wirtschaftskammer-Delegation in den vergangenen Tagen in Singapur.

Innovation werde großgeschrieben. Das beginne bei der Wasseraufbereitung und reiche bis zum Müllrecycling. Start-ups werden staatlich gefördert. Neue Unternehmen schießen aus dem Boden, darunter der Fahrdienstvermittler Grab Taxi, der Ubers Geschäfte im südostasiatischen Raum übernommen hat und mittlerweile auch eine Plattform für Zustell- und mobile Zahlungsdienste ist und E-Scooter vermietet.

Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat allerdings auch Kehrseiten. Man kann in Singapur zwar schnell Firmen gründen. "Bürokratisch ist das Land dennoch sehr", sagt Peter Vogelmann, Vertriebsmanager von Doppelmayr, über Genehmigungsverfahren und andere behördliche Aktivitäten. Dazu kommt, dass die Überwachung in Singapur massiv ist und die Demokratie als " illiberal" gilt. Verstöße gegen Gesetze, auch vermeintliche, werden rigoros bestraft, auch Stockschläge gibt es noch. Das erleichtert es natürlich, bestimmte Dinge rasch umzusetzen. Die Einschränkung des Individualverkehrs wird durch ein großzügiges öffentliches Verkehrsnetz und extreme Kosten auf Autoanmeldungen erreicht. Ein VW Golf komme hier auf 70.000 Euro, sagt Bachmann.

Amerstorfer sieht seine Zeit in Singapur dennoch nur als Lebensabschnitt. Hier bleiben will er nicht. Wenn er in Pension geht, ziehe er mit seiner Frau ins Mühlviertel, sagt er.

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Autor
Dietmar Mascher
Stellvertretender Chefredakteur, Leiter Wirtschaftsredaktion
Dietmar Mascher
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