Zinssenkung ab Herbst 2024? Experten wagen Prognose

FRANKFURT. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach Einschätzung der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute den Zinsgipfel erreicht.
"Die Institute gehen davon aus, dass die Leitzinsen aufgrund nur langsam sinkender Kerninflationsraten bis zum Sommer 2024 unverändert bleiben", heißt es am Donnerstag im Herbstgutachten der Ökonomen für die deutsche Bundesregierung.
Da sich ab Herbst 2024 die allgemeine Inflation wohl wieder spürbar und nachhaltig auf den EZB-Zielwert von zwei Prozent zubewege, "werden die Leitzinsen dann voraussichtlich wieder gesenkt". Der Hauptrefinanzierungssatz von aktuell 4,5 Prozent dürfte Ende 2025 bei drei Prozent liegen.
Geldpolitik soll nicht mehr straffer werden
Die EZB hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die Inflation die Zinsen zehn Mal in Folge angehoben - zuletzt Mitte September. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg damit von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Mit dem Zinserhöhungskurs will die EZB unter anderem den Kreditfluss und damit auch die Wirtschaft bremsen, sodass der Preisauftrieb im Euroraum abnimmt. Nach der jüngsten Zinserhöhung spekulieren auch die Finanzmärkte darauf, dass das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Mittelfristig peilt die Notenbank eine Inflation von zwei Prozent an. Davon ist sie momentan aber immer noch weit entfernt: Im August lag die Jahresteuerung im Euro-Raum bei 5,2 Prozent.
Die Institutsfachleute rechnen damit, dass die Geldpolitik der EZB bis 2025 insgesamt nicht mehr straffer wird. "Die bereits ergriffenen Maßnahmen dürften aber erst in den kommenden Quartalen ihre volle realwirtschaftliche Wirkung entfalten und dämpfend auf die Konjunktur wirken." Die Wirtschaft der Eurozone dürfte laut Herbstgutachten 2023 um 0,5 Prozent wachsen, im nächsten Jahr um 1,1 Prozent und 2025 um weitere 1,6 Prozent zulegen. Die Inflation im Währungsraum dürfte von 5,6 Prozent im Jahresschnitt 2023 auf 2,6 Prozent im kommenden Jahr sinken. Die Jahresteuerung wird demnach 2025 dann mit 2,1 Prozent fast die Zielmarke der EZB erreichen.