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Plastik: "Ohne Kreislaufwirtschaft geht es nicht"

Von Sigrid Brandstätter   16.November 2019

"Am Anfang tut es erst einmal weh, wenn ein Unternehmen wie das unsere auf einmal mitten drin ist in einer Plastikdiskussion", sagte der Vorstandschef des Kunststoffverarbeiters Greiner, Axel Kühner. Der gerade 49 Jahre gewordene erste familienfremde Vorstand war am Donnerstagabend zu Gast bei "Wirtschaft aus erster Hand". Diese Veranstaltungsreihe von VKB-Bank und OÖNachrichten fand dieses Mal mit Kunden und Freunden der Regionalbank im Linzer Wissensturm statt.

Kühner erklärte im Gespräch mit Wirtschaftsressortleiter Dietmar Mascher, wie sich das Unternehmen mit dem Plastikbashing auseinandersetzt und die Kunststoffindustrie weiterentwickeln wird: 2016 habe sich Greiner eine Nachhaltigkeitsstrategie verpasst – also bevor die Diskussion über "das böse Plastik" richtig losging. Ziel: "Wir streichen dort Kunststoff, wo es eine bessere Lösung gibt."

Ein einziges Produkt, ein großer Kanister für Wasserspender, musste aus dem Programm genommen werden. Das Material enthalte Weichmacher. Er skizzierte die Weiterentwicklung der Branche: Noch mehrere Jahre würden die Verfahren zum mechanischen Recycling, also Sortieren, Schreddern, Wiederaufbereiten, verfeinert. "Zwei, drei Jahre haben wir noch eine intensive Diskussion über Plastik und Plastikmüll. Da kann der Konsument durch sorgfältiges Trennen mithelfen", sagt Kühner.

So würden viele Joghurtbecher mit Kartonhülle nicht zerlegen. "Das ist nur eine Handbewegung." Die Sortieranlagen schaffen es aufgrund des unterschiedlichen spezifischen Gewichts der verschiedenen Fraktionen, diese gut zu trennen.

Derzeit arbeiteten die verschiedenen Spieler in der Industrie daran, chemisches Recycling, also die chemische Wiederaufbereitung, marktreif zu entwickeln. "Es führt kein Weg an einer Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie vorbei." In fünf bis zehn Jahren seien die Verfahren, die das ermöglichen würden, so weit ausgereift.

Derzeit liege die Schwierigkeit darin, dass die Wiederverwertung von Kunststoff nur bei stabiler, sortenreiner Trennung gut funktioniert. Ein Einsatz als Lebensmittelverpackung sei etwa nur möglich, wenn der Kunststoff schon als Lebensmittelverpackung gedient habe, erklärt Kühner. Das könne vorerst nur bei PET-Flaschen gewährleistet werden. "Unsere Joghurtbecher werden gemeinsam mit Scheibenreinigerkanistern entsorgt, damit geht das dort nicht", sagt der gebürtige Deutsche, der seit mehr als zehn Jahren mit seiner Familie in Österreich lebt. Künftig würden neben dem chemischen Recycling auch biobasierte Kunststoffe in großen Maßstäben zur Verfügung stehen. Aber nichtaus Rohstoffen, wie Mais, die auch als Lebensmittel benötigt würden, sondern aus Lebensmittelabfällen. Pfand auf Kunststoffflaschen befürwortet Kühner: "Man sollte dem einen Wert beimessen."

Axel Kühner über …

Fehler der Branche: „Die Kunststoffwelt hat die aufkommende Diskussion über böses Plastik viel zu lange ignoriert.“

Seine Aufgabe: „Die Firmengruppe so profitabel wie einen Konzern, aber so unkompliziert wie ein Familienunternehmen halten.“

Die Kraft des Familienunternehmens: „Da ist jemand, der dem Unternehmen seinen Stempel aufdrückt und sicherstellt, dass es nicht nur um Margen, sondern auch um Werte geht; etwa Loyalität, Sicherheit, Unkompliziertheit und dass der Mitarbeiter etwas zählt‘“.

Personalsuche: „Bestimmte Funktionen kann man in Kremsmünster kaum besetzen. Wir bauen daher in Wien einen Standort mit 20 Mitarbeitern in zentralen Funktionen als Ergänzung unserer Zentrale auf.“

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24. April 2024