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Wenn Start-ups auf Leitbetriebe treffen: "Da prallen zwei Welten aufeinander"

Von Martin Roithner   15.Juni 2019

Wie passen junge, aufstrebende Firmen, die wenige Mitarbeiter und ambitionierte Pläne haben, mit etablierten Konzernen zusammen, die über langjährige Erfahrung verfügen und Hunderte oder Tausende Beschäftigte weltweit haben? Diese Frage stand am Donnerstagabend in der Linzer Tabakfabrik im Mittelpunkt. Der Start-up-Inkubator tech2b lud Vertreter von Industriebetrieben, Start-ups und Investoren zu einer Diskussionsrunde.

Einig waren sich die Teilnehmer, dass zwischen Großkonzernen und Start-ups eine Kluft herrscht. "Da prallen zwei Welten aufeinander", formulierte es Daniel Haider, stellvertretender Leiter des Beteiligungsmanagements der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich. Start-ups seien rascher in ihren Entscheidungen, aber auch risikofreudiger. Bei etablierten Unternehmen gebe es Prozesse, die länger dauern. "Beide Seiten dürfen bei einer Zusammenarbeit keine falsche Erwartungshaltung haben. Die Ziele gehören klar abgesteckt."

In dieselbe Kerbe schlug Markus Baldinger, in der Geschäftsführung des Grieskirchner Landmaschinenherstellers Pöttinger für Forschung und Entwicklung zuständig. Die Hausruckviertler schlossen sich der Vernetzungsinitiative Pier 4 an, um an Start-ups anzudocken. "Bei uns geht es um intelligente Maschinen und darum, Prototypen rasch herstellen zu können", sagte Baldinger. Mit einigen Start-ups arbeite Pöttinger bereits zusammen.

Wenn Start-ups auf Leitbetriebe treffen: "Da prallen zwei Welten aufeinander"
Interessierte Zuhörer bei der Diskussion

Ein Mitarbeiter für die Start-up-Suche

Die Herausforderung der digitalen Transformation betrifft auch den Schwertberger Maschinenhersteller Engel. "Wir können nicht alle Bereiche abdecken", sagt Gerhard Dimmler, Bereichsleiter der Produktentwicklung. Deshalb stellte Engel vor einem Jahr einen Mitarbeiter ein, der sich nur darum kümmert, geeignete Start-ups zu finden. Denn: Nicht immer steht die richtige Firma auf Anhieb parat. Die hohe Zahl an Start-ups erschwert die Suche.

"Gefunkt" hat es zwischen dem Linzer Start-up View Promotion und dem finnischen Lifthersteller Kone, der auch ein Tochterunternehmen in Österreich hat. View Promotion hat sich auf multimediale Sicherheitssysteme für Aufzüge spezialisiert. "Wir haben ein Display entwickelt, damit Menschen im Lift etwa mit Einsatzkräften interagieren können", sagte Firmenchef Johannes Schober. Das fand Anklang bei Kone. "Die Entwicklung ist so schnelllebig, dass wir auf externe Hilfe zugreifen", erklärte Kone-Verkaufsmanager Bernhard Henzl.

Dass sowohl für Großkonzerne als auch für Start-ups Geschwindigkeit essenziell sei, unterstrich Thomas Rittenschober, Chef des High-Tech-Unternehmens Seven Bel aus Leonding. Das Start-up beschäftigt sich mit akustischen Kameras. Dabei erfassen Mikrofone Schallquellen und erzeugen ein Bild, das etwa mit einer Wärmekamera vergleichbar ist. Diese Art der Messtechnik sei vor allem in der Autoindustrie gefragt. "Wichtig ist, sich als kleine Firma bei den Betrieben Gehör zu verschaffen", sagte Rittenschober.

Marie-Helene Ametsreiter vom Start-up-Finanzierer Speedinvest, der 250 Millionen Euro von Unternehmern verwaltet, führte einen weiteren Aspekt ins Treffen: "Kapital ist das eine, der Marktzugang das andere." Oft würden Start-ups schon am strategischen Aufbau ihrer Firma scheitern. Kontakte seien essentiell.

Der aus Linz stammende Investor Herbert Gartner, Chef des Grazer "Investorenclubs" eQventure, riet hingegen Industriebetrieben, an Geschwindigkeit zu gewinnen. Dies könne einerseits mit Kooperationen und andererseits mit Zukäufen von Start-ups gelingen.

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