Plastik: "Ohne Kreislaufwirtschaft geht es nicht"
LINZ. Wirtschaft aus erster Hand: Greiner-Chef Axel Kühner über die Zukunft von Plastik und chemisches Recycling.
"Am Anfang tut es erst einmal weh, wenn ein Unternehmen wie das unsere auf einmal mitten drin ist in einer Plastikdiskussion", sagte der Vorstandschef des Kunststoffverarbeiters Greiner, Axel Kühner. Der gerade 49 Jahre gewordene erste familienfremde Vorstand war am Donnerstagabend zu Gast bei "Wirtschaft aus erster Hand". Diese Veranstaltungsreihe von VKB-Bank und OÖNachrichten fand dieses Mal mit Kunden und Freunden der Regionalbank im Linzer Wissensturm statt.
Kühner erklärte im Gespräch mit Wirtschaftsressortleiter Dietmar Mascher, wie sich das Unternehmen mit dem Plastikbashing auseinandersetzt und die Kunststoffindustrie weiterentwickeln wird: 2016 habe sich Greiner eine Nachhaltigkeitsstrategie verpasst – also bevor die Diskussion über "das böse Plastik" richtig losging. Ziel: "Wir streichen dort Kunststoff, wo es eine bessere Lösung gibt."
Ein einziges Produkt, ein großer Kanister für Wasserspender, musste aus dem Programm genommen werden. Das Material enthalte Weichmacher. Er skizzierte die Weiterentwicklung der Branche: Noch mehrere Jahre würden die Verfahren zum mechanischen Recycling, also Sortieren, Schreddern, Wiederaufbereiten, verfeinert. "Zwei, drei Jahre haben wir noch eine intensive Diskussion über Plastik und Plastikmüll. Da kann der Konsument durch sorgfältiges Trennen mithelfen", sagt Kühner.
So würden viele Joghurtbecher mit Kartonhülle nicht zerlegen. "Das ist nur eine Handbewegung." Die Sortieranlagen schaffen es aufgrund des unterschiedlichen spezifischen Gewichts der verschiedenen Fraktionen, diese gut zu trennen.
Derzeit arbeiteten die verschiedenen Spieler in der Industrie daran, chemisches Recycling, also die chemische Wiederaufbereitung, marktreif zu entwickeln. "Es führt kein Weg an einer Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie vorbei." In fünf bis zehn Jahren seien die Verfahren, die das ermöglichen würden, so weit ausgereift.
Derzeit liege die Schwierigkeit darin, dass die Wiederverwertung von Kunststoff nur bei stabiler, sortenreiner Trennung gut funktioniert. Ein Einsatz als Lebensmittelverpackung sei etwa nur möglich, wenn der Kunststoff schon als Lebensmittelverpackung gedient habe, erklärt Kühner. Das könne vorerst nur bei PET-Flaschen gewährleistet werden. "Unsere Joghurtbecher werden gemeinsam mit Scheibenreinigerkanistern entsorgt, damit geht das dort nicht", sagt der gebürtige Deutsche, der seit mehr als zehn Jahren mit seiner Familie in Österreich lebt. Künftig würden neben dem chemischen Recycling auch biobasierte Kunststoffe in großen Maßstäben zur Verfügung stehen. Aber nichtaus Rohstoffen, wie Mais, die auch als Lebensmittel benötigt würden, sondern aus Lebensmittelabfällen. Pfand auf Kunststoffflaschen befürwortet Kühner: "Man sollte dem einen Wert beimessen."
Axel Kühner über …
Fehler der Branche: „Die Kunststoffwelt hat die aufkommende Diskussion über böses Plastik viel zu lange ignoriert.“
Seine Aufgabe: „Die Firmengruppe so profitabel wie einen Konzern, aber so unkompliziert wie ein Familienunternehmen halten.“
Die Kraft des Familienunternehmens: „Da ist jemand, der dem Unternehmen seinen Stempel aufdrückt und sicherstellt, dass es nicht nur um Margen, sondern auch um Werte geht; etwa Loyalität, Sicherheit, Unkompliziertheit und dass der Mitarbeiter etwas zählt‘“.
Personalsuche: „Bestimmte Funktionen kann man in Kremsmünster kaum besetzen. Wir bauen daher in Wien einen Standort mit 20 Mitarbeitern in zentralen Funktionen als Ergänzung unserer Zentrale auf.“
Tabula rasa bei Abschreibungen beschert Lenzing 600 Millionen Verlust
6 Prozent: Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich am höchsten
16 Monate vom Auftrag bis zum Geld: Rosenbauer muss schneller werden
Umkämpfter Modehandel: "Manchmal musst du das Gegenteil tun"
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Ich finde schade, dass das Bewusstsein und das Selbstverständnis für die Notwendigkeit eines Umdenkens offenbar nur aufgrund des Drucks von Außen passiert. Er tut es halt, weil er es tun muss, nicht weil er es für sinnvoll erachtet. Am liebsten wäre ihm, ee könnte einfach weitermachen wie bisher. Andere Firmen wie Erdal (Frosch) oder Claro sind da schon weiter.
> Er tut es halt, weil er es tun muss, nicht weil er es für sinnvoll erachtet.
Der Marktwirtschaftregelkreis ohne Quer-Einflüsse von Heuchlern, die aus 98% Festgehaltlern in Regierung, Medien und Unibetrieb bestehen und nur auf ihre Karriere achten müssen, würde weit besser funktionieren.
Aber das verachten die Undemokraten.
> "Das Material enthalte Weichmacher"
Sehr aufschlussreich!
Mich stören alle Verbundstoffe. Neuerdings ist wieder ein Joghurt im Regal, dessen Packung nicht bedruckt ist sondern mit einem bedruckten Papier umklebt, das nicht ablösbar ist.
Wieso das? Können die Verpacker selber Normen einrichten und damit die Lebensmittelhändler/-erzeuger in die Normen hinein zwingen? Oder ist der Deppengehorsam auf die Regierung/ auf Brüssel schon so ausgewachsen, dass sie kollegial nichts hinkriegen!
Blah Blah Blah, solange der wieder aufbereitete Müll mehr kostet als neue Rohstoffe wird sich nichts ändern, was jetzt geschieht ist vor allem heuchelnde Werbung der Konzerne
> heuchelnde Werbung der Konzerne
Die Fingerzeiger auf die pösen Unternehmen haben perfekt funktioniert.
Obwohl nichts auf der Welt auch nur annähernd so gut funktioniert wie der marktwirtschaftliche Regelkreis, solang keine Regierungen, keine Börsen, keine Kirchen, keine Professoren, keine Parteien und keine Medienheuchler dreinpfuschen.