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"Verpflichtender Recycling-Anteil für Kunststoffe"

Von Ulrike Rubasch   17.Oktober 2020

Österreich laufe Gefahr, vom Vorreiter zum Nachahmer in der Recycling-Wirtschaft zu werden, sagt Manfred Hackl. Der Chef des Recycling-Maschinenbauers Erema zielt damit in erster Linie auf die Pfand-Diskussion für Plastikeinwegflaschen ab, die sehr kontrovers geführt wird. Nur weil das Pfand in anderen Ländern eingeführt sei, müsse es in Österreich, wo bereits 70 Prozent der Kunststoffgetränkeflaschen gesammelt werden, nicht automatisch sinnvoll sein.

"Die Kunststoffgetränkeflaschen machen weniger als ein Prozent vom Gesamtabfall aus. Die Steigerung der PET-Flaschen-Recyclingquote trägt zum EU-Ziel, bis 2030 55 Prozent aller Kunststoff-Verpackungsabfälle zu recyceln, nur noch minimal bei", so Hackl. In der Millionenstadt Wien würde praktisch der gesamte Kunststoff in den Restmüll geworfen. Dort gelte es anzusetzen. Wien ist überhaupt ein Sonderfall: Dort wird laut Handelsverband derzeit nur ein Drittel aller Plastikflaschen getrennt gesammelt, was den nationalen Durchschnitt stark nach unten drückt.

"Wir müssen größere Hebel als nur PET-Flaschen suchen, und zwar bei anderen Kunststoff-Fraktionen", die getrennt gesammelt und wiederverwertet werden könnten. In Österreich fallen jährlich pro Person 42 Kilogramm Plastikmüll an. Die EU-Vorgaben machen ohnehin Druck: Bis 2025 müssen 50 Prozent und bis 2030 55 Prozent der Kunststoffverpackungen recycelt werden. Dazu müsste jedoch das Sammelsystem vereinheitlicht werden. "Die Recycling-Industrie bekommt zu viele verschiedene Kunststoffe aus den Sammelsystemen", sagt Hackl. Selbst in Oberösterreich ist es mit Gelbem Sack und ASZ uneinheitlich.

Mit Recycling CO2 sparen

Einen weiteren wichtigen Hebel zur Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft sieht Hackl darin, für die Herstellung von Produkten aus Kunststoff verpflichtende Mindestquoten für den Einsatz von Regranulat, also wiederverwertetem Kunststoff, festzuschreiben. Man könnte für Druckergehäuse einen Recyclat-Anteil von 30 Prozent per 2025 vorschreiben, nennt der Firmenchef nur ein Beispiel. "Das würde in der Industrie die Geschwindigkeit, auf Kreislaufwirtschaft und Recycling umzustellen, deutlich erhöhen."

Neuer Standort St. Marien

Die globalen Markenartikler wie Coca Cola würden schon in diese Richtung handeln, zeige die Nachfrage nach Recyclinganlagen aus dieser Ecke, denn sie wollen CO2 einsparen. Wenn sie Regranulat für ihre Flaschen verwenden, sparen sie 20 bis 30 Prozent CO2 ein, sagt Hackl. Von der Idee, den Kunststoffverarbeitern (zum Zwecke des einfacheren Recyclings) vorzuschreiben, welche Kunststoffe sie in Kombination verwenden dürfen, hält Hackl hingegen nichts.

Die Nachfrage auch nach gebrauchten Recycling-Anlagen steigt, weshalb Erema sein Tochterunternehmen UMAC für Gebrauchtanlagenhandel und -service mit Jänner 2021 aus der Steiermark nach St. Marien bei Neu-hofen auf ein größeres Gelände holt. Ein Teil der rund zehn Mitarbeiter kommt mit. Das Gelände wurde kürzlich nach der Insolvenz des Autozulieferers High Tech Industries AG (HTI) und seiner operativen Tochter Gruber & Kaja samt Gebäude ersteigert. Der Erema-Hauptsitz in Ansfelden bleibe erhalten, versichert Hackl. Gerade wurde in eine neue Halle für ein Vorführzentrum um drei Millionen Euro investiert.

Erema mit rund 550 Mitarbeitern hat im Geschäftsjahr 2019/20 einen Gruppenumsatz von 205 Millionen Euro erwirtschaftet. Corona verursachte unterm Strich keine Umsatzeinbußen. Ab Juni hätten die Aufträge wieder angezogen, wodurch man jetzt bis Mai 2021 "gut ausgelastet" sei. Die Planbarkeit liege somit höher als noch vor wenigen Jahren, man werde jedenfalls weiter wachsen, "weil sich die Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln muss".

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