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"Nur zehn Cent mehr auf ein Produkt würden der Branche schon helfen"

Von Susanne Dickstein   10.Februar 2020

Nachhaltigkeit ist gerade in aller Munde, so auch in der Lebensmittelerzeugung. Die heimischen Produzenten nehmen jedenfalls eine Vorreiterrolle ein, wie sich bei einem Branchentalk der Wirtschaftskammer diese Woche gezeigt hat. Die Investitionen und Mehrkosten für eine nachhaltigere Produktion müssen die Erzeuger aber selbst schlucken: Die Konsumenten seien in Österreich mit Aktionen wie "1 plus 1 gratis" zu Preiskäufern erzogen worden, sagen die Branchenvertreter.

"Es wird dauern, bis die Konsumenten diese Geiz-ist-geil-Mentalität wieder ablegen. Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten", sagt Gerald Hackl, Geschäftsführer der Linzer Vivatis-Gruppe (Efko, Inzersdorfer, Maresi). Jener Anteil des Haushaltseinkommens, der für Lebensmittel ausgegeben wird, liege in Österreich mittlerweile unter zehn Prozent. "In Frankreich und Italien ist das wesentlich höher", ergänzt Andreas Pfahnl, Geschäftsführer und Eigentümer des gleichnamigen Backmittelherstellers mit Sitz in Pregarten. Die Konsumenten würden zehn Semmeln um 99 Cent kaufen. "Drei davon werden dann wieder weggeworfen."

Die Nachhaltigkeit wird von den heimischen Lebensmittelerzeugern ganzheitlich gesehen. Sie soll die gesamte Lieferkette umfassen. Viel Wert wird auf regionale Lebensmittel gelegt: "Wir versorgen mit Gourmet täglich 330.000 Menschen mit Essen, vom Kindergarten bis zum Seniorenheim. Wir haben auf hundert Prozent Hühnerfleisch aus Österreich umgestellt", erzählt Hackl. Die Mehrkosten von 600.000 Euro habe man nicht weitergeben können. "Dabei würden der Branche nur zehn Cent mehr auf ein einzelnes Produkt schon helfen", sagt Pfahnl.

Auch die Brau Union, Österreich-Tochter des Heineken-Konzerns, bezieht ihre Rohstoffe wie Hopfen und Gerste weitgehend aus Österreich. "95 Prozent unseres Hopfens stammen aus Österreich. Bei Gerste liegen wir bei knapp 90 Prozent", sagt Markus Liebl, langjähriger Österreich-Chef des Bierkonzerns und aktuell Aufsichtsratsvorsitzender der Brau Union Österreich, zu der Marken wie Zipfer, Gösser und Puntigamer gehören. Liebl hält die von der EU und der neuen Bundesregierung definierten Klimaziele für richtig, allerdings für sehr anspruchsvoll. "Das wird viel kosten. Vor allem die Energieinvestitionen werden teuer. Ohne zusätzliche Förderungen durch die öffentliche Hand wird es nicht funktionieren."

Liebl plädiert dafür, die Wasserkraft in Österreich weiter auszubauen. Die Brau Union selbst investiert seit Jahren in Nachhaltigkeit: Am Brauereistandort Wieselburg etwa betreibt sie ein eigenes Wasserkraftwerk, das vergrößert werden soll. Im steirischen Göss wird eine Biogasanlage mit Brauerei-Reststoffen wie Treber betrieben. Das Dach der Brauerei Villach wurde mit Photovoltaik-Anlagen zugepflastert. Mit der Abwärme, die beim Vergärungsprozess entsteht, werden in Puntigam und Schwechat die benachbarten Siedlungen beheizt. "Es bedarf vieler kleiner Schritte. Aber im Konzern sind wir sicher Vorreiter", so Liebl.

Lebensmittel aus Oberösterreich

  • 2,4 Milliarden Euro betrug der Produktionswert der Lebensmittelindustrie in Oberösterreich im Jahr 2018. Damit sind die Lebensmittel die fünftgrößte Industriebranche im Land.
  • 5800 Mitarbeiter sind in der heimischen Lebensmittelindustrie beschäftigt. Die meisten davon in den Bezirken Vöcklabruck, Braunau und Linz.
  • 50 Prozent des Umsatzes werden außerhalb Österreichs erwirtschaftet. Die bedeutendsten Bereiche sind Getränke, Fleisch, Obst- und Gemüseveredelung sowie Backwaren.
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23. April 2024