Ricos Erfolg mit Ketchup und "Kuchenbackformen"
THALHEIM. Im Jahr 2018 hat der Werkzeugbau- und Spritzgussspezialist Rico am Sitz in Thalheim ein neues Werk eröffnet. Vor kurzem sind in Thalheim aber erneut die Bagger aufgefahren.
Im Jahr 2018 hat der Werkzeugbau- und Spritzgussspezialist Rico am Sitz in Thalheim ein neues Werk eröffnet. "Wir sind davon ausgegangen, dass die Fläche bis 2025 reichen wird", sagt Geschäftsführer Markus Nuspl. Vor kurzem sind in Thalheim aber erneut die Bagger aufgefahren. 10.700 Quadratmeter zusätzliche Fläche entstehen (Produktion, Lager, Büros). 25 Millionen Euro werden investiert, sukzessive sollen 100 neue Arbeitsplätze dazukommen. Die Zeiten seien unsicher, der Schritt aber alternativlos: "Wir platzen aus allen Nähten."
Rico wurde 1994 gegründet und hat zwei Standbeine: Einerseits ist das Unternehmen als Werkzeugbauer tätig. "Wir bauen Spritzgusswerkzeuge", sagt Geschäftsführer Markus Nuspl: Diese könne man sich vorstellen wie "Kuchenbackformen", in denen Kunststoff- und Silikonteile hergestellt würden. Zwei Drittel dieser Werkzeuge fertigt Rico für den eigenen Gebrauch. Andererseits werden Silikonteile in Serienproduktion gefertigt. "Es sind mehrere Milliarden Teile im Jahr. Wir haben einen sehr guten Branchenmix", sagt Nuspl: Produkte von Rico werden an Autobauer ebenso geliefert wie an Haushaltsgeräte- und Sanitärhersteller und die Medizinindustrie. Die Bandbreite reicht von Dichtungsteilen für die Autoindustrie über Teile für Kaffeemaschinen, Geschirrspüler und Duschköpfe bis hin zu Schnullern, Teilen für Beatmungsmasken, Aufsätzen für Babyflaschen und Einsätzen für Ketchupflaschen.
Stark gefragt in der Medizin
Der Automatisierungsgrad bei Rico ist hoch: Gearbeitet wird bis 18 Uhr, die Maschinen laufen die Nacht durch. Der Umsatz lag im abgelaufenen Geschäftsjahr (per 31. 12.) bei rund 50 Millionen Euro. Heuer sollen es 55 Millionen Euro sein. 300 Mitarbeiter sind beschäftigt, 15 Lehrlinge haben soeben begonnen. Silikon habe sehr gute Werkstoffeigenschaften, sei zum Beispiel sehr gut verträglich für den Menschen, sagt Nuspl: Der Markt verzeichne jährlich gute Wachstumsraten. Vor allem die Nachfrage aus dem Medizinbereich sei stark wachsend.
Für den Silikonspritzguss wird allerdings viel Strom gebraucht: Der Rohstoff wird bei Raumtemperatur in die Formen gefüllt und dann erhitzt, wofür es viel Energie braucht. "Der stark gestiegene Strompreis ist eine große Herausforderung für uns", sagt Nuspl. Eine Strompreisdeckelung sei notwendig, auch um die globale Wettbewerbsfähigkeit nicht zu verlieren. Die Exportquote von Rico liegt bei mehr als 95 Prozent, die Teile gehen in die ganze Welt.
Nuspl ist seit 2018 Geschäftsführer. In diesem Jahr wurde die Holding gegründet, zu der neben den beiden Thalheimer Betrieben Rico und HTR noch Silcoplast in der Schweiz sowie Simtec in Florida gehören. Die Rico-Gruppe beschäftigt 500 Mitarbeiter, 2021 wurden 80 Millionen Euro Umsatz erzielt.