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Zum ersten Mal exportiert Österreich mehr Lebensmittel, als es importiert

Von Ulrike Rubasch   07.Mai 2021

Knapp, aber doch: Die heimischen Bauern und Lebensmittelerzeuger verkauften erstmals (wertmäßig) mehr Produkte ins Ausland, als wir Österreicher umgekehrt von dort bezogen. Der Bio-Anteil betrug rund zehn Prozent. Die Differenz in der agrarischen Außenhandelsbilanz 2020 beträgt zwar nur zehn Millionen Euro, was bei einem Exportvolumen von 12,8 Milliarden Euro minimal ist. Das Plus ist jedoch umso bemerkenswerter, weil das Coronajahr mit dem stärksten wirtschaftlichen Einbruch seit 1945 auch für die Lebensmittelexporteure herausfordernd war. Und weil sich Österreich im "Ländermatch" mit Deutschland gut geschlagen hat.

Exporterfolg Deutschland

"Die Deutschen entwickeln immer mehr Appetit auf Lebensmittel aus den Alpen, der österreichische Käse wird in Deutschland wertvoller", sagte AMA-Marketing-Chef Michael Blass. Nach Deutschland exportieren wir (mit einem Kilopreis von 4,90 Euro) unseren qualitätsvollsten Käse.

Nach Deutschland, unseren Hauptmarkt und auch Hauptkonkurrenten im Lebensmittelsektor, stiegen die Agrarexporte am stärksten: Ausfuhren plus 6,2 Prozent, Einfuhren minus 3,5 Prozent. Das ergibt einen Handelsbilanzüberschuss von 270 Millionen Euro. Obst- und Gemüse-Ausfuhren dorthin stiegen wertmäßig um ein Viertel, Rindfleisch-Exporte um 8,5 Prozent. Den Löwenanteil machen Milchprodukte aus.

Der Anteil heimischer Agrar- und Lebensmittelexporte an den Gesamtexporten ist im vergangenen Jahr von acht auf neun Prozent gestiegen, das ist ein Allzeit-Hoch. Ein Phänomen, das laut Blass auch der Coronakrise geschuldet sei. Denn schon im Jahr der Finanzkrise 2009 sei dieser Anteil vergleichsweise stark gestiegen. "Hier war es wiederum die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, die die Volkswirtschaft stabilisieren konnte."

Den Grund für den Exporterfolg der Lebensmittelbranche sieht Blass in der jahrelangen Aufbauarbeit, rotweißrote Lebensmittel bekannter zu machen mit Messen, Verkostungen und nicht zuletzt über die Urlauber, die zu uns kommen und die Qualität der heimischen Speisen immer mehr schätzten. Den Hauptgrund sieht Blass in der "kooperativen Exportkultur", also in der guten Zusammenarbeit zwischen Bauern und Verarbeitern.

Gastronomie fehlte enorm

Der Hauptteil der agrarischen Exporte sind verarbeitete Produkte der Lebensmittelindustrie wie Energydrinks (Red Bull), Käse und Wurst. So sind auch die Ausfuhren der heimischen Lebensmittelindustrie mit 200 Unternehmen und 27.000 Beschäftigten um 3,5 Prozent gestiegen. "Die aktuellen Zahlen zeigen ein positives Bild", so Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer.

Trotzdem werde die Lebensmittelindustrie aufgrund des Ausfalls von Gastronomie und Tourismus sowie von Kulturveranstaltungen das Jahr 2020 mit einem Umsatzminus von 1,7 Prozent abschließen. Ob das 2021 noch aufzuholen ist, sei fraglich. Sie forderte eine Verbesserung der Coronahilfen für die Lebensmittelzulieferer, da diese "zu wenig treffsicher waren".

Im Herbst findet normalerweise die wichtigste europäische Lebensmittel-Leitmesse "Anuga" in Köln statt. Dort präsentiert sich Österreich traditionell gut. "Ich erwarte, dass sie, eben unter strengen Auflagen, stattfindet", so Blass. 2020 fiel sie aus.

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