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Wie erging es den Einzelkämpfern?

Von Susanne Dickstein und Ulrike Rubasch   19.Juni 2021

Die Anzahl der Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und Einzelunternehmer (GmbH ohne unselbstständig Beschäftigte) ist in Oberösterreich in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 2020 waren 41.555 EPU bei der Wirtschaftskammer registriert, ohne Personenbetreuer, sprich Pflegekräfte aus dem Ausland. Mehr als die Hälfte der EPU sind in der Sparte Gewerbe und Handwerk, gefolgt von 25 Prozent im Handel und 15 Prozent in der Informationstechnologie. Die Männer sind bei den Einzelunternehmen in der Überzahl, wenn man die Personenbetreuer nicht einrechnet. Diese sind hauptsächlich weiblich.

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Seit 2009 ist Ingrid Aigner-Schatz (39) in Neuhofen an der Krems selbstständige Schmuckdesignerin. Sie fertigt Trachten- und Designerschmuck und verkaufte ihn bis vor der Krise auf Messen und an Händler wie das Trachtenmodegeschäft Gössl in Linz. Bis vor Corona war ihr Erfolgsrezept der persönliche Kontakt und Verkauf ihrer Kollektionen. Durch die coronabedingten Kontaktsperren und Absagen von Messen, Veranstaltungen und den häufigen Ausfall von Firmenbesuchen war ihr Geschäft auf null eingebrochen. „Das war ganz schlimm für mich und meine Kunden. Ich hab da schon manchmal alles infrage gestellt.“

Die Mutter zweier Kleinkinder hatte sich bis dato gegen einen Onlineshop gewehrt, eben weil ihr der persönliche Kontakt in Bezug auf die hochwertigen, handgemachten Designerstücke so wichtig war und sie sich – durch Vermeiden des Internetverkaufs –  von der Konkurrenz der billigen Massenware abheben wollte. „Corona hat viel gewandelt. Ich habe mit Social Media und Onlineverkauf (seenberg.at, Anm.) begonnen – und ein Zusatzgeschäft mit einer neuen Käuferschicht in Deutschland gewonnen“, sagt Aigner-Schatz. Die diesbezüglichen Digitalisierungsförderungen seien sehr wertvoll gewesen.

Der Härtefallfonds habe der Einzelunternehmerin „als Tropfen auf den heißen Stein“ geholfen. Jetzt zieht das Geschäft wieder merklich an. „Alles in allem gehe ich gestärkt aus allem hervor.“

Großprojekte gestoppt

Dass die Digitalisierung durch Corona einen Schub erhalten hat, ist unbestritten. Das heißt nicht, dass die Pandemie automatisch goldene Zeiten für IT-Unternehmer brachte. „Mit dem ersten Lockdown haben meine Großkunden Projekte sofort gestoppt. Wenn die Gegenwart so fordernd ist, richtet man den Fokus nicht auf die Zukunft“, sagt der Rieder Unternehmer Christian Reich. Der 29-jährige Softwareentwickler hat sich vor sechs Jahren mit seiner Firma „Technologieengel Consulting“ selbstständig gemacht. Er berät Betriebe – von der Ein-Personen-Firma bis hin zu den Industriekunden in seiner Nachbarschaft–, wie sie neue Technologien bestmöglich nutzen.

Der Umsatz sei während der Corona-Monate um 40 Prozent eingebrochen. „Zu Beginn hat mir das schon Sorgen bereitet. Aber ich hatte Reserven, da muss man nicht gleich zusperren, wenn die Einnahmen einmal ausbleiben.“ Im Gegenteil: Der Unternehmer hat ein zweites Start-up gegründet, dass IT-Soforthilfe für Kleinstbetriebe anbietet. „Ich habe festgestellt, dass sie oft keine optimale IT-Unterstützung haben. Das biete ich seit drei Monaten auch an.“ 

Genau zum Start ins Unternehmerleben kam die Pandemie

Jahrelang hat die Handelswissenschafterin Karin Janecek neben ihrem Job im internationalen Projektmanagement Yogakurse angeboten. 2017 beschloss die verheiratete Mutter von zwei Töchtern, ihre Leidenschaft zum Hauptberuf zu machen. Sie absolvierte Ausbildungen zur Heil- und Sportmasseurin. Im Jänner 2020 startete sie in die Selbstständigkeit. „Als langsam die Geschäfte ins Laufen kamen, ging dieses ständige Auf- und Zusperren los“, erzählt die 53-Jährige. Im ersten Lockdown habe sie zunächst alles geschlossen: „Weil ich nie genau wusste, was ich wann aufsperren darf.“ Mit den Heilmassagen ging es rasch wieder los, weil sie als medizinische Dienstleistung angeboten werden durften, anders als die gewerblichen Massagen. „Ich habe gerechnet, dass ich zwei Jahre brauchen werde, bis ich einen entsprechenden Kundenstock haben werde. Mit Corona verzögert es sich ein bisschen. Aber ich bin zu drei Viertel dort, wo ich sein wollte.“ Auch mit den Yogakursen reagierte sie rasch und bot Onlineeinheiten an, die zumindest einen Teil des Umsatzentgangs abfedern konnten. „Ich freue mich auf den Herbst, wenn ich wieder Kurse in meinem Studio in Linz anbieten darf.“ 

„Arbeite jetzt weniger, lebe sparsamer“

Die gewerbliche Masseurin Eva-Maria Aigner aus Linz durfte in Lockdown-Phasen nicht arbeiten. Sie hatte das Glück, eine Berufsunterbrechungsversicherung zu haben, „die tatsächlich gezahlt hat“. So konnte sie die erste Corona-Zeit ohne Umsatzeinbußen durchstehen.

„Im Sommer 2020 haben mir die Kunden die Türen eingerannt, es gab ein großes Bedürfnis nach Berührung“, so Aigner. Sie hat ein strenges Hygienekonzept und bot ihren Stammkunden Gutscheine an, die ihr über die schwierigste Zeit halfen. Ihre Mitarbeiterinnen meldete sie ab und sie massiert jetzt allein. Dass sie im Jänner und Februar 2021 nicht wie im November und Dezember einen Teil des Umsatzverlustes ersetzt bekam, ärgert sie und „hängt mir jetzt nach“. Das Gute: „Der Krise habe ich zu verdanken, dass ich jetzt weniger arbeite und sparsamer lebe.“

Voll flexibel als Teamtrainer

Seit dem Lockdown im November 2020 hat Christian Palmetshofer aus Linz („Minds in Motion“) nur zwei Präsenz-Trainingstage gehabt. Der Outdoor-Teamtrainer hält normalerweise viele ein- oder mehrtägige Teamtrainings für Lehrlinge und Mitarbeiter im Jahr, wobei er mit erlebnispädagogischen Methoden arbeitet, die häufig Körperkontakt beinhalten. In Pandemie-Zeiten kein gutes Geschäftsmodell.

„Mit meinem Angebot und meinen Kunden hatte ich kaum die Möglichkeit, Ersatz zu finden, auch online nicht“, sagt Palmetshofer. Etliche Kunden – darunter BRP-Rotax, Greiner und Energie AG –  stornierten die Seminare, viele verschoben Termine. „Ich musste maximal flexibel sein.“ Doch in Summe kam er trotz massiver Umsatzeinbußen mit dem Härtefallfonds über die Runden, „und ab Juli ist der Terminkalender wieder voll“.

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19. April 2024